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Social Media: Blick zurück im Netz

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Social-Media-Rückblick Das war 2015 auf Facebook, Twitter, Tumblr

Kurz vor Weihnachten veröffentlichen die sozialen Netzwerke allerlei Ranglisten: Worüber wurde diskutiert, welche Hypes gab es, wer war der Beliebteste? Und stimmt das mit den Rap-Battles unter See-Elefanten wirklich?

Was, Sie kennen Dulce Maria nicht? Und der Name Oriana Sabatini sagt Ihnen genauso wenig? Dabei sind die Damen alles andere als unbekannt, Sängerin Sabatini hat bei Twitter immerhin knapp 150.000 Follower, ihre Kollegin Maria kommt sogar auf über sechs Millionen Fans. Die sitzen allem Anschein nach vor allem in Südamerika, die dortigen Fans sind offenbar besonders umtriebig, wenn es darum geht, online ihre Sympathien zu bekunden.

Dies sind nur zwei Zahlen aus der Fülle von Daten, die Twitter pünktlich zum Jahresende veröffentlicht. Kurz vor Weihnachten publizieren viele soziale Netzwerke Informationen darüber, welche Themen und Personen besonders wichtig waren.

Twitters Überblick  bietet wichtige, tragische, alberne und natürlich auch völlig überflüssige Angaben. Die Frage, welches Emoji 2015 am häufigsten getwittert wurde, dürfte eher wenige umtreiben (es war das mit den Lachtränen ).

Dagegen hat die internationale Nachrichtenlage dieses Jahr genügend Grund für Schrecken und Leid geliefert. Zweimal stand Paris im Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit, mit den Hashtags #PrayForParis und #JeSuisCharlie führt die französische Hauptstadt die Liste der wichtigsten Momente auf Twitter an. Bei Facebook ist das ähnlich: Der Terror von Paris liegt dort auf Platz zwei der weltweit meistdiskutierten Themen, kurz hinter dem Präsidentschafts-Vorwahlkampf in den USA.

Die Pariser Anschläge finden sich auch in den Top-News-Trends auf Twitter wieder. An deren erster Stelle steht allerdings der Hashtag #jobs, wobei nicht ganz klar ist, ob es dabei um Arbeitsplätze geht oder den verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs. Wie beherrschend das Thema der islamistischen Bedrohung weltweit geworden ist, machen die Plätze zwei und drei der Nachrichtentrends klar, wo die Begriffe #quran (der Koran) und #ISIS stehen. Bei Facebook wiederum finden sich unter den weltweiten Top-Ten die Anschläge auf Charlie Hebdo in Paris, der Kampf gegen den IS, der syrische Bürgerkrieg und die Flüchtlingskrise.

Auch in Deutschland waren die Twitter-Nutzer von den Ereignissen im Nachbarland stark beeindruckt. #Paris steht unter den am häufigsten gesuchten Hashtags und Begriffen auf Platz drei. Ansonsten aber gilt das Interesse der Twitter-Gemeinde hierzulande offenbar oft eher der leichten Unterhaltung. Ganz oben findet sich unter #gntm Heidi Klums Castingshow "Germanys next Top Model". Auf Platz zwei folgt dann schon der #Tatort.

Tendenz zur boulevardesken Oberfläche

Neben Netz- und YouTube-Größen wie #Dagibee oder Simon #Unge hat auch der unvermeidliche Justin Bieber wieder seinen Stammplatz auf der Twitter-Beliebtheitsliste. Unter den Schlagwörtern aus TV und Showbiz ragt nur noch ein anderer Begriff heraus: #Germanwings wurde nach dem Flugzeugabsturz in den französischen Alpen zu einem stark nachgefragten Wort.

Beim Vergleich der Twitter-Trends in den USA oder der Welt mit denen in Deutschland fällt überhaupt auf, dass es hierzulande eine Tendenz zur boulevardesken Oberfläche gibt. Twitter als Instrument der politischen Kampagne, das öffentliche Debatten anstoßen und Wähler mobilisieren kann, das bleibt auch im zehnten Jahr nach Gründung des Netzwerks zumindest für Deutschland ein Traum. Dagegen nutzte Barack Obama die Plattform schon 2008 erfolgreich für seinen Präsidentschaftswahlkampf. Seitdem hat die Bedeutung des Netzwerks für die präsidiale Öffentlichkeitsarbeit nicht abgenommen. Mit seinen beiden Twitter-Profilen @BarackObama und @POTUS setzte der US-Präsident beinah die Hälfte der 30 wichtigsten Polit-Tweets des Jahres ab. Allein sein Kommentar zur höchstrichterlichen Zulassung der Homoehe  wurde fast eine halbe millionmal retweetet.

Bei Facebook scheinen die meistdiskutierten Themen erstaunlicherweise nachrichtlich, härter zu sein. Der Germanwings-Absturz landete bei Facebooks Themencharts für Deutschland auf Platz zehn, hinter dem DFB-Pokal und dem Ukraine-Konflikt. Auf Platz eins findet sich die Flüchtlingskrise, gefolgt von der griechischen Schuldenkrise und dem Krieg in Syrien. Erstaunlich weit vorn liegen die türkischen Parlamentswahlen (Platz vier), die damit offenbar noch mehr diskutiert wurden als der Kampf gegen den IS und der Terror von Paris auf Platz fünf und sechs.

Natürlich wurde auch auf anderen Netzwerken eifrig gesucht und Inhalte geteilt. Auf der Fotoplattform tumblr gab es 2015 einige Blogs, die plötzlich viral wurden und weiteste Bekanntheit erreichten. So etwa "Every single word spoken by a person of color" . Das Projekt macht anschaulich, welches Ausmaß die Rassendiskriminierung bis hinein in die Gestaltung von Drehbüchern für Kinofilme hatte und bis heute hat. Macher Dylan Marron stellte aus Hollywood-Blockbustern Zusammenschnitte her, die sämtliche Szenen zeigen, in denen schwarze Schauspieler Auftritte haben. Die erschütternde Erkenntnis: Wenn Schwarze überhaupt Text bekommen, dann oft genug in einer klischeebeladenen und verzerrenden Darstellung. Eine Übersicht über die Clips gibt es zudem auf YouTube .

Pinterest als virtuelles Fotoalbum und Zettelkasten

Ebenfalls sehr beliebt, aber abgrundtief traurig ist "The Last Message Received" . Dort sammelt Emily Trunko, eine fünfzehnjährige Schülerin aus dem US-Bundesstaat Ohio, die letzten Unterhaltungen zwischen Menschen, die sich getrennt haben oder von denen einer gestorben ist. Nichts für schwache Nerven. Versöhnlicher erscheint dagegen das "Animal fact Book" , das "Wahrheiten" über Tiere verbreitet, die leider, leider nicht wahr sind. Beispiel: See-Elefanten verteidigen ihr Territorium im Zweifel auch mal im Rahmen eines Rap-Battles. Das Tech-Magazin "Mashable" hat noch weitere beliebte Tumblr-Sites zusammengestellt .

Ohne hohen Anspruch kommt Pinterest daher. Seine Nutzer verwenden die Plattform vor allem als virtuelles Fotoalbum und Zettelkasten. Dabei spielen private Interessen die größte Rolle, zum Beispiel bei der Suche nach neuen Wohnideen. Haupttrend waren 2015 in diesem Bereich offenbar Wohnaccessoires in Roségold  . Beispiele für künstlerisch gestaltete Hausflure  gehörten zu den beliebtesten Pins. Flammkuchen-Toasts  waren die am häufigsten gepinnte Leckerei.

Bastel- und Nähideen zum Selbermachen waren 2015 die meist gesuchten Pins. Nicht ganz klar ist allerdings, wieso auf diese Heimarbeiten auf Platz drei die Suche nach Faultieren  folgt. Vielleicht, weil die Pinterest-gerecht auch eher für Entspannung als Aufregung stehen.

Die Freunde der größten Datenhalde überhaupt und darin verborgener Schätze müssen sich übrigens noch etwas gedulden: Der Google-Jahresrückblick über Suchbegriffe und Nachrichten im Jahr 2015 wird erst noch veröffentlicht.

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