Social Network Facebook lässt Nutzer Fremden folgen

Facebook baut weitere Abstufungen ins eigene Netzwerk ein. Künftig kann man nicht nur einfacher seinen digitalen Bekanntenkreis in Untergruppen einteilen. Facebook führt auch eine Follower-Funktion ein: Damit kann man künftig Menschen lauschen, die man gar nicht kennt. Wie bei Twitter.
Facebook: Anleihen bei Google+ und Twitter

Facebook: Anleihen bei Google+ und Twitter

Foto: LOIC VENANCE/ AFP

Facebook stülpt sein Freundeskreis-Prinzip um: Nach den neuen Gruppen-Funktionen stellte das soziale Netzwerk nun auch sogenannte Facebook-Abonnements  vor. Damit können Mitglieder des Social Networks Einträge und Status-Updates von Personen außerhalb ihres eigenen Freundeskreises abonnieren.

Zusammen stehen die jetzt vorgestellten Funktionen für ein neues, transparenteres Facebook - das dem Mitglied im Kontakt mit anderen Mitgliedern erheblich mehr Kontrolle über seine Daten gibt als zuvor. Fürderhin können Facebook-Mitglieder unter ihrem Namen strategisch mit verschiedenen Web-Identitäten umgehen: Die Kollegin sieht nur die seriösen Status-Updates, der Partner nur die unkritischen, die besten Freunde einfach alle.

Damit macht Zuckerbergs Riesenfirma Schluss mit dem zuckerbergschen Dogma "Eine Person, eine Identität": Zuckerberg sagte dem Buchautor David Kirkpatrick ("The Facebook Effect") einmal, mehr als eine Identität zu besitzen, sei "ein Beispiel für einen Mangel an Integrität". Nicht nur angesichts des gekonnten, abgestuften Identitäts-Managements jeder modernen Person ist diese These anmaßend und bevormundend.

Deutlich von Twitter und Google+ inspiriert

Aber die neuen Facebook-Funktionen führen auch zu neuen Zugriffsmöglichkeiten aus dem anonymen Raum aller anderen Facebook-Mitglieder. Bislang konnten die nur automatisch Neuigkeiten aus ihrem Freundeskreis erhalten oder manuell in fremden Profilen nach "öffentlichen", also für alle einsehbaren Inhalten suchen. Dank der "Abos" erhalten sie leichter als öffentlich gekennzeichnete - oder aus Versehen nicht als privat eingestufte - Informationen.

Die neuen Funktionen sind ein erheblicher Fortschritt für Facebook - und kommen überraschend spät. Auf so einem "Abo"-Prinzip beruht das soziale Netzwerk Twitter, auch Google+ kennt diese Funktion nebst dem erweiterten Identitäts-Management über die Kontaktgruppen "Circles". Schon seit über zehn Jahren können Website-Inhalte per RSS-Feed abonniert werden.

Schwache Verbindungen ausbeuten

Facebooks Zögern - diese Funktion war sicherlich schon lange im Gespräch - könnte neben einem Ideologie-Wandel ("Nur eine Identität") auch darauf zurückzuführen sein, dass ein Abonnement eine sehr schwache soziale Beziehung mit geringem Nutzwert (für Facebook) bezeichnet. Einer saugt an den Informationen eines passiven anderen. Dabei entsteht keine soziologische Netzwerk-Magie, sondern ein einseitiger Austausch. Facebook war traditionell aus auf enge soziale Verbindungen: Freundschaften, Familienverbände, Kollegenkreise. Das Abonnement fügt nun auch den Unbekannten hinzu: Den Künstler, Politiker, Journalisten, dessen (öffentliche) Facebook-Einträge man verfolgen, oder die Angebetete, der man sich nicht all zu deutlich offenbaren will.

Die neue "Abonnieren"-Schaltfläche wird das soziale Netzwerk in den nächsten Tagen nach und nach in öffentlichen Profilen freischalten. Über sie können Facebook-Mitglieder auch einstellen, welche öffentlichen Informationen sie in ihrer eigenen Neuigkeiten-Liste sehen wollen: Alle, die meisten, nur die wichtigsten; Fotos, Spiele, Status-Udates. Wer selbst anderen Facebook-Mitgliedern eigene Inhalte als Abonnement anbieten will, muss Einträge nur als "Öffentlich" kennzeichnen - damit sind sie automatisch abonnierbar.

Das heißt auch: Wer verhindern will, dass sensible Einträge künftig für die ganze Welt (oder gar den Partner) zu sehen sind, sollte sich vor dem Absenden eines neuen Eintrags die korrekte Veröffentlichungsweite überprüfen.

fko
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