Kurznachrichtendienst Snapchat schlägt drei Milliarden Dollar von Facebook aus

Snapchat: Drei-Milliarden-Angebot ausgeschlagen
Das soziale Netzwerk Facebook kehrt unverrichteter Dinge von seiner jüngsten Einkaufstour zurück. Objekt der Begierde war der mobile Instant-Messaging-Dienst Snapchat. Obwohl die Netzwerker bei ihrer Offerte bereit gewesen seien, mindestens drei Milliarden Dollar auf den Tisch zu legen, hätten die Snapchat-Gründer abgelehnt, berichten das "Wall Street Journal" ("WSJ") und die "New York Times" übereinstimmend. Die Gründer wollten eine derartige Transaktion frühestens im kommenden Jahr durchführen, so das "WSJ".
Damit müsse sich mit Tencent Holdings ein weiterer Interessent ebenfalls gedulden. Das Investitionsangebot des chinesischen E-Commerce-Riesen würde das gerade einmal zwei Jahre alte Start-up sogar auf vier Milliarden Dollar bewerten. Wie es unter Berufung auf Insider heißt, hätte Facebook bereits früher ein Kaufangebot unterbreitet, seinerzeit noch für eine Summe von einer Milliarde Dollar. Offensichtlich, so die die Einschätzung der "New York Times", wollen die beiden Gründer Evan Spiegel, 23, und Bobby Murphy, 25, warten, weil es in der Zukunft noch um weitaus höhere Summen gehen könnte .
Snapchat ist mit einer besonderen Technologie bekannt geworden, die den Versand von Nachrichten mit Verfallsdatum erlaubt. Verschickte Texte, Fotos oder Videoclips löschen sich nach wenigen Sekunden automatisch. Damit wollen die Snapchat-Macher den alten Glaubenssatz vom nie vergessenden Internet unterlaufen. Zig Millionen Nachrichten werden so vor allem von Jugendlichen jeden Tag verschickt. Da wenig Gefahr besteht, dass gewagte Motive im Internet landen, werde der Service auch gern zum Versand sexueller Inhalte benutzt. Manche bezeichnen Snapchat daher auch kurz und bündig als Sexting-App. Dass der Dienst gerade bei Jugendlichen so beliebt ist, zeigt in den Augen mancher Beobachter noch etwas anderes: dass die Geschichte von den Jugendlichen, die sich im Netz als leichtsinnige Exhibitionisten ohne Rücksicht auf Verluste gerieren, eher ein Netzmärchen ist.
Allzu blindes Vertrauen sollten die Snapchat-Nutzer trotzdem nicht in den Datenschutz durch Selbstzerstörung setzen. Erst im Mai machten Berichte die Runde, denen zufolge eigentlich gelöschte Bilder zumindest bei der Android-Version nachträglich aus dem Smartphone- oder Tablet-Speicher ausgelesen werden konnten. Und im August wurde bekannt, dass auch zwischen Apple-Geräten versandte Fotos und Videos auf Sende- wie Empfängergerät weiterhin zu finden sind .