Privacy Sandbox für Android Google will Datenschutz bei Werbung auf Smartphones verbessern

Nach Apple will auch Google der Werbebranche mehr Datenschutz vorschreiben. Zu sehr möchte sich der Konzern vom iPhone-Hersteller aber nicht leiten lassen – und gewährt eine großzügige Übergangszeit.
Android-Maskottchen »Bugdroid« vor einem Google-Logo

Android-Maskottchen »Bugdroid« vor einem Google-Logo

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Nachdem Apple die Online-Werbebranche vergangenes Jahr mit neuen Datenschutzeinstellungen auf iPhones durchgerüttelt hat, muss sich die Branche langfristig auch bei Smartphones mit Googles Betriebssystem Android auf neue Spielregeln einstellen. Der Internetkonzern kündigte am Mittwoch an, in den kommenden Jahren Maßnahmen für einen besseren Schutz der Privatsphäre entwickeln zu wollen.

Die Basis für das bisherige Geschäft mit Onlinewerbung auf Smartphones ist eine Identifikationsnummer, mit deren Hilfe Werbetreibende Informationen über das Nutzungs- und Surfverhalten von Nutzerinnen und Nutzern sammeln. Auf Basis dieser Daten wird an diese Personen dann Werbung ausgespielt, die deren Interessen entsprechen soll.

Im vergangenen Jahr versetzte Apple dieser Technik einen schweren Schlag: Seit dem Update auf iOS 14.5 müssen App-Anbieter iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis bitten, wenn sie deren Verhalten über verschiedene Apps und Dienste hinweg nachverfolgen und analysieren wollen. Zahlreiche Menschen lehnen dies ab. Unter anderem der Facebook-Konzern Meta bekam das zu spüren und schätzte jüngst, dass die neuen Apple-Regeln seinen Umsatz dieses Jahr um zehn Milliarden Dollar drücken könnten.

Mindestens zwei Jahre Übergangsfrist

Google hat nun per Blogpost angekündigt , das Teilen von Nutzerinformationen mit Dritten – also etwa mit Datenhändlern der Werbeindustrie – künftig einzuschränken. Es wolle Werbelösungen finden, die ohne die bisherige Werbe-ID für die Datensammlung quer durch verschiedene Apps auskommen, teilte das Unternehmen mit.

Zugleich distanzierte sich Google – ohne Apple beim Namen zu nennen – von der Vorgehensweise des iPhone-Konzerns. Andere Plattformen hätten »einen anderen Ansatz für Ads Privacy gewählt«, etwa dadurch, dass sie vorhandene Methoden »unverblümt einschränken«, heißt es in dem Blogpost. Ohne eine entsprechende Alternativlösung sei diese Vorgehensweise »ineffektiv«, meint Google. Sie beeinträchtige so den Datenschutz und führe zudem »zu schlechteren Ergebnissen für Entwickler:innen«. Mit der »Privacy Sandbox für Android« wolle man selbst Werbesysteme entwickeln, die sowohl effektiv als auch datenschutzfreundlich sind, so Google.

Eine erste Vorabversion der neuen Lösung soll Entwicklern und Entwicklerinnen im Laufe des Jahres bereitgestellt werden. Die bestehenden Funktionen für Werbetreibende will Google aber noch »mindestens zwei Jahre lang weiter fördern«.

Googles besondere Position

Mit seinem Android-Betriebssystem hat Google einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent am globalen Smartphone-Geschäft. Der Rest entfällt im Wesentlichen auf iPhones. Zugleich ist die Verteilung von Land zu Land unterschiedlich. Im lukrativen US-Markt etwa wird der iPhone-Anteil auf rund 50 Prozent geschätzt.

Google sind bei Änderungen der Regeln zum Umgang mit Nutzerdaten angesichts der eigenen Rolle im Onlinewerbemarkt viel stärker die Hände gebunden als Apple. Der Internetkonzern wird aufmerksam von Wettbewerbshütern beobachtet und muss daher aufpassen, dass ihm nicht vorgeworfen werden kann, das eigene Anzeigengeschäft zu bevorteilen. Analysten von eMarketer erwarten, dass Googles Muttergesellschaft Alphabet im Jahr 2022 mehr als 171 Milliarden Dollar mit digitaler Werbung verdienen wird.

mak/dpa
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