WeChat
Zensurvorwürfe gegen chinesische Messenger-App
Auf Anordnung von Behörden habe das chinesische Unternehmen Tencent Dutzende Nutzer der Messenger-App WeChat gesperrt, berichten Medien. Kritiker werfen der Firma vor, die Beiträge der Nutzer aus politischen Gründen zu zensieren.
Chinesische Mobilnutzerin: Überwiegend Journalisten und Aktivisten gesperrt
Foto: PETER PARKS/ AFP
Chinesische Behörden haben Medienberichten zufolge am Donnerstag veranlasst, die Accounts von etwa 40 Nutzern beim Kurznachrichtendiensts WeChat zu blockieren. Wie die Nachrichtagentur AP berichtet, seien die Nachrichten der gesperrten Nutzer öffentlich zugänglich gewesen und konnten somit von allen Mitgliedern abonniert werden. Teilweise folgten Hunderttausende WeChat-Mitglieder den Accounts.
Unter den gesperrten Nutzern sollen vor allem chinesische Journalisten und Aktivisten gewesen sein, die den Messenger nutzen, um Meinungsbeiträge zu politischen, wirtschaftlichen und juristischen Themen zu teilen.
Bürgerrechtler machen chinesische Behörden für die Aktion verantwortlich. Der Wissenschaftler und Internetaktivist Wen Yunchao sagte AP, die Zensur hänge mit der Tagung des Nationalen Volkskongresses in China zusammen, der am Donnerstag endete. Es sei die erste Aktion der Behörde für Internetsicherheit, die vor zwei Wochen ins Leben gerufen wurde. Deren Leiter, Xi Jinping, sehe das Internet als Bedrohung für die Partei, sagt Wen Yunchao, "und will die Rolle des Netzes bei politischen Fragen komplett abschalten".
Der Internetkonzern Tencent wehrt sich gegen die Vorwürfe, die Nutzer aus politischen Gründen gesperrt zu haben. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte das Unternehmen, man wolle die Übertragung von Pornografie, Gerüchten und Gewaltdarstellungen unterbinden. Um ein qualitativ hochwertiges Nutzererlebnis zu gewährleisten, "überprüfen und messen wir ständig auffällige Fälle von Spam, Gewalt, pornografischen und illegalen Inhalten", erklärte ein Konzernsprecher.
WeChat ist das chinesische Pendant zum Messenger-Service WhatsApp - und mit etwa 400 Millionen Nutzern ähnlich erfolgreich. Mit dem Dienst können sich die Nutzer gegenseitig kostenlose Text- und Sprachnachrichten senden, in Gruppen diskutieren und sich per Videotelefonie unterhalten. Tencent bewirbt seinen Dienst unter anderem mit Stars wie dem argentinischen Fußballprofi Lionel Messi.
Doch immer wieder gerät Tencent in die Schlagzeilen. Bereits im vergangenen Jahr war der Konzern kritisiert worden, als Nachrichten einiger Nutzer zensiert wurden und einige Wörter in Kurznachrichten nicht zugelassen waren. Wer beispielsweise die chinesische Bezeichnung des kontroversen Magazins "Southern Weekly" eintippte, bekam eine Fehlermeldung. Darin hieß es, die Nachrichten enthielten unerlaubte Wörter.