Virtuelle Familientreffen Mit diesen Programmen klappt der Video-Chat mit der Familie am besten

Skype, Zoom oder doch WhatsApp: Was eignet sich am besten für das virtuelle Familientreffen, wenn der Besuch wegen Corona-Gefahr ausfällt? Im Schnellcheck landet ein fast vergessenes Programm an der Spitze.
Über Zoom können bis zu 100 Teilnehmer gleichzeitig in einem Videoanruf sein - das dürfte für die meisten Familien reichen

Über Zoom können bis zu 100 Teilnehmer gleichzeitig in einem Videoanruf sein - das dürfte für die meisten Familien reichen

Foto: Jamie Lee Finch/ dpa

Der österliche Familienzwist dreht sich üblicherweise darum, welches Essen aufgetischt wird, wohin der Osterausflug führt oder was abends im Fernsehen läuft. In diesem Jahr allerdings dürften sich die Familiendiskussionen auch um die Frage drehen, welche App Eltern, Enkel und Großeltern benutzen, um sich trotz Coronakrise zumindest per Videotelefonat zu sehen. Und wohin verflixt noch mal man in der App denn nun klicken muss, damit der Anruf auch funktioniert. 

Tatsächlich gibt es mehr als ein Dutzend kostenfreie Apps, über die Freunde und Verwandte mit wenigen Klicks einen Videoanruf starten können. Welche App sich für das virtuelle Familientreffen am besten eignet, hängt dabei von den Systemvoraussetzungen der Familie ab: Einige Apps funktionieren nicht mit allen Browsern oder nur mit Apple-Geräten, andere sind für den weniger technikaffinen Großvater schwerer einzurichten, und wieder andere bieten unterhaltsame Zusatzfunktionen oder besonders guten Datenschutz.  

Damit Sie das richtige Programm für Ihre Bedürfnisse auswählen, haben wir einige der bekanntesten Apps verglichen.

Skype: Der fast vergessene Streber 

So sah Skype vor zehn Jahren aus. Mittlerweile ist die Optik moderner, und die App eignet sich bestens für den Videocall mit der Familie

So sah Skype vor zehn Jahren aus. Mittlerweile ist die Optik moderner, und die App eignet sich bestens für den Videocall mit der Familie

Foto: David Ebener/ dpa

Der mittlerweile zu Microsoft gehörende Dienst ist der Großvater der Videokonferenzprogramme und droht angesichts des Hypes um neue Programme wie Zoom oder Houseparty etwas in Vergessenheit zu geraten. Dabei sieht das Programm nicht mehr so bieder und unübersichtlich aus wie noch vor einigen Jahren. Außerdem ist keine Videoprogramm-App einfacher gestartet und weiter verbreitet. Sie benötigen keinen Account und müssen die App nicht einmal auf Ihrem Computer oder Telefon installieren.  

Es reicht, im Chrome-Browser diesen Link  zu öffnen, und mit wenigen Schritten starten Sie den Videoanruf. Anschließend kopieren Sie den Einladungslink zum Anruf und schicken ihn an den Rest der Familie. Dann können sich Großvater und Großmutter mit nur fünf Klicks einwählen. Microsoft legt dazu automatisch einen Gastaccount an, der 24 Stunden lang aktiv bleibt. Benötigt wird - wie bei allen anderen Programmen - lediglich ein Computer, Tablet oder Handy mit Kamera und Mikrofon. Nahezu alle neuen Geräte haben beides bereits verbaut. Alternativ können Sie ein externes Mikrofon und eine Webcam an den jeweiligen PC anschließen. 

Wenn Sie häufiger über Skype telefonieren, sollten Sie einen eigenen Skype-Account anlegen und auch das Programm installieren. Dann sehen Sie Ihre Kontakte in Skype, können sie mit einem Klick anrufen und Meetings zusätzlich absichern.  

Fazit: Opa-kompatible Bedienung, schnell gestartet, funktioniert praktisch unter allen Umständen. 

Mindestanforderung: Chrome-Browser oder Installation von Skype - das war's auch schon. 

Zoom: Das Richtige für die Riesensippe

Wie hier in Ägypten haben teilweise sogar Schulen aufgrund des Coronavirus ihren Unterricht auf Zoom verlegt

Wie hier in Ägypten haben teilweise sogar Schulen aufgrund des Coronavirus ihren Unterricht auf Zoom verlegt

Foto: AMR ABDALLAH DALSH/ REUTERS

Das kalifornische Unternehmen zählt zu den wenigen Gewinnern der Coronakrise. Seit immer mehr Menschen gezwungen sind, zu Hause zu bleiben, steigt die Popularität der App kontinuierlich. Im März zählten die Betreiber 200 Millionen Meetingteilnehmer an einem Tag. Gleichzeitig mehrten sich in den vergangenen Wochen die Sicherheitsbedenken an der App, allerdings können Sie einen Videoanruf mit wenigen Schritten besser schützen. Für die Absicherung der meisten Familienanrufe reichen diese Vorkehrungen vollkommen aus. 

Der größte Vorteil von Zoom ist allerdings, dass selbst in der kostenfreien Version 100 Nutzer gleichzeitig in ziemlich guter Qualität an einem Videoanruf teilnehmen können. Bei Skype sind es immerhin 50, bei anderen Programmen deutlich weniger. Falls sich also alle Feuerwehrleute der umliegenden Dörfer gemeinsam zum virtuellen Osterfeuer versammeln wollen, dürfte Zoom die beste Wahl sein. Für alle normalen Familienrunden reichen auch die anderen Programme. 

Ein Videoanruf ist zwar auch in Zoom schnell eingerichtet, allerdings ist der Aufwand im Vergleich zu Skype höher: Mindestens derjenige, der die Videokonferenz startet, braucht einen Account. Außerdem versucht das Programm, sich auch automatisch auf dem Rechner aller Teilnehmer zu installieren. Das lässt sich zwar mit zwei Klicks auf eine recht kleine Schaltfläche verhindern, die zum "Beitreten über Ihren Browser" einlädt, ist aber nicht sehr intuitiv und funktioniert am besten in Chrome.

Fazit: Die App der Wahl für die ganz große Osterrunde - es sei denn, Sie besprechen dort Dorfklatsch, den Hacker unter keinen Umständen ausspionieren dürfen. 

Mindestanforderung: Zoom-Account und wahlweise Installation des Programms oder Durchklicken bis zur Teilnahme über den (Chrome-)Browser. 

WhatsApp: Hat (fast) jeder und reicht für die überschaubare Familienrunde

WhatsApp gehört zum Facebook-Konzern und hat inzwischen weltweit mehr als zwei Milliarden Nutzer

WhatsApp gehört zum Facebook-Konzern und hat inzwischen weltweit mehr als zwei Milliarden Nutzer

Foto: DAVID W CERNY/ REUTERS

Die App von Facebooks Tochterfirma dürfte in zahlreichen Familien ohnehin bereits verbreitet sein. Mit einem einfachen Klick auf das Kamera-Symbol rechts oben in der Familiengruppe lässt sich dort ein Anruf starten. Allerdings funktioniert das nur auf dem Handy und nur mit maximal acht Teilnehmern. Für eine Familie mit überschaubarer Größe reicht das. 

Ein großer Vorteil von WhatsApp: Anrufe sind hier automatisch mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gesichert, nicht einmal WhatsApp selbst kann den Inhalt des Anrufs entschlüsseln.  

Fazit: Die einfachste Option, wenn alle Familienmitglieder bereits WhatsApp nutzen und der Chat in der Familiengruppe noch nicht alle in den Wahnsinn getrieben hat. 

Mindestanforderung: Smartphone und installierte App. 

FaceTime: Das Beste von allem, aber halt nur für Apple-Kunden

Der türkische Präsident Erdogan nutzte FaceTime, um 2016 während des Putschversuchs ein Interview zu geben

Der türkische Präsident Erdogan nutzte FaceTime, um 2016 während des Putschversuchs ein Interview zu geben

Foto: Burak Kara/ Getty Images

FaceTime ist praktischerweise auf allen iPhones, iPads, MacBooks und sonstigen (modernen) Apple-Computern vorinstalliert. Auf allen Geräten, die nicht von Apple stammen, funktioniert das Programm allerdings nicht. Wenn auch nur ein Familienmitglied kein Apple-Jünger ist, können Sie gleich bei der nächsten App weiterlesen. Für alle anderen ist FaceTime die am einfachsten gestartete Videoanruf-App.  

Auch in FaceTime sind alle Anrufe automatisch Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Es gibt sogar lustige Filter und Emojis, die Sie über Ihr Gesicht legen können. Manchmal funktionieren die sogar, ohne versehentlich in Glitch-Art zu enden. 

Fazit: Apple gibt und Apple nimmt (Ihr Geld, bei der Geräteanschaffung). 

Mindestanforderung: Apple-Gerät - nicht mehr und nicht weniger. 

Facebook Messenger und Google Hangouts: Gut, wenn man eh schon da ist

Fast alle Apps aus dem Facebook-Universum beherrschen Videoanrufe. Der Messenger ist für größere Familienrunden am praktischsten

Fast alle Apps aus dem Facebook-Universum beherrschen Videoanrufe. Der Messenger ist für größere Familienrunden am praktischsten

Foto: Josh Edelson/ AFP

Für beide Programme brauchen Sie ein Konto bei Facebook beziehungsweise Google. Einen solchen Account nur für einen Videoanruf mit den Enkeln anzulegen, dürfte für die Großeltern unnötig aufwendig sein. Einen Facebook-Account einzurichten, ist ungleich langwieriger, als zum Beispiel einen Zoom-Account zu erstellen.  

Falls das Wort Snapchat schon mal im Familienchat gefallen ist, dürften außerdem die Filter vom Facebook Messenger noch ein relevantes Kriterium für Nutzer unter 20 sein. 

Fazit: Ganz praktisch, wenn Sie eh schon mal da sind.

Mindestanforderung: Account bei Facebook beziehungsweise Google und nur bestimmte Browser (am besten Chrome und Safari für Facebook Messenger und Chrome für Google Hangout). 

Jitsi: Die ziemlich unkommerzielle Alternative  

Die Jitsi-Oberfläche ist einfach zu bedienen und zu verstehen - das zeigen die Jitsi-Macher in einem Erklärvideo auf ihrem YouTube-Kanal

Die Jitsi-Oberfläche ist einfach zu bedienen und zu verstehen - das zeigen die Jitsi-Macher in einem Erklärvideo auf ihrem YouTube-Kanal

Foto: Jitsi

Im Vergleich zu allen anderen bisher vorgestellten Programmen wurde Jitsi Meet nicht von einem kommerziellen Tech-Unternehmen entwickelt. Das Programm entstand ursprünglich als Studentenprojekt und wird noch heute maßgeblich von einer Community aus freien Entwicklern unterstützt. Der Code ist für jedermann einsehbar. 

Für ein Programm, das nicht auf die Unterstützung eines milliardenschweren Unternehmens zählen kann, ist die App sehr übersichtlich und einfach gestaltet. Im Vergleich zu Zoom oder Skype kann die Videoqualität bei größeren Runden von unter 50 Nutzern allerdings schnell sinken, berichten Nutzer. Wie bei Skype lassen sich Meetings ohne Account einfach mit wenigen Klicks im Browser starten 

Fazit: Eine gute Alternative für Datenschutzfans, die trotzdem Opa-kompatibel in der Bedienung ist. 

Mindestanforderung: Am besten der Chrome-Browser. 

Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Optionen. So dürfte die App Signal alle Sicherheitsprofis begeistern, erlaubt allerdings nur zwei Teilnehmer pro Videoanruf. Houseparty wiederum ist die überdrehte Alternative zu Zoom, die zwar lustige Spiele wie virtuelles "Montagsmaler" bietet, allerdings auch schnell zum Stresstest für Eltern und Großeltern werden dürfte.

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