Prozesse Kanadischer Musikverband verklagt P2P-Nutzer

Das Beispiel des amerikanischen Musikindustrieverbandes RIAA macht Schule: Auch der kanadische Verband CRIA kündigt nun Klagen gegen P2P-Nutzer an. Der Trend zur harten Linie setzt sich durch.

In den USA ist es längst Teil des Downloader-Alltags, nun schließt sich der kanadische Musikverband Canadian Recording Industry Association CRIA der harten Linie an: P2P-Nutzer müssen Klagen wegen Copyright-Verstößen befürchten. In Deutschland ist es noch nicht soweit, aber auch das könnte kommen: Anfang Dezember forderte Bernd Dopp, Chef von Warner Music Deutschland, noch einmal eine "Auskunftspflicht von Providern gegenüber der Musikindustrie" ein. Die gibt es inzwischen in zahlreichen Ländern, sie ist die Grundvoraussetzung für die Musikindustrie, P2P-Nutzer abmahnen oder verklagen zu können.

Lange hatte sich die Industrie geziert, zu so drastischen Maßnahmen zu greifen. Diskutiert wurde, ob der abschreckende Effekt die negativen Image-Effekte aufwiegen würde: Schließlich geht es für die Industrie um die Frage, ob man die eigene potenzielle Kundschaft vor den Kadi zerren sollte.

Mittlerweile nehmen die Industrievertreter das weltweit als eine Frage der Notwehr wahr: Die Branche steckt in der tiefsten Krise, die sie je erlebt hat - und als Hauptgrund dafür gelten neben der flächendeckenden Verbreitung von CD-Brennern die Download-Börsen wie KaZaA.

Die seit rund zwei Jahren populärste P2P-Börse steht nach wie vor im Fokus der Beobachtung. Die erste Prozesswelle in den USA zielte vor allem auf KaZaA-Nutzer, und auch ihre Störaktionen mit Schrottdateien konzentriert die Industrie auf die P2P-Börse aus dem fernen Vanuatu.

Aufmerksam wurde beobachtet, dass dies tatsächlich etwas gebracht zu haben scheint: Zeitweilig fielen die Nutzerzahlen bei KaZaA um bis zu 20 Prozent. Heute sind sie wieder auf einem Level wie im Sommer 2003, doch herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sie höher wären, hätte es die harten Aktionen gegen KaZaA-Nutzer nicht gegeben.

Das Ziel: P2P-Börsen ausdörren

Die Klagen der Industrie sollen sich dabei vornehmlich gegen so genannte "Heavy User" richten, die besonders zahlreiche Dateien anbieten. Das zeigt bei P2P-Börsen wie KaZaA tatsächlich Konsequenzen: Während die Zahl der P2P-Nutzer nicht merklich abnimmt, werden heute deutlich weniger Dateien angeboten als vor sechs Monaten.

Die CRIA schließt sich nun der RIAA an und will auch vor den gerichten Druck machen. Reine Downloader haben in Kanada aber wahrscheinlich wenig zu befürchten: Hier ist die rechtslage noch unklar. Uploader jedoch, die Dateien über P2P-Börsen anbieten, könnten ohne Probleme verklagt werden. CRIA-Chef Brian Robertson: "Es ist völlig klar, dass das illegal ist. Das ist Vertrieb, und absolut ungesetzlich."

Robertson bezeichnet den Gang zum Gericht nach wie vor als "letztes Mittel", sieht aber keine Alternativen mehr: Die Umsätze der kanadischen Musikbranche brachen seit 1999 um mehr als 30 Prozent ein.

In Deutschland lobbyiert die Musikindustrie, eine Auskunftsverpflichtung der Internet-Provider gegenüber der Musikindustrie in den so genannten "zweiten Korb" der Urheberrechtsnovelle aufzunehmen. Damit würde auch hier zu Lande die Basis für Abmahnungen oder mehr geschaffen.

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