Testlauf mit O2-Kunden Schufa will angeblich Kontoauszüge einsehen

Geschäftsstelle der Schufa in Berlin
Foto:Jens Kalaene/ dpa
Mit einem CheckNow genannten Dienst will die Schufa in Zukunft auch Kontoauszüge auswerten, das berichten NDR, WDR und »Süddeutsche Zeitung« (SZ) . Ziel sei es demnach, Menschen mit einem schlechten Schufa-Score eine Chance auf eine bessere Bewertung zu geben. Die ist beispielsweise oft Voraussetzung, um einen Mietvertrag, einen Mobilfunkvertrag oder einen Kredit zu bekommen.
CheckNow setze eine Einwilligung der Kunden voraus. Derzeit werde der Dienst zusammen mit dem Mobilfunkbetreiber O2 getestet.
Laut NDR betont die Auskunftei, die nach eigenen Angaben Daten zu 67,9 Millionen natürlichen Personen und sechs Millionen Unternehmen hat, dass der neue Dienst zweckgebunden sei und dass nur relevante Daten gesichtet und kurz gespeichert würden.
Im Test werden laut Schufa keine Daten gespeichert
Der SZ zufolge müssen Verbraucher dazu auf der Website des Mobilfunkanbieters ein Kästchen anhaken, um ihre Erlaubnis zur Kontoeinsicht zu erteilen. Damit gehe aber auch die Erlaubnis einher, die Date aus Kontoauszügen »für zwölf Monate zu speichern und daraus auch theoretisch eigene Produkte zu entwickeln«, wie es im Zeitungsbericht heißt.
Im Testlauf mit O2 würden nach Angaben der Schufa allerdings gar keine Daten vorgehalten: »Die Testumgebung ist derzeit so gestaltet, dass selbst bei einer Zustimmung des Nutzers keine Daten gespeichert werden.«
O2 erklärte dem NDR: »Wir testen aktuell lediglich in einem Pilotprojekt mit einer geringen Zahl von weniger als 100 Nutzern die Nachfrage und Akzeptanz des CheckNow-Verfahrens der Schufa bei einigen unserer Kunden. Die Teilnahme ist freiwillig und setzt die aktive Einwilligung des Nutzers voraus.« Die datenschutzrechtliche Verantwortung liege bei der Schufa.
»Ergänzung bestehender Scores«
NDR, WDR und SZ berichten unter Berufung auf interne Dokumente der Schufa, E-Mails und Präsentationen, dass die Auskunftei weitergehende Pläne habe und »offenbar das Ziel« verfolge, wie es im Artikel der SZ heißt, »einen detailgetreuen Einblick in Millionen Kontoauszüge zu bekommen. Dieses Wissen könnte möglicherweise in eine Art Superscore fließen.«
Die rechtliche Grundlage dafür bildet die 2019 in Kraft getretene zweite EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2). Sie ermöglicht es, dass sogenannte Kontoinformationsdienste Einblick in Konten bekommen können, vorausgesetzt, die Konteninhaber stimmen dem zu. Mit der Firma finAPI hat die Schufa einen solchen Kontoinformationsdienst übernommen. Sie hat »den gesicherten Zugang zu derzeit 58 Millionen Endkunden-Konten«, wie es damals hieß .
NDR, WDR und SZ zitierten aus einer Präsentation vom März 2019, in der es um »aktuelle Produktentwicklungsansätze« gegangen sei, darunter »neue Scores« oder die »Ergänzung bestehender Scores um zusätzliche Indikatoren«. Auf einer Branchenveranstaltung habe zudem ein finAPI-Mitarbeiter erklärt, man könne in Kontoauszügen 65 Kategorien erkennen, darunter Gehalt, staatliche Leistungen, Unterhaltszahlungen, Ausgaben für Heimwerken und Garten, aber auch »Risikofaktoren« wie Glücksspiel oder Zahlungen an Inkassoinstitute.
Die Schufa spricht den Berichten zufolge derzeit nur über die Testphase: »Wir sind gerade in einem Test von Schufa CheckNow. Über die spätere Ausgestaltung des finalen Produktes können wir derzeit daher noch keine Auskunft geben.« Eine Datenverarbeitung von Kontoauszügen für Schufa-eigene Zwecke finde nur statt, »wenn der Verbraucher – und zwar ausdrücklich und unabhängig von der eigentlichen Dienstleistung – eine gesonderte Einwilligung« erteile.
Für die Überprüfung des CheckNow-Dienstes auf Zulässigkeit ist das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht zuständig, weil die finAPI GmbH ihren Sitz in München hat, wie die Behörde auf SPIEGEL-Anfrage mitteilte: »Wir prüfen umfassend die Grundlagen der Datenverarbeitung durch die finAPI GmbH. Die Prüfungen dauern noch an und ein Ende ist noch nicht absehbar.«
Hinweis: Die Schufa verweist auf Anfrage auf eine allgemeines Pressemitteilung, in der sie unter anderem mitteilt, dass im laufende Test »insbesondere die Klickstrecke getestet« werde. »Hier kommt es darauf an, Transparenz, Verbraucherfreundlichkeit und Convenience zusammenzuführen. Ferner testen wir die Akzeptanz einer freiwilligen Einwilligung in die weitere Speicherung der Daten für einen Zeitraum von zwölf Monaten.« Die habe für den Verbraucher den Vorteil, »dass positive Kontoinformationen auch für zukünftige Transaktionen und Bonitätsabfragen genutzt werden können« und »dass er nicht bei jeder Transaktion den Kontozugriff zulassen muss, so lange er die Daten noch für aktuell hält.«
Hinweis: Am 27.11. teilte O2 mit, der Test sei jetzt beendet worden: »Die Ergebnisse dieses Tests haben unsere Erwartungen leider nicht erfüllt. Daher hat Telefónica/O2 heute beschlossen, den Test zu beenden und das CheckNow-Verfahren der Schufa nicht mehr länger zu nutzen.«