Skype-Gau Kein Anschluss unter dieser Nummer

Letzte Nacht crashte Skype, Millionen Nutzer konnten nicht mehr telefonieren. Ursache des Absturzes ist offenbar ein Software-Problem, das bereits seit 2003 besteht. Auch in Deutschland gibt es massive Probleme: Bei vielen SkypeIn-Kunden ist seit Wochen die Leitung tot.

San Francisco - Der Voice-over-IP-Dienst Skype ist seit gestern stark gestört. Millionen Skype-Benutzer waren stundenlang offline, meldeten, dass sie sich kaum oder gar nicht mit dem Skype-Netz verbinden konnten. Auch heute läuft der Dienst nach Angaben von Nutzern alles andere als rund.

Betroffen vom globalen Kommunikations-Crash waren viele Kleinunternehmen, die ihre herkömmlichen Telefonanschlüsse gekündigt haben und ausschließlich über Skype telefonieren. Ihnen war es über Stunden unmöglich, Kunden und Kollegen telefonisch zu kontaktieren.

Die Skype-Geschäftsleitung sagte der "New York Times" , ihre Techniker arbeiteten intensiv daran, das Problem zu beheben. Die Ursache des Crashs habe man inzwischen ausfindig gemacht, könne jedoch nicht garantieren, dass das System schon heute wieder störungsfrei laufe. Der letzte Eintrag im Firmenblog "Heartbeat"  weist jedoch darauf hin, dass sich inzwischen wieder mehr und mehr Nutzer erfolgreich einloggen.

Nach Angaben der "New York Times" basiert der Skype-Crash auf einem systemimmanenten Fehler, der bereits besteht, seit der Service im Jahre 2003 aus der Taufe gehoben wurde: Das Skype-Netzwerk funktioniert einerseits über eine sogenannte P2P-Infrastruktur, bei der jeder ans Netzwerk angeschlossene Computer zeitweilig als Server fungiert. Andererseits existieren zentrale, vom Service-Provider verwaltete Knotenpunkte, sogenannte "supernodes", die den Zugang der Kunden zum Gesamtnetzwerk regeln.

Anscheinend befindet sich in der Skype-Software ein Fehler, der eine Verbindung zwischen Kundensoftware und Supernode-Servern erschwert. Warum dieser offenbar vier Jahre alte Software-Fehler gerade jetzt das Netzwerk lahmlegt, ist noch weitgehend unklar. Skype-Techniker reden von "Problemen im Basisnetz des Internets in manchen Teilen der Welt".

Deutsche Kunden verlieren kostenpflichtige Telefonnummer

Auch in Deutschland hat Skype ein peinliches, für die betroffenen Kunden höchst irritierendes Problem: Zahlreiche Kunden mit einem kostenpflichtigen SkypeIn/SkypeOut-Vertrag verloren in den letzten Wochen ihre Telefonnummer und waren nicht mehr zu erreichen - oftmals ohne es zu merken und ohne von Skype darüber informiert zu werden. Offenbar kommt es vor allem bei Vertragsverlängerungen zur Abschaltung der gemieteten Telefonnummern, die Gebühren werden aber kassiert.

Über die SkypeIn-Funktion erhalten Nutzer die Möglichkeit, ihren Skype-Account gegen Gebühr als reguläre Telefonnummer zu nutzen. Das Problem: Wenn der zeitlich begrenzte Vertrag ausläuft, wird die dem Nutzer zugewiesene SkypeIn-Telefonnummer gesperrt. Die Nummer ist dann tot, wird als reserviert ausgewiesen, trotz Zahlung aber nicht reaktiviert. Anrufende erhalten nicht mehr als ein "kein Anschluss unter dieser Nummer".

Foren-Einträgen zufolge  haben Kunden Skype auf diesen Missstand hingewiesen, bekamen aber erst nach mehrmaligem Nachbohren eine Antwort. "Erste Antworten auf Beschwerden kamen nach mehr als vier Wochen, und nur, weil ich direkt die Firma angeschrieben habe", schreibt ein Forenteilnehmer. Skype selbst kassiert zwar für alle Services, spricht sich selbst aber präventiv frei von aller Verantwortung für eventuelle Probleme: der SkypeIn-Service sei noch in der Beta-Phase  und laufe "nicht vollständig stabil".

Betroffene Kunden sollten ihre Beschwerden am besten an die E-Mail-Adresse support@skype.net richten.

Skype bietet die Möglichkeit, kostenlos von PC zu PC oder kostengünstig über das Internet ins Festnetz und zu Mobiltelefonen zu telefonieren. Über 220 Millionen Nutzer nehmen den Dienst weltweit in Anspruch, der eine Technik nutzt, die nicht die kompatibel ist zu anderen Internet-Telefonierdiensten. Im September 2005 kaufte die Internet-Auktions-Plattform eBay Skype für umgerechnet 2,45 Milliarden Euro.

ssu

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