Deutscher Spotify-Konkurrent Simfy gibt auf

Der Musikanbieter Simfy ist offenbar am Ende. Kunden sollen zur Konkurrenz wechseln, heißt es auf der Website - "lizenzrechtliche Gründe" seien schuld. Das Ende des deutschen Spotify-Konkurrenten wirft Fragen auf.
Streamingdienst Simfy:

Streamingdienst Simfy:

Am Freitag hat der Spotify-Konkurrent Simfy seine Kunden darüber informiert, "ab dem 1. Mai 2015 [...] aus lizenzrechtlichen Gründen nur noch eine stark eingeschränkte Anzahl von Songs anbieten" zu können. Wer "das bestmögliche Musikerlebnis" wolle, soll zur Konkurrenz wechseln, heißt es dort und in einer sehr knappen E-Mail. Neu- und Bestandskunden von Simfy werden an den Kooperationspartner Deezer weitergereicht .

Für die meisten Kunden dürfte diese Warnung zu spät gekommen sein. Noch am 30. April, 10 Uhr morgens, hieß es auf der Simfy-Website: "Deine Musik. Jederzeit. Überall."  Am 1. Mai war dann plötzlich so manche selbst zusammengestellte Playlist leer, im Streaming-Repertoire fanden sich praktisch keine Songs mehr. Wer automatisch zum Monatsanfang sein Abonnement verlängerte, stand plötzlich ohne funktionierenden Dienst da. "Monatliche Abos müssen einen Monat vorher gekündigt werden", heißt es in den Nutzungsbedingungen. Abonnements sollen automatisch an Deezer weitergereicht werden. Das Angebot dort ist ähnlich, die Preise sind teilweise nur geringfügig teurer.

Die Kundenhotline von Simfy bietet nur noch eine Nachricht vom Band, bei Facebook und Twitter stammen die aktuellsten Einträge vom 7. April.

Am Montagmorgen verschickte der Streaminganbieter Deezer eine Pressemitteilung, um eine "strategische Allianz" mit Simfy anzukündigen, in der "die beiden Anbieter seit dem 1. Mai 2015 ihr Know-how in puncto Streaming-Technologie und Content-Kuration" kombinieren.

Dabei dürfte das Ende nicht gar so überraschend gekommen sein. Schon im Januar musste das Unternehmen einen Rückschlag einstecken, als der Musikverlag Warner Music dem Dienst die Lizenz zum Streaming seines Musikkatalogs entzog . Damals schrieb das Unternehmen seinen Kunden, dass sich "Ende Januar leider einige lizenzrechtliche Änderungen ergeben hätten." Anfang April schien Simfy Aufwind zu haben, man gab an, nach Lizenzproblemen wieder alle Kataloge von Universal Music, Sony Music und Warner Music sowie ihren Sublabels anbieten zu können .

Die entscheidende Nachricht aber fiel niemandem auf: Am 21. April wurde die Simfy AG laut Bundesanzeiger aufgelöst. "Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Gläubiger der Gesellschaft werden aufgefordert, sich bei ihr zu melden", heißt es dort schon seit zwei Wochen .

Warum also informierte Simfy die Kunden erst so spät über ein drohendes Aus ihres Musikdienstes? Eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE blieb bislang unbeantwortet.

kno
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