Streamingdienst Warum Spotify die Musik von R. Kelly verschwinden lässt

Spotify will hasserfüllte Musik oder gleich das ganze Werk gewalttätiger Künstler schlechter auffindbar machen. Der Schritt soll die Werte des Streamingdienstes widerspiegeln, birgt aber Gefahren.
Spotify-Logo

Spotify-Logo

Foto: Daniel Bockwoldt/ dpa

Spotify hat neue Regeln vorgestellt , mit denen der beliebte Streamingdienst gegen hasserfüllte Musikinhalte und Künstler vorgehen will, die mindestens im Verdacht stehen, selbst gewalttätig zu sein.

Einer der ersten Musiker, die das zu spüren bekommen, ist der US-Popstar R. Kelly. Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn, allerdings kein Urteil. Spotify will nun auf Basis der neuen Regeln die Verbreitung seiner Musik deutlich einschränken.

Die Titel von R. Kelly sollen nicht mehr in den Wiedergabelisten erscheinen und den Nutzern auch nicht mehr zum Anhören vorgeschlagen werden, wie Spotify am Donnerstag mitteilte. Die einzelnen Titel sollen demnach aber weiterhin abrufbar sein.

Zählt nur das Werk, nicht das Privatleben eines Künstlers?

Wenn ein Künstler "besonders schädliche oder hasserfüllte" Taten begehe, beispielsweise Gewalt gegen Kinder oder sexuelle Gewalt, könne dies die Art der Zusammenarbeit "verändern", erklärte Spotify. Ob das juristisch festgestellt werden muss, geht aus der Erklärung nicht hervor. Zugleich verteidigte sich das schwedische Unternehmen gegen den Vorwurf, einen Künstler und sein Werk wegen dessen persönlichen Verhaltens zu benachteiligen. Allerdings werde Wert darauf gelegt, dass die Musikangebote in dem Streamingdienst "unsere Werte spiegeln".

Nach einem Bericht der "New York Times" ergriff Spotify die gleichen Maßnahmen gegen den bereits verurteilten US-Rapper XXXTentacion. In einem weiteren Prozess muss sich der Rapper wegen des Vorwurfs der schweren Gewalt gegen eine schwangere Frau rechtfertigen.

Kette der schweren Anschuldigungen reißt seit Jahren nicht ab

Das Management von R. Kelly zeigten sich empört über die Entscheidung. Er sei Opfer einer "Schmierenkampagne", heißt es in einem Statement. Spotify habe den Schritt auf der Grundlage "falscher Anschuldigungen" beschlossen und arbeite zudem weiterhin mit anderen Künstlern zusammen, gegen die es ebenfalls Vorwürfe gebe.

Das Medienportal "Buzzfeed" hatte im Juli berichtet , R. Kelly habe mehrere Frauen in Abhängigkeit gehalten. Die Frauen hätten in einer sektenähnlichen Struktur gelebt und R. Kelly sei ihnen gegenüber wie ein "Meister mit totaler mentaler Kontrolle" aufgetreten. Zudem klagte eine weitere Frau gegen den US-Popstar, dieser habe sie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert - obwohl er von der Krankheit gewusst habe. Der US-Popstar wies die Anschuldigungen zurück.

Schon seit Jahren ist der Musiker immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert. 2008 gab es einen Prozess gegen ihn wegen des Vorwurfs der Herstellung von Kinderpornografie. R. Kelly wurde aber freigesprochen. Derzeit läuft in sozialen Netzwerken die #MuteRKelly-Kampagne. Seine Kritiker fordern, dass Radiostationen, Fans oder Konzertveranstalter den Sänger nicht weiter unterstützen sollten.

Bereits im August hatte Spotify rund zwanzig Musikgruppen wegen mutmaßlicher Verbreitung von Hassbotschaften aus dem Angebot gestrichen. Die Musiker hätten in Verbindung mit Rassisten oder Neonazis gestanden.

Wie schwierig die Einzelfallentscheidungen sein werden, die Spotify künftig auf Basis seiner Regeln treffen muss, zeigt ein anderes Beispiel: Der Sänger Chris Brown etwa ist bislang nicht Ziel der neuen Spotify-Grundsätze. Er hatte vor Gericht zugegeben, seine damalige Freundin, den Popstar Rihanna, tätlich angegriffen zu haben.

gru/AFP/AP

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten