Preisvergleich im Netz Jäger des vermeintlichen Schnäppchens
Irgendwie sind wir alle ein bisschen Lukas: Lukas liebt Schnäppchen. Die Schnäppchen-Dealer lieben Lukas, den imaginären Prototypen des Online-Shoppers. Und doch: Glücklich werden sie nicht miteinander.
Sagen wir, der Lukas in uns allen möchte sich ein neues Telefon kaufen. Er liebäugelt mit dem iPhone. Das ist mächtig teuer, und Lukas hat wenig Geld. Also durchforstet er das Internet, auf der Suche nach günstigen Angeboten. Immerhin buhlen zig Preisvergleichsportale um seine Gunst.
Seine erste Anlaufstelle ist die Produktsuche von Google . Lukas gibt "iPhone" in die Suchmaske ein - und erschrickt über die Treffermenge. Bis vor wenigen Tagen waren hier auf den vorderen Listenplätzen ausschließlich Zubehörartikel anzutreffen. Die annoncierte "Sortierung nach Relevanz" fand nicht statt. Inzwischen häufen sich auch Angebote für das Handy selbst. Doch erstens muss man das Teil unter all den anderen erst einmal finden, und zweitens ist es teuer, denkt Lukas, und lässt die Resultate nach Kaufpreis absteigend sortieren: Im Falle des teuren Handys ist das logisch, weil so die billigen Zubehörteile, für die er sich nicht interessiert, erst auf den hinteren Seiten erscheinen.
Das Resultat: Lukas bekommt prompt einen Porsche 911 angeboten, für schlappe 129.000 Euro. Für Lukas ist das zu viel, für Google in Ordnung, schließlich besitzt das Gefährt eine - wie auch immer geartete - "iPhone-Vorbereitung". Intelligenz ist bei Maschinen und Software eben ein relativer Begriff und keine Schnäppchenseite und Produktsuche so gut, wie sie zu sein vorgibt.
Zugute halten könnte man der Produktsuche, dass sie sich noch immer in der Beta-Testphase befindet. Und wenigstens teilweise löst sie ihr Versprechen auch ein: "Über die Google Produktsuche können Sie alles finden - von gewöhnlichen Produkten zum günstigsten Preis bis zu den außergewöhnlichsten Produkten."
Auf der Preisvergleichseite der "PC Welt" fiel das Ergebnis ebenso düster aus. Zwölf Zubehörteile aus der Kategorie "Kopfhörer" fand sie im Test - aber kein Telefon. Wenigstens die "Auto-Halte-Vorrichtungen" fand Lukas (ohne Abbildungen) bei der Preissuchmaschine wieder. Beim Idealo-Preisvergleich gab es auch Handytaschen als Antwort auf die Suchanfrage "iPhone" - auch schön, aber leider irrelevant. Das Layout von Guenstiger , Geizkragen , Preistrend und den Preispiraten ließ ihn schnell weiterklicken. Auch der Besuch des Schottenlands war deprimierend; hier sparte man an Vorschaubildern und Kategorieübersichten.
Es geht besser
Aufgeräumter und übersichtlicher präsentierten sich andere Sites. Bei Heise hieß es etwa: "Es wurden Treffer in mehr als 10 Kategorien gefunden, bitte suchen Sie innerhalb der folgenden Kategorien oder verfeinern Sie Ihre Suche mit mehr Suchbegriffen."
Die Auflistung der Kategorien erspart dem Suchenden immerhin die Auto-Halterungen und Häkeltaschen. Billiger.de arbeitet ähnlich. Auch nicht verkehrt bezüglich Übersichtlichkeit die Ergebnisse von Evendi.de , Preis.de , Getprice.de und Preisvergleich . Ärgerlich ist beim letztgenannten jedoch, dass man aufgrund mehrzeiliger Sponsored-Links den Nutzer zum Scrollen zwingt.

Fotostrecke
In der Theorie ist das alles anders und einfacher - bei Google frohlockt man etwa: "Fast sofort, nachdem Sie einen Suchbegriff eingegeben haben, sehen Sie Fotos von relevanten Produkten und Links zu Shops, die diese Produkte verkaufen. Klicken Sie auf ein Produkt und lassen Sie sich direkt zu der Website leiten, auf der Sie das Produkt kaufen können."
Das nennt man wohl Optimismus.
Eine Meta-Suchmaschine täte Not. Dem Namen nach macht das Meta-Preisvergleich . Interessanter Ansatz, aber magere Ausbeute: Für das iPhone wurden "286 Ergebnisse aus 19 Quellen" gefunden (siehe Bildergalerie).
Tatsächlich ist die Schnäppchensuche eine mühsame Angelegenheit. Wo Preise günstig erscheinen, findet man sie kaum, wo die Treffermenge praktisch aufbereitet ist, sind Auswahl oder Ersparnis oft unzureichend. Es ist ein Elend.
Mancherorts wird die Verfügbarkeit des Produkts beim Händler nicht angezeigt respektive schlecht synchronisiert. Oder es fehlen Angaben zu den Versandkosten. Alles auf einen Blick? Das ist offenbar zu viel verlangt.
Es kommt einerseits auf die Größe an, in diesem Fall auf die Anzahl der Treffer, aber auch auf die Technik, in diesem Fall auf die Relevanz der Ergebnisse und ihre übersichtliche Sortierung. Und Geschwindigkeit alleine bringt nichts. Beispiel Preisroboter : Binnen 0,7 Sekunden findet der 3558 Ergebnisse für den Suchbegriff. Lässt man pro Seite zehn anzeigen, klickt man 356 Mal, um sicher zu sein, kein Schnäppchen zu verpassen. Aber ist es das, was man will? Wohl kaum.
Die Schwächen der Preisvergleicher - und wie man das Beste für sich herausholt
Leider geizen viele Sites bei den Produktbeschreibungen. Bei besseren Anbietern wird wenigstens jeweils eine Seite vorgeschaltet, auf der man Informationen zum Produkt findet, ehe man zum Shop weitergeleitet wird. Im Fall des Irrsinns bei Telefontarifen nützt es dem Kunden nichts, wenn lediglich die günstigsten Preise angeführt werden - dann muss man gleich dazu schreiben, dass die nur bei bestimmten Vertragsbindungen gelten. Auch das wird leider nicht immer deutlich angezeigt.
Doch es gibt durchaus lohnenswerte Services auf manchen Sites. Beim Preisvergleich wird immerhin gleich auf Nutzer- und Expertenwertungen hingewiesen - was im Falle des iPhones immerhin 23 sind. Auch andere Sites, etwa das Meinungsportal Ciao , warten mit mehr oder weniger guten Kommentaren, Produkttests und Rezensionen auf. Andere Anbieter bieten Statistiken zur Entwicklung des Warenpreises an und offerieren eine automatische Benachrichtigung per E-Mail, wenn der Preis ein zuvor bestimmtes Limit unterschreitet.
Objektivität beim Ausspucken der Ergebnisse versprechen die meisten Anbieter, insbesondere die größeren. Beispiel: "Google akzeptiert keinerlei Zahlungen für die Einbeziehung von Produkten in die Suchergebnisse. Die Suchergebnisse der Google Produktsuche werden durch unsere Rangermittlungssoftware erstellt."
Das ist schön und gut. Aber was nützt mir das, wenn ich mein Produkt damit nicht gleich finde?
Das ultimative Preisvergleichsportal existiert nicht. Zu unterschiedlich die Bedürfnisse der Schnäppchenjäger, das Portfolio der Anbieter, die Übersichtlichkeit, die Sortierung. Zwar hatte "Computerbild" im Vorjahr mehrere Sites getestet und Evendi.de zum Sieger gekürt, doch wie könnte es anders sein: Schon bloße Stichproben ergaben, dass andere Sites bei anderen Anfragen günstigere Angebote aufwiesen.
Auch in Foren und Meinungsportalen wie ciao.de gibt es Tausende Anpreisungen bestimmter Preisvergleichsportale. Auf deren Informationen aber ist kein Verlass: Denn dort kann jeder User sagen, dass er eine Ersparnis von soundsoviel Euro hatte. Auch wenn das stimmt, sagt es kaum etwas aus: Vielleicht hätte er anderswo mehr sparen können, vielleicht auch nicht.
Kurzum: Es gibt keine Schnäppchengarantie im Netz. Es kann durchaus sein, dass das Kaufhaus um die Ecke den gleichen Gegenstand gerade im Sonderangebot hat. Oder dass man ihn bei einem Auktionshaus günstiger bekommt, etwa wenn die Artikelbezeichnung dort mit Vertippern aufgeführt ist. Zudem ist es so, dass manche Händler ihre Preise unentwegt korrigieren oder eine sogenannte Tiefpreisgarantie einräumen. Soll heißen: Sieht man ein Produkt irgendwo günstiger und dokumentiert das, bekommt man die Preisdifferenz gutgeschrieben.
Unser Tipp daher:
Verlassen Sie sich nie auf einen einzigen Dienstleister
Besser sind zwei, drei Stichproben bei Sites, die einem sympathisch sind und deren Portfolio möglichst mit den eigenen Interessen übereinstimmt. Je genauer man die Artikelbezeichnung kennt, desto kürzer fällt diese Recherche aus. Alle anderen Angaben wie Verfügbarkeit, Transportkosten etc. sind sodann auf den Websites der Verkäufer final zu verifizieren.
Denn allzu oft entpuppt sich das teure, aber versandkostenfreie Angebot als billiger als das vermeintliche Schnäppchen - für das der Netz-Versender aber Porto verlangt, als verschicke er einen Umzugscontainer nach Australien. Eine weitere, nicht zu unterschätzende Kostenfalle sind Gebühren, wenn man die Vorab-Zahlung verweigert und auf Rechnung oder Nachnahme besteht.
Das sieht so aus, als wollte der Händler von solchen für den Kunden sicheren Zahlungsmethoden abschrecken und wirft so ein wenig günstiges Licht auf den Anbieter. Vorab-Kasse ist gerade bei Schnäppchen-Shops, mit denen man noch keine Erfahrungen hat, immer ein Risiko: Es schadet übrigens nie, vor einem Online-Kauf in Foren nach Beurteilungen der Händler zu suchen. Wenn das Verdikt "kassiert, aber liefert auch nach Wochen nicht" dort öfter auftaucht, sollte man sich den Kauf vielleicht noch mal überlegen.
Das Schlimmste aber an unserer wachsenden Schnäppchenjagd-Manie: Man kann sich dabei dusselig suchen.
Dabei ist zu überlegen, ob man sich für eine Ersparnis von wenigen Euro diese Mühe machen möchte, dazu gegebenenfalls einen neuen Account bei einem neuen Verkäufer einrichtet, Personendaten und Kontoverbindung preisgibt. Oft lohnt das kaum den Aufwand. Der Einkauf bei Händlern im Ausland ist dann noch mit besonderen Risiken behaftet.
Wer das Glück hat, einen guten Händler seines Vertrauens zu kennen, wird ihm treu bleiben wollen, nicht zuletzt wegen unbezahlbaren Services und Kulanzleistungen. Lukas jedenfalls kauft sein Telefon in seinem Stammshop im Internet. Man muss es auch einmal gut sein lassen, der Bequemlichkeit den Vorzug einräumen.
Auch das ist eine Empfehlung.