Reaktionen auf YouTube-Video Anti-Sexismus-Aktivistin erhält Morddrohungen
Es hat nur wenige Stunden gedauert, da bekam Shoshana Roberts Morddrohungen. Die amerikanische Schauspielerin hatte am Dienstag ein Video bei YouTube veröffentlicht, in dem sie dokumentiert, wie oft sie innerhalb eines Tages auf den Straßen von New York von Männern belästigt worden ist. Innerhalb von knapp zwei Tagen wurde der Clip mehr als 14 Millionen Mal angeklickt.
Der Zweiminuten-Film zeigt Roberts, wie sie unauffällig gekleidet und mit neutralem Gesichtsausdruck durch die Straßen der Stadt geht. Mehr als hundert Mal sei sie dabei von Fremden mit dummen Sprüchen belästigt worden, berichtet sie. Ihr Freund zeichnete alles mit einer versteckten Videokamera auf.
Eine Szene zeigt besonders eindrucksvoll, wie bedrohlich Alltagssexismus ist: Ein Mann läuft fünf Minuten lang schweigend direkt neben der Frau her, ohne mit ihr zu sprechen, ohne darauf zu reagieren, dass sie offensichtlich nichts mit ihm zu tun haben will.
Roberts hatte den Film gedreht, um die Organisation Hollaback zu unterstützen, die sich dem Kampf gegen Alltagssexismus widmet. Die Reaktionen seien auch überwiegend positiv gewesen, berichtet nun Hollaback-Mitgründerin Emily May dem "Wall Street Journal ". Viele Frauen hätten sich bedankt und bestätigt, dass das Video genau widerspiegelt, was sie im Alltag erleben. Andere wiederum seien schockiert gewesen, dass Frauen im Alltag derartigen Belästigungen ausgesetzt seien.
Zehntausende Kommentare
Emily May erklärte allerdings auch, dass Shoshana Roberts wegen des Videos mindestens zehn Morddrohungen erhalten habe, einige davon an ihre private E-Mail-Adresse. Auch auf YouTube und Reddit habe es "unangemessene Kommentare" gegeben. Sie habe die beiden Unternehmen gebeten, diese zu entfernen.
Dieser Bitte nachzukommen dürfte allerdings eine Sisyphos-Aufgabe sein. Allein unter Roberts YouTube-Video haben Nutzer mehr als 65.000 Kommentare hinterlassen. Ein kurzer Blick darauf zeigt, wie wenig Verständnis viele der Kommentatoren für das geschilderte Problem haben.
So lästert ein YouTube-Nutzer, "die Tussi" sei wohl zu hässlich, wenn sie es binnen zehn Stunden nur auf so wenige Anmachen gebracht habe. Ein anderer wundert sich, dass Bemerkungen wie "Hallo meine Hübsche" als Belästigung dargestellt werden und verweist darauf, dass man doch in einem freien Land lebe, in dem ein Mann das Recht habe, solche Bemerkungen zu machen.