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Fünf Jahre Firefox: Der Community-Browser

Schon ganz schön alt Firefox wird fünf

Ein halbes Jahrzehnt ist es her, dass der Mozilla-Browser Firefox antrat, dem übermächtigen Internet Explorer von Marktführer Microsoft Paroli zu bieten. Inzwischen ist der Herausforderer Teil des Software-Establishments - und sein Siegeszug hält an.

Es gab einmal eine Zeit, da musste man Firefox erklären: Viel zu viele PC-Nutzer waren sich gar nicht darüber im Klaren, dass es zu Microsofts Internet Explorer (MSIE) überhaupt eine Alternative gab. Noch mehr sahen nicht ein, warum man sich die Arbeit machen sollte, einen zusätzlichen Browser zu installieren und auszuprobieren. Der MSIE war quasi das Internet - und solange das lief, gab es keinen Grund, irgendetwas zu ändern.

So tat sich das Füchschen, das keines ist (siehe unten), anfänglich schwer: Zwar eroberte es die Nutzerschaft des Mozilla-Browsers im Sturm, weil die Software so viel schlanker und schneller war als ihre Vorläufer Mozilla und Netscape. Neue Nutzer aber wollten erst einmal erobert werden. Das geschah über die Jahre in sehr kleinen, aber sehr kontinuierlichen Schritten. Jeden Monat, jedes Quartal wurden es einige mehr.

Die Argumente, mit denen das anfänglich gelang: Das Prinzip, sich einem immer ausgeprägteren Monopol entgegenzustellen - und ein deutliches Mehr an Sicherheit. Denn während bei Firefox ein Heer von Open-Source-Programmierern dafür sorgte, dass der Browser sich nicht aufhängte, hatte Microsoft im Vertrauen auf die eigene Marktstärke die Entwicklung des MSIE lange Zeit sträflich vernachlässigt.

Alle gegen ein lahmes Schwergewicht

Denn so sah die Situation aus Anno 2004: Die MSIE-Konkurrenten Opera, Safari, Mozilla und Netscape teilten sich die Krumen, während der Internet Explorer mit einem Marktanteil von nahe 90 Prozent das Spielfeld dominierte. Technisch konnte er keinem der Konkurrenten das Wasser reichen, war notorisch langsam, von einer nicht enden wollenden Welle von Sicherheitsproblemen betroffen, aber übermächtig, weil auf jedem Windows-Rechner vorinstalliert.

Weil der MSIE Web-Standards zum Teil ignorierte und MSIE-eigene Spezifika pflegte, mussten Web-Seiten-Betreiber ihre Angebote für den MSIE optimieren - woraufhin die Konkurrenz schlecht aussah, weil sie manche Seiten nicht korrekt darstellen konnte. Die Schwächen des MSIE wurden so zu Faktoren, die seine Marktmacht stabilisierten.

Ins Wanken geriet diese erst mit Veröffentlichung der ersten Vollversion des Firefox am 9. November 2004. Der kleine Kreis der Mozilla- und Netscape-Fans nahm den Browser begeistert auf: Die ehrenamtlichen Macher, finanziell unterstützt von Google, kultivierten ein Robin-Hood-Image, das die Nutzung des Firefox zum Aufstand gegen Microsoft stilisierte. Mit Erfolg: Mehr als 330 Millionen Menschen sollen den Browser, der in 70 Sprachversionen vorliegt, weltweit nutzen. Offiziell hat Firefox heute, fünf Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, einen Weltmarkt-Anteil von rund 25 Prozent.

Browser der Herzen

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Zum einen gibt es starke regionale Unterschiede - Deutschland ist beispielsweise eine Firefox-Hochburg mit mehr als 40 Prozent Marktanteil. Zum anderen ist Firefox eine Art Freizeit-Browser: In Unternehmen dominiert nach wie vor der MSIE. Gehen die Firmenrechner aus, steigt der Marktanteil des Firefox in Deutschland auf deutlich über 50 Prozent. In Deutschland und in vielen anderen Ländern Europas ist Firefox also längst eine Art Meister der Herzen: Wenn man die freie Wahl hat, nutzt man eher den Mozilla-Browser.

Der ist inzwischen aber längst nicht mehr jenseits aller Kritik. Die Masse hat dafür gesorgt, dass Firefox auch für Kriminelle interessant wurde: Sicherheitsprobleme hat der Browser heute kaum weniger häufig als der MSIE. Seine Fans behaupten, die würden aber wenigstens schneller geflickt. Belastbare Informationen dazu gibt es nicht.

Auch technisch ist Firefox nicht mehr das Maß aller Dinge. Googles Chrome ist schneller, Opera innovativer. Die Entscheidung für einen bestimmten Browser ist weit mehr als vor fünf Jahren noch eine Geschmacksfrage, eine Frage des Gefallens: Safaris kühle Eleganz konkurriert mit Chromes gewollter Kargheit, der neue MSIE mit seinen endlich zeitgemäßen Features mit Operas innovativer Kraft, die ständig neue Möglichkeiten hervorbringt. Der Markt ist weit umkämpfter, und schon das ist ein Verdienst, für das das Projekt Firefox eine Würdigung verdient. Das Aufbrechen des MSIE-Monopols hat die kreativen Potentiale auch bei Microsoft selbst wieder geweckt. Das ist dem Gesamtmarkt zugute gekommen.

Von wegen Feuerfuchs...

Ein Fuchs ist der Firefox  übrigens deshalb nicht, weil sein Name eigentlich für den Kleinen Panda (Ailurus fulgens) steht. Der kleine Katzenbär, wie er auch heißt, wurde erst auf Umwegen zum Taufpaten: Eigentlich sollte Firefox Phoenix heißen, was aus markenrechtlichen Gründen nicht ging. Auch die folgende, daran aufgehängte Idee eines Feuervogels (Firebird) war bereits belegt, was wohl zum Blick ins zoologische Lexikon führte: Dass sich dort mit dem Firefox ein knuffiger Sympathieträger fand, stellte sich bald als Glücksfall heraus.

pat
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