Radioempfang NDR schaltet seine Mittelwellensender ab

"Keine zeitgemäße Technologie mehr": Die meisten Landesrundfunkanstalten haben ihre Mittelwellensender schon eingestellt, am Montag zieht der NDR nach. Mit der Abschaltung soll vor allem Geld gespart werden.
UKW-Reiseempfänger (links) und Röhren-Radio: Die Mittelwellen-Sender werden überwiegend für Spezialformate genutzt

UKW-Reiseempfänger (links) und Röhren-Radio: Die Mittelwellen-Sender werden überwiegend für Spezialformate genutzt

Foto: Bernd Settnik/ dpa

Als eine der letzten Landesrundfunkanstalten der ARD-Familie will der Norddeutsche Rundfunk (NDR) kommenden Montag die Ausstrahlung seiner Programme über Mittelwelle (MW) beenden. Die Technologie sei teuer und ökologisch nicht mehr zeitgemäß, erklärte der NDR in einer Mitteilung .

Die Stromkosten seien hoch, die Tonqualität niedrig, zudem seien die technischen Möglichkeiten begrenzt. MW erlaube nicht einmal ein Angebot in Stereo. Durch die Abschaltung könne der NDR "mindestens einen mittleren sechsstelligen Betrag" einsparen.

Bislang wurde der Kanal vor allem für die Übertragung bedeutsamer Bundestagsdebatten und Fußballspiele, der ARD-Infonacht und des Seewetterberichts genutzt. Dieses unter dem Namen NDR Info Spezial zusammengefasste Nachrichtenangebot soll durch das Digitalradio DAB+, das Internet, die NDR Radio App und per Satellit (DVB-S) weiter zugänglich bleiben.

WDR und BR behalten MW-Angebot bei

Mit der Maßnahme reiht sich der NDR unter die Rundfunkanstalten ein, die sich bereits von der Mittelwelle verabschiedet haben. Dazu gehören der Südwestrundfunk, der Mitteldeutsche Rundfunk, der Hessische Rundfunk, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, Deutschlandradio Kultur und Radio Bremen. Als einzige Landesrundfunkanstalten behalten der Westdeutsche Rundfunk und der Bayerische Rundfunk ihr MW-Angebot vorerst bei.

Laut "Heise Online"  gibt es beim Deutschlandfunk Pläne, das hauseigene MW-Programm bis Ende des Jahres einzustellen. Freiwerdende Mittel sollten einem Deutschlandradio-Sprecher zufolge in DAB+ gelenkt werden.

Die Mittelwelle deckt im Hörfunk den Frequenzbereich ungefähr zwischen 530 Kilohertz und 1600 Kilohertz ab. Die Technik spielte beim Aufbau des Radios in Deutschland von den 20er-Jahren noch bis in die 50er-Jahre eine große Rolle. Seit der Nachkriegszeit verdrängte aber die Ultrakurzwelle (UKW) beim breiten Publikum diese Technik weitgehend.

Doch auch das analoge Radio über UKW wird immer wieder hinterfragt. Deutschlandradio-Intendant Willi Steul zum Beispiel hat sich wiederholt für eine Abschaltung starkgemacht. Ursprünglich sollten schon bis zum Jahr 2010 alle Radiosender ihren Sendebetrieb auf das digitale DAB (Digital Audio Broadcasting) umgestellt haben. Nach massiven Widerständen hatte der Gesetzgeber einen festen Termin gestrichen.

meu/dpa

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