Simple Webseiten Von gaga bis genial
Auf den riesigen Internet-Portalen von Yahoo bis Google lässt sich so ziemlich alles erledigen, was man sich im Internet nur ausmalen mag. Hinter den kurzen Internet-Adressen verbergen sich ganze Universen, auf MySpace, MSN und Co. blinkt es an jeder Ecke, quellen die Seiten über vor möglichst vielen und umfassenden Funktionen und Diensten. Ihr Ansatz: nur alles aus einer Hand.
Radikal anders gehen es die sogenannten "Single Serving Sites" an, Einzweck-Seiten, die auf einer einzigen Seite genau eine Aufgabe erfüllen. Schnell mal einen Tusch abspielen oder die aktuelle Kalenderwoche herausfinden - nichts einfacher als das. Eine der ersten Einzweck-Seiten, die zu Internet-Berühmtheit gelangte, beantwortet schlicht die Frage, ob die nächste Episode der Serie "Lost" im amerikanischen Fernsehen eine Wiederholung oder eine Premiere ist.
So einfach kann es gehen. Blogger Jason Kottke dachte sich für diese simplen Seiten die Bezeichnung "Single Serving Sites" aus, startete eine Liste - und schon war ein Trend geboren. Mittlerweile gibt es mehr als hundert dieser Einzweck-Websites, die sogar Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden sind: Ryan Greenberg von der UC Berkeley School of Information hat das Aufkommen der "Single Serving Sites" beobachtet. Sein Thesenpapier ist natürlich als Einzweck-Seite im Netz, unter isthisyourpaperonsingleservingsites.com.
Zwei akuelle Seiten helfen bei der Frage, ob man über die Schweinegrippe eine Kurznachricht auf Twitter schreiben sollte - oder ob es angesichts der Pandemie nicht langsam an der Zeit ist, in ernsthafte Panik zu verfallen. Nur für den Fall, dass der gesunde Menschenverstand einen kurzen Aussetzer hat.
Sind die "Single Serving Sites" also nur großer Quatsch? Muss man sich damit wirklich auskennen? Eine kurze Antwort auf beide Fragen gibt's auf theshortanswer.com.
Die Ausführlichere geben wir Ihnen hier, in unserer Sammlung nützlicher und nerdiger Einzweck-Seiten:
Ja ist denn heut' scho' Weihnachten?
Ob man nun im Büro schon wieder mit Arbeit vollgepackt ist oder ob man gerade am Strand den dritten Caipirinha schlürft - manchmal muss man es einfach wissen: Ist heute etwa Montag? Die Frage beantwortet istheutemontag.de. Falls die Antwort negativ ausfällt, lässt sich auf isittuesday.com auch ein möglicher Dienstag identifizieren.
Wirklich praktisch ist die schwedische Seite vecka.nu, die einzig und allein die aktuelle Kalenderwoche - auf Schwedisch "veckonummer" - anzeigt.
Nähert sich die so erfragte Nummer der 52, neigt sich das Jahr also bald dem Ende, lohnt sich ein Blick auf istheuteweihnachten.com. Denn ob denn heute schon Weihnachten ist, fragt man am 24. Dezember besser nicht Menschen aus dem persönlichen Umfeld mit einer gewissen Erwartungshaltung hinsichtlich großzügiger Geschenke - sondern besser einen anonymen Internet-Dienst. Notfalls googelt man sich dann noch ein Last-Minute-Geschenk. Oder einen Last-Minute-Flug.
Wahnsinnige Hamster, hypnotische Kröte
Eher skurril als nützlich sind die folgenden Einzweck-Seiten. So bellt Hollywood-Schauspieler Sean Connery auf der Seite yourethemannowdog.com eben jene Worte: "You're the man now, dog!", ein Zitat aus dem Film "Forrester - Gefunden!"
Und wo wir schon auf den Hund gekommen sind: Wie es wohl wäre, einen Vierbeiner zu besitzen? Das lässt sich rein virtuell ausprobieren. Den aufsässigen Köter unter defiantdog.com kann man durch das Klicken auf einen großen Button auffordern, "Sitz" zu machen. Los, sitz! Nun sitz doch!
Das ist bescheuert? Dann schauen Sie erst hier: Auf Hypnotoad! kann man sich freiwillig in den Bann einer hypnotischen Kröte begeben - einer der vielen wahnwitzigen Figuren aus der Comic-Serie "Futurama".
Eine ganze Horde tanzender Hamster - inklusive nervtötender Musik - erwartet mutige Internet-Surfer auf webhamster.com, einer liebevoll-nervtötenden Hommage an längst vergangene Internet-Zeiten.
Virtuelles Kaminfeuer und echter Regen
Sieben-Tage-Vorhersage mit Analyse des Windgeschmacks und der vorherrschenden Regenrichtung nebst gefühlter Nebeldichte? Wer wissen möchte, ob Schirm und Jacke sich als nützlich erweisen könnten, braucht eigentlich nur eine Antwort - auf die Frage, ob es wohl regnen wird. Die Seite goingtorain.com erkennt, von wo aus sie aufgerufen wird und zeigt einen denkbar knappen Wetterbericht an.
Für den Fall, dass es draußen richtig ungemütlich ist, zaubert die folgende Seite ein feines Kaminfeuer auf den Monitor. Auf theinternetfirelog.com muss man nur hin und wieder ein paar Holzscheite nachlegen, beziehungsweise den Film neu starten - schon wird es wohlig.
Wie es wohl so ist, dort draußen in der Natur, jenseits des Computers? Wer die passende Soundkulisse für eine Gruselgeschichte sucht oder eine gute Ausrede, den virtuellen Kamin wieder zu befeuern, kann es auf outinthewind.com so richtig stürmen lassen. Ohrenwärmer nicht vergessen!
Schnell einen Tusch!
Soundeffekte, man kennt es aus Film und Fernsehen, sind eine wahre Bereicherung für ansonsten triste Alltagssituationen. Dank "Single Service Sites" kann man auch im Büro so virtuos mit passenden Geräuschen hantieren, wie es Stefan Raab in seiner Show vormacht. Beginnen wir mit einem Tusch!
Schreckliche Wahrheiten untermalt man am besten mit dem typischen Schockgeräusch, wie man es aus alten Hollywood-Filmen kennt. Auch optisch ist die Einzweck-Website ein Erlebnis.
Trauriges wird noch eine Spur trauriger mit Posaune. Lustiges steigert sich ins brüllend Komische mit den heißen Rhythmen des Zombie-Chihuahuas. Und wenn die abgelenkte Büroetage vor dem herannahenden Chef gewarnt werden muss, ist natürlich nichts besser als Khaaan. Auf der Seite brüllt William Shatner in seiner Rolle als James Tiberius Kirk, Captain des Raumschiffs Enterprise, den Namen seines Erzfeindes aus dem zweiten Kinofilm.
Ist die Website kaputt - oder meine Verbindung?
Derart groß ist der Nutzeransturm beim Mikroblogging-Dienst Twitter, dass die schiere Menge an Kurznachrichten die Server bisweilen in die Knie zwingt. Mittlerweile läuft der Service recht stabil, doch wenn die Seite wieder einmal haken sollte, informiert istwitterdown.com.
Und weil das Monitoring einer Seite nicht genug ist, wird auch die überwachende Website überwacht. Wer auf Nummer sicher gehen will oder für einen Spaß zu haben ist, kann sich vorher auf isistwitterdowndown.com über den Status von istwitterdown.com informieren.
Neben diesen doch sehr speziellen Seiten gibt es auch weitaus nützlichere Dienste, die allgemeiner gehalten sind. Die Erreichbarkeit jeder beliebigen Website lässt sich auf isthatsitedown.com abfragen - und so die Frage beantworten, ob nur die eigene Verbindung spinnt oder der Server womöglich doch die Würmer hat.
IP-Adresse und kreative Klassen
Wer mal eben schnell die IP-Adresse seines Computers herausfinden möchte, erhält die Antwort unter whatsmyip.org - ohne jeden Tinnef, ohne monströse Flash-Werbung, schlicht und einfach, schwarz auf weiß.
Bis zur offiziellen Einführung des neuen Web-Standards HTML 5.0 können locker noch einige Jahre vergehen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann unter ishtml5readyyet.com erfahren, ob es endlich soweit ist.
An objektorientierte Programmierer richtet sich die Seite classnamer.com, hier bekommen Coder ohne zündende Idee bei jedem Aufruf einen neuen Vorschlag, wie sie ihre Programmierklassen benennen können.
Wer jetzt seine IP-Adresse kennt, noch immer auf die Einführung des HTML-5-Standards wartet und alle Programmierklassen hübsch benannt hat, mag sich entspannt zurücklehnen und sich fragen: Bin ich nicht großartig? Und natürlich beantwortet auch diese rein rhetorische Frage eine passende Einzweck-Seite.