Verfügung von Jugendschützern Provider sollen Pornoportal xHamster sperren

Weil xHamster Kinder und Jugendliche nicht aussperrt, sollen die größten Internetanbieter Deutschlands den Zugang zu der Pornoseite nun komplett verhindern. Weitere Sperren können folgen.
Dem reichweitenstarken Pornoportal xHamster droht eine Netzsperre

Dem reichweitenstarken Pornoportal xHamster droht eine Netzsperre

Foto: Annette Riedl / dpa

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat die Sperrung des Pornoportals xHamster beschlossen. Die fünf größten Provider Deutschlands wurden von den Behörden aufgefordert, ihren Kunden ab sofort den Zugang zu der umstrittenen Website zu verweigern.

Mit der Eskalation ziehen die Behörden einen Schlussstrich unter ein fast zweijähriges Verfahren. Angebote wie xHamster hatten die strengen deutschen Jugendschutzvorschriften ignoriert. Deutsche Anbieter konnten auf dem Pornomarkt kaum noch konkurrieren, während mehrere Konzerne insbesondere mit Sitz in Zypern die Branche fast komplett übernahmen.

Mit der Sperrverfügung ziehen die Aufsichtsbehörden ihr schärfstes Mittel. Zuvor hatte die Landesanstalt für Medien NRW den Betreiber Hammy Media und auch den technischen Provider des Portals aufgefordert, ein Jugendschutzsystem einzusetzen, das den strengen deutschen Anforderungen genügt. Zudem hatten die Behörden die größten Internetanbieter aufgefordert, die Angebote freiwillig zu sperren. Die verweigerten jedoch eine Blockade auf Zuruf.

»Kinder schützen, nicht Geschäftsmodelle«

Nun soll den Unternehmen keine Wahl mehr gelassen werden. Die amtlichen Sperrverfügungen seien bereits von den zuständigen Landesmedienanstalten zugestellt worden, teilte die KJM am Donnerstag mit.

»Ein Pornoangebot für Erwachsene ist so lange kein Problem, wie technische Schutzvorkehrungen die gesetzlichen Standards zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sicherstellen«, erklärt der KJM-Vorsitzende Marc Jan Eumann. Da xHamster dies aber verweigere, bleibe nur die Sperrverfügung. »Wir schützen Kinder, nicht das Geschäftsmodell der Pornoindustrie«, sagt Eumann.

Die Kommission hatte in den vergangenen Jahren den Kampf gegen frei verfügbare Pornografie verschärft. In einem aktuellen Beitrag auf der Website der KJM  bezeichnet die Psychologin Tabea Freitag die Konfrontation von Kindern mit sexualisierten Inhalten als »eine Art von sexuellem Missbrauch«. Die Jugendschützer werfen den Portalen vor, ein Zerrbild von Sexualität zu vermitteln und damit auch Gewalt und anderen Formen des sexuellen Missbrauchs Vorschub zu leisten.

Klagen von Konkurrenten erfolglos

Gegenüber Medien hatte ein Vertreter der Hammy Media Ltd im vergangenen Jahr wiederholt Gesprächsbereitschaft signalisiert. Nach Angaben der Landesmedienanstalt NRW ist die Behörde mittlerweile mit einem Anwalt des Unternehmens in Kontakt, eine Anpassung des Angebots sei aber bisher ausgeblieben.

xhamster ist nur eins der Portale, gegen das die Behörden vorgehen. Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby hatten im vergangenen Jahr vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf gegen eine mögliche Sperre geklagt, waren aber im Eilverfahren gescheitert. Derzeit liegen die Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Unterliegen die Pornoanbieter auch hier, könnten weitere Sperrverfügungen folgen.

Weitere Prozesse könnten sich anschließen. So haben bereits im Vorfeld mehrere Provider angekündigt, eine Sperrverfügung rechtlich überprüfen und gegebenenfalls sogar klagen zu wollen. Allerdings hatten die Verwaltungsgerichte in Nordrhein-Westfalen bereits eine Sperrverfügung der Bezirksregierung Düsseldorf aus dem Jahr 2002 für rechtmäßig erklärt. Die Sperren, die sich unter anderem gegen eine US-amerikanische Neonazi-Website richteten, sind weiterhin aktiv. Und vor einem Jahr hatten sich mehrere Provider bereit erklärt, illegale Streaming-Portale auch ohne amtliche Verfügung zu sperren.

In Frankreich überprüft Pornhub das Alter

Auch im europäischen Ausland erhöht sich der Druck auf die Pornoportale. So arbeitet die britische Regierung an einem Gesetz mit dem Titel »Online Safety Bill«, das unter anderem Pornoanbietern eine Altersverifikation vorschreibt, aber nur langsame Fortschritte macht.

Die französische Medienaufsicht drohte ebenfalls mehreren Pornoportalen mit Sperren. Laut einem Bericht von »Le Figaro«  hat zumindest Pornhub für französische Nutzerinnen und Nutzer inzwischen externe Altersverifikationsdienste eingebunden.

Wenn die Portale auch in Deutschland nachrüsten, könnten sie die Sperren noch verhindern.

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