Projekt Tango Google will 3-D-Modelle von Wohnzimmern anfertigen

Google-Project Tango: 250.000 Datenpunkte pro Sekunde
Google hat die Oberfläche der Erde vermessen. Doch das reicht dem Suchmaschinenriesen nun nicht mehr aus. Der Technikkonzern will auch das Innenleben von Büros, Flughäfen und Einkaufszentren digitalisieren. Auf dieses Projekt mit dem Namen "Tango" hat Google die Tüftler der Advanced Technology and Projects Group (Atap) angesetzt. Die Entwickler arbeiten derzeit an einem Smartphone, das in Echtzeit ein dreidimensionales Modell seiner Umgebung erstellen soll.
Laut Google muss der Nutzer das Gerät dafür lediglich durch den Raum tragen. Nach und nach werden dabei Wände, Treppen und Möbelstücke abgetastet und formen sich zu einem 3-D-Raster. In dem Smartphone stecken eine Kamera mit einer Auflösung von vier Megapixeln, ein Tiefensensor und ein Sensor, der Bewegungen aufzeichnet. Zwei Videoprozessoren messen die Rotation und die Bewegungsabläufe des Smartphones. Laut Google werden auf diese Weise mehr als 250.000 Datenpunkte pro Sekunde erfasst und in Echtzeit zu einem 3-D-Modell zusammengebastelt.
Wenn es nach Google geht, soll die Technik künftig in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Zunächst soll vor allem die Navigation in Räumen verbessert werden. Also überall dort, wo die GPS-Daten für die klassische Navigation nicht zum Smartphone durchdringen. Außerdem sollen sehbehinderte Menschen mit dem Smartphone ihre Umgebung in Echtzeit erfassen und mit akustischen Signalen vor Hindernissen gewarnt werden.
Doch Google denkt natürlich auch an den kommerziellen Einsatz der Technologie. So sollen Kunden ihre Wohnzimmer mit dem Smartphone scannen und vor der Shopping-Tour zuhause ausprobieren, welche neuen Möbel in das Zimmer passen. Eine bequeme Methode, um sich den mühsamen Weg durchs Möbelhaus abzukürzen. Aber wohl auch eine Möglichkeit für Google, zu erfahren, wie es in der Wohnung der Nutzer aussieht.
Das Atap-Team will in den kommenden Monaten 200 Entwickler-Sets an Programmierer schicken, die sich mit Navigation in Räumen befassen. Außerdem sollen Softwareschmieden mit dem Gerät ausgerüstet werden, um die Umwelt beispielsweise mit Videospielen zu verknüpfen. Google hat die Atap-Mitarbeiter nach dem Verkauf von Motorola behalten. Die Gruppe hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Digitalbrille Google Glass entwickelt. Ein Team, das sich alles andere als bescheiden gibt und bei Google+ mit den folgenden Worten beschreibt : "Wir mögen epischen Scheiß. Wir haben uns dafür entschieden, die Zukunft zu gestalten."