Pläne für weitere Länder Britische "HuffPost" startet Anfang Juli

Kanadische "Huffington Post": Ende des Jahres in zwölf Länderausgaben
Hamburg - Die "Huffington Post" expandiert: Die erfolgreiche Nachrichtenseite von Arianna Huffington, die sich mittlerweile im Besitz von AOL befindet, startet am 6. Juli mit einer Ausgabe für Großbritannien. Das sagte Huffington am Dienstag in Cannes, wie "The Drum" berichtet . Nachdem AOL die Seite im Februar für 315 Millionen Dollar gekauft hatte, waren bereits im März Pläne zum internationalen Ausbau verkündet worden.
Bestätigt wurde jetzt nicht nur der Starttermin für Großbritannien, sondern auch für die nächsten Länder, die eine eigene Ausgabe der "Huffington Post" bekommen sollen. Als nächstes sei Frankreich an der Reihe, sagte Huffington. Ende des Jahres sollen spezielle Angebote für zwölf Länder verfügbar sein, darunter Australien, Indien und Lateinamerika. Der erste internationale Ableger war Ende Mai für Kanada online gegangen - laut Huffington ein "großer Erfolg".
Amazon stehe für Handel, Google für Suche - und AOL werde für Inhalte stehen, sagte der Unternehmenschef Tim Armstrong laut "The Drum". Man werde Risiken eingehen und mutige Schritte tun. Nachdem das Unternehmen die "Huffington Post" gekauft hatte, sollten 200 Stellen in den eigenen Online-Redaktionen gestrichen werden.
Im Februar hatte "Silicon Alley Insider" ein internes AOL-Strategiepapier veröffentlicht, aus dem ersichtlich wird, wie das Unternehmen die Seitenzugriffe auf seinen Portalen steigern will. Wie das in der Realität aussieht, beschreibt Oliver Miller , ein ehemaliger AOL-Mitarbeiter . Nach eigenen Angaben war er damit beschäftigt, über Fernsehserien zu schreiben. Dazu hatte er nur wenige Minuten lange Ausschnitte zur Verfügung und musste unter hohem Zeitdruck für wenig Geld arbeiten - Qualität war ganz offensichtlich Nebensache.
Auch ein Mitarbeiter der "Huffington Post" beschwert sich über seinen Arbeitgeber. Der unbezahlte Blogger hat dieses Jahr gegen das Unternehmen eine Klage angestrengt. Den Tausenden Hilfsarbeitern sei zwar keine Bezahlung für Texte in Aussicht gestellt worden, das Unternehmen habe sich aber an den Texten bereichert und den wahren Wert der Arbeit verheimlicht.
Die Erfolgsaussichten der Klage werden zwar als gering eingeschätzt - beleuchten aber dennoch das Geschäftsmodell der "Huffington Post": Viele freiwillige Blogger und einige gut bezahlte Journalisten erstellen ein Sammelsurium von Blog-Einträgen, gelegentlich eingestreuten investigativen Geschichten, Fotostrecken und viel Link-Verwertung. Die "Huffington Post" hat die Methode perfektioniert, aus interessanten Artikeln irgendwo da draußen im Web ein interessantes Detail zu extrahieren, daraus einen Kurzartikel samt Link zur Originalquelle zu schmieden und das Ganze mit einer möglichst klick- und suchmaschinenoptimierten Überschrift zu versehen.
Die "Huffington Post" sollte einst eine Art linksliberales Gegengewicht zu Kolportage-Websites wie dem rechten "Drudge Report" werden. Heute steht das Politische nicht mehr so sehr im Vordergrund. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE sagte Chefredakteurin Arianna Huffington zwar kürzlich: "Wir haben pro Monat weit über 25 Millionen unterschiedliche Besucher auf unserer Seite. 20 Prozent davon interessieren sich für Politik, das ist doch viel."