
Chrome OS: Googles Betriebssystem schon jetzt testen
Sicherheitsbedenken Google schafft Windows ab
Offiziell sagt Google nichts zur Frage, welche Betriebssysteme eigentlich auf den Rechnern des Konzerns laufen dürfen. Ein klares Dementi eines Windows-Verbots klingt aber anders als der Kommentar des Google-Sprechers Kay Oberbeck zu SPIEGEL ONLINE: "Wir haben natürlich starkes Interesse daran, die Effizienz unserer Abläufe laufend zu verbessern. Einzelne innerbetriebliche Angelegenheiten kommentieren wir jedoch nicht."
Wenn sie nur anonym zitiert werden, sind andere Google-Mitarbeiter da auskunftsfreudiger. Die " Financial Times " zitiert mehrere Angestellte, die von einem Windows-Verbot berichten. Im Januar, nachdem Späh-Attacken auf Google-Rechner bekannt wurden, soll der Windows-Verzicht begonnen haben. Seitdem seien viele Mitarbeiter von Windows zu Apple-Rechner mit Mac OS oder PC mit Linux-Systemen gewechselt. Ein Mitarbeiter erklärte der "Financial Times: "Wir nutzen Windows nicht mehr, das ist eine Sicherheitsmaßnahme."
Neue Angestellte können angeblich zwischen Macs und Linux-Rechnern wählen. Für Windows-Maschinen brauche man eine Sondererlaubnis von Führungskräften. Anfang des Jahres griffen Unbekannte die Computersysteme von Google an und griffen interne Dokumente ab. Infolge der Attacke erklärte Google den Rückzug aus China. Bei den Angriffen wurde offenbar eine damals unbekannte Lücke, ein sogenanntes "Zero-Day-Exploit", in Microsofts Internet Explorer (MSIE) ausgenutzt.
Das ist Angaben zu entnehmen, die Microsoft und das Security-Unternehmen McAfee im Januar machten. Gemeldet wurden die Sicherheitslecks nach Microsoft-Auskunft von Google. In einem Blog-Post des Microsoft Security Centers bestätigt dessen Chef Mike Reavey in Bezug auf den neuesten Zero-Day-Exploit den Zusammenhang mit der von Google öffentlich gemachten Attacke, hinter der angeblich chinesische Hacker stehen sollen. Bei den Attacken sollen Angestellte E-Mails erhalten haben, die sie dazu bringen sollten, mit dem Internet Explorer eine präparierte Website zu besuchen. Das bloße Aufrufen dieser Seite hätte dann für die Infiltration des Rechners genügt - eine typische Drive-By-Infektion.
Laut "Financial Times" will Google mittelfristig auf Eigenentwicklungen setzen. Nicht namentlich genannte Mitarbeiter erklären, das Unternehmen bemühe sich, intern eigene Software zu nutzen, darunter auch das Google-Betriebssystem Chrome OS.
Noch im Jahr 2010 will Google Chrome OS veröffentlichen. In der Ankündigung Mitte 2009 versprach das Unternehmen ein Betriebssystem für alle Geräte von Mini-Notebooks bis zu großen Desktop-Rechnern. " Geschwindigkeit, Einfachheit und Sicherheit" sollen das Betriebssystem auszeichnen, versprach Google. Der Nutzer solle binnen weniger Sekunden nach Einschalten des Computers bereits im Internet surfen können. Chrome OS werde komplett neu entwickelt, damit "die Nutzer sich nicht um Viren, Schadsoftware und Sicherheitsupdates" kümmern müssten.