Service und Jugendschutz Second Life eröffnet Schmuddel-Kontinent

Second-Life-Nutzer auf der Suche nach Schmuddelecken haben es künftig leichter: Betreiber Linden Lab konzentriert den sogenannten "erwachsenen Content" auf einem Sex- und Gewalt-Kontinent. Der Rest der virtuellen Welt wird damit leerer, aber sauber.

San Francisco - Die virtuelle Online-Welt Second Life will Sex, Drogen und Gewalt in ein abgeschirmtes "Rotlichtviertel" verbannen und dort nur noch Erwachsenen den Zutritt erlauben. Nutzer müssen künftig ihr Alter nachweisen, bevor sie entsprechende Inhalte aufrufen können, teilte die Betreiberfirma Linden Lab in San Francisco mit.

Auf der Plattform sind zwar auch bislang nur über 18-Jährige zugelassen, bei der Anmeldung erfolgt jedoch keine Alterskontrolle. Second Life ist eine dreidimensionale Online-Welt, die Nutzer mit einer eigenen Figur - einem Avatar - betreten und selbst gestalten können. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei anscheinend auch Orte, an denen sich virtuelle Sex-Phantasien ausleben lassen - eine Ersatzbefriedigung der kantigen Art.

Während virtuelle Firmen-Dependancen, zum Höhepunkt des Second-Life-Hypes eine beliebte Methode von Unternehmen, kostengünstig in die Presse zu kommen, aus dem virtuellen Zweitleben inzwischen so gut wie verschwunden sind, ruckelt und wackelt es weiterhin pixelig in zahlreichen virtuellen Puffs und Swinger-Avatar-Launches. In die könnten theoretisch auch Jugendliche hineinstolpern, die sich den Zugang zu Second Life unter falschen Altersangaben ermogelt haben.

Nun plant Linden Lab, seine Welt in zwei Schritten zu säubern. Zum einen werden alle Inhalte künftig nach ihrer Eignung für verschiedene Zielgruppen bewertet. "Sexuell eindeutige" und extrem gewalthaltige Inhalte sowie Darstellungen von Drogenmissbrauch sind Erwachsenen vorbehalten. Zum anderen müssen Nutzer, die diesen Bereich, der gleich "Kontinent"-Größe haben soll, betreten wollen, ihr Alter nachweisen. Dies erfolge durch einen Zahlungsbeleg oder eine Verifizierung über einen Dienstleister. Einen Zeitplan für die Umsetzung will Linden Lab in den nächsten Monaten bekannt geben.

Das Unternehmen begründete den Schritt damit, dass zahlreiche Nutzer mehr Kontrolle gefordert hätten. Die Plattform wird noch immer von Unternehmen und Bildungseinrichtungen zur Kommunikation und Zusammenarbeit genutzt. Second Life könnte vor einem erneuten Aufleben stehen: Im Trend liegen beispielsweise virtuelle Sprachkurse, bei denen sich Klassen als Avatare treffen.

Second Life ging im Juni 2003 online. Im März waren weltweit angeblich rund eine Million Nutzer auf der Plattform aktiv. Second Life ist nicht die einzige virtuelle Avatar-Welt, es gibt zahlreiche Konkurrenten, darunter auch solche, die sich ausschließlich auf virtuellen erotischen Content spezialisiert haben.

pat/dpa

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