Rennen ums Weiße Haus Das Internet wählt Kerry
Die Entscheidung war eindeutig, ganz anders, als das bei der wirklichen Präsidentschaftswahl morgen zu erwarten ist. Der Demokratische Kandidat Kerry bekam 87.446 der insgesamt 113.552 Stimmen - 77,1 Prozent. Bush musste sich mit 9,0 Prozent begnügen. Die beiden Außenseiter Ralph Nader (Reformpartei) und David Cobb (Grüne) holten 6,7 beziehungsweise 3,8 Prozent.
"Selbst wenn Sie kein US-Bürger sind, wird die Wahl am 2. November große Auswirkungen auf ihr Leben haben", begründeten die Initiatoren von Globalvote2004.org ihre Aktion. "Die Idee von Demokratie erfordert, dass sie die Möglichkeit haben zu sagen, wer über unser Schicksal bestimmt."
Hinter Globalvote2004.org steht eine Gruppe Londoner Autoren mit dem Namen Benrik Limited . Auf der Seite Globalvote2004.org. durften Surfer aus aller Welt ihre Stimme bei der Präsidentenwahl abgeben. Wie bei der richtigen Wahl, standen sieben Kandidaten zur Auswahl: Neben Bush (Republikaner) und Kerry (Demokraten) noch Ralph Nader (Reformpartei), Michael Badnarik (Liberale), Michael Peroutka (Verfassungspartei), Walter Brown (Sozialisten) und David Cobb (Grüne).
Die meisten Stimmen (32.215) kamen aus Deutschland. Auf Platz zwei und drei der Länderstatistik folgen Großbritannien (17.641) und Kanada (8587). Die Entscheidung für Kerry fiel auf allen Kontinenten ähnlich eindeutig aus - überall kam er auf über 70 Prozent. Die einzige Ausnahme bildete die Region Naher Osten. Hier holte Bush immerhin 37 Prozent, Kerry kam auf 46 Prozent. Allerdings kamen aus der Region insgesamt nur 800 Stimmen.
Die Internetwahl war naturgemäß manipulierbar und keinesfalls repräsentativ. Um Tricksereien halbwegs zu begrenzen, verlangten die Organisatoren von jedem Teilnehmer die Angabe einer E-Mail-Adresse, an die nach der Stimmabgabe eine Nachricht mit Bestätigungslink geschickt wurde. Erst nach Anklicken dieses Links wurde die Stimme gezählt. Mit einer E-Mail-Adresse durfte nur ein Mal gewählt werden. Wer mehrere Mailaccounts nutzt, hatte allerdings auch mehrere Stimmen.
Aus den USA kam teilweise harsche Kritik an der Wahlinitiative. "Uns ist egal, was die Welt denkt", mailte eine Frau nach Angaben der Organisatoren. "Wir machen das, was das Beste für Amerika ist." Ein anderer Surfer schrieb: "Hört auf, euch in US-Angelegenheiten einzumischen, ihr Scheiß-Liberalen."
Ben Carey, einer der Initiatoren, betonte, dass Globalvote2004.org selbst unparteiisch auftrete. Der große Zuspruch zeige, "wie groß das Bedürfnis ist, eine Stimme bei der Wahl zu haben, deren Ergebnis alle betrifft." Stimmen seien aus 191 Ländern gekommen.