Angela Gruber

YouTuber gegen CDU Die Rache der Bots

In einem Video basht YouTuber Rezo die CDU. Die Partei reagiert zunächst genau so, wie es enttäuschte junge Menschen erwartet hatten: herablassend bis unfähig. Denn es war nicht das erste Kommunikationsdesaster.
Demonstration gegen Uploadfilter

Demonstration gegen Uploadfilter

Foto: IPON/ imago

YouTuber Rezo, 26, hat der CDU in einem 55-minütigen Video ordentlich eins mitgegeben. Die Videoplattform zählt Stand Donnerstagmittag bereits mehr als fünf Millionen Aufrufe.

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Die CDU reagiert mit einem Kommunikationsdesaster. Es ist nur der bisherige Höhepunkt der Entfremdung der Partei von jungen Menschen in Deutschland. Angebahnt hat sich diese schon länger.

Rezos Video ist eine einzige Zuspitzung - und ja, das ist eine Zumutung. Es ist trotz intensiver Recherchen radikal subjektiv. Es ist getrieben von einer ehrlichen Empörung über die Politik.

Das "Zerstör-Video": Warum ist es so erfolgreich?

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Herablassung und Hilflosigkeit

Rezo mag in seiner Kompromisslosigkeit nicht immer richtig liegen. Aber: Die ersten Reaktionen aus der CDU - unkoordiniert und vereinzelt wie sie waren - sind bezeichnend. Sie strotzten nur so vor Herablassung für den Kritiker und zeigten gleichzeitig, wie hilflos die Partei im schnellen Netz-Dialog war:

  • Marian Bracht, Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Union, warf Rezo "Meinungsdiktatur" vor.
  • Mehrere CDU-Mitglieder, etwa der Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer, sprachen von "Fake News".
  • Paul Ziemiak, der junge CDU-Generalsekretär, sagte, es würden viele "Pseudofakten" vermischt. Auf welche Aussagen sich seine Kritik konkret bezieht, ließ er offen.
  • Natürlich fand auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wieder einmal die falschen Worte. "Ich habe mich gefragt, warum wir nicht eigentlich auch noch verantwortlich sind für die sieben Plagen, die es damals in Ägypten gab", versuchte sie, das Video ins Lächerliche zu ziehen. Es sind tatsächlich zehn Plagen.
  • Ein ursprünglich für Mittwoch angekündigtes Antwort-Video mit dem 26-jährigen Abgeordneten Philipp Amthor wurde zwar gedreht. Es wird aber nicht online gestellt. Die Folge: 55 Minuten CDU-Bashing stand peinliche Stille gegenüber.

Mittlerweile hat die CDU immerhin ein mehrseitiges Dokument veröffentlicht , in dem sie Rezos Rant orientiert an seinem Stil Statistiken und Studien inklusive Links entgegensetzt und ihre Sicht der Dinge darlegt. Freilich nicht ohne - sinnfreie - Seitenhiebe wie: "Die Währung von YouTubern sind Klickraten. Die Währung einer Volkspartei wie der CDU ist Vertrauen."

Paul Ziemiak bot Rezo zudem ein Gespräch an.

"Ich bin kein Bot, nehmt mich ernst"

Ein gelungener Konter, eine wirkungsvolle Antwort auf dessen Video ist das nicht. Wie schon bei der Debatte um die EU-Urheberrechtsreform Anfang des Jahres zeigt die CDU, wie schwer es ihr fällt, mit YouTubern und auch anderen digital denkenden, jungen Menschen in den Dialog zu kommen - oder ihnen auch nur auf Augenhöhe zu begegnen.

Im Streit um die Urheberrechtsreform wurden Gegner der umstrittenen Uploadfilter als "Mob" bezeichnet und als "Bots" abgetan. Auf Demos hielten Protestierende daraufhin Plakate in die Höhe, auf denen stand: "Ich bin kein Bot, nehmt mich ernst."

Und auch bei der "Fridays for Future"-Bewegung zeigt sich immer wieder, wie schwer sich Politiker der CDU, aber auch anderer Parteien tun, die Anliegen junger Menschen ernstzunehmen.

Es hat sich daher viel Wut, Verbitterung und Enttäuschung darüber aufgestaut, wie erste politische Meinungsäußerungen der Jungen von den etablierten Parteien abgekanzelt und ignoriert werden, allen voran von der CDU.

Bereits im Februar trendeten die Hashtags #niemehrCDU und #niewiederCDU. Groß gemacht hatten sie deutsche YouTuber mit Millionen jungen Fans: Gronkh, die Lochis, Simon Unge.

Jetzt hat Rezo nachgelegt. Und findet sein Publikum.

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