Raubkopierer Millionenschwere Internet-Piraterie aufgedeckt

Die Polizei hat einen der weltweit größten Erfolge gegen kommerzielle Raubkopierer errungen. Vier Personen wurden verhaftet. Sie sollen rund 45.000 Kunden über das Internet mit illegalen Kopien neuer Kinofilme versorgt haben.

Berlin - Wie der "Tagesspiegel" berichtet, wurden am Donnerstag ein Münchner Rechtsanwalt und drei Thüringer unter dem Verdacht verhaftet, 45.000 Kunden über das Internet mit illegalen Kopien neuer Filme versorgt zu haben. Die an der Aktion beteiligte Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) sprach vom "vermutlich weltweit größten Schlag" gegen kommerzielle Anbieter von Raubkopien.

Über eine Internetseite hätten die Verdächtigten seit Juni 2003 rund 45.000 Kunden bedient und dabei knapp eine Million Euro eingenommen, zitierte die Zeitung die Staatsanwaltschaft Mühlhausen in Thüringen. Der Anwalt sei für Rechtliches, Buchhaltung und Finanzen zuständig gewesen. Er sei Mitinhaber einer Kanzlei, die im Auftrag der Industrie selbst gegen den illegalen Tausch von Computerspielen vorgegangen sei. Irgendwann habe er dann offenbar die Seiten gewechselt, berichtet das Blatt.

Die kostenpflichtige Internetseite www.ftpwelt.com habe nach Angaben der GVU monatlich bis zu 140.000 Euro Umsatz gemacht. Seit Juni 2003 haben die Raubkopierer so knapp eine Million Euro eingenommen. Ein Packet von drei Filmen kostete um 15 Euro. Einige Filme seien schon eine Woche vor ihrem Kinostart im Angebot gewesen. Bezahlt wurde per Kreditkarte, Überweisung oder über 0190er-Telefonnummern.

Die Einnahmen flossen wahrscheinlich über ein Konto der Kanzlei. Zudem scheint der Anwalt Aufträge an Rechenzentren erteilt zu haben, um das kriminelle Netzwerk auszubauen. Die "hohe kriminelle Energie" und das "hoch professionelle, konspirative Vorgehen" seien einzigartig, sagte GVU-Chefermittler Bernd Kulbe. Der Schaden für die Filmindustrie belaufe sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

Die Rechner standen offenbar im europäischen Ausland, während ein Einwahlprogramm interkontinentale Verbindungen vortäuschte. Registriert war die Seite über eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln. Auf die Spur der Betrügern brachte die Ermittler aber ein Hacker, der unbemerkt in das Computersystem eindringen konnte und monatelang Zugriff auf brisante Daten wie Abrechnungen, Kundendaten und Angaben zu den Rechenzentren hatte.

Anhand dieser Daten könnten die Behörden auch die Namen der Kunden herausfinden. Allerdings müssen sie offenbar keine Strafverfolgung fürchten, berichtet der "Tagesspiegel". Die Flut an Verfahren könnte die Justiz schlicht überlasten.

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