Drohender Hackerangriff Stadt Potsdam bleibt weiter offline

Keine An- und Abmeldung von Fahrzeugen, Ausstellung von Führungszeugnissen oder Urkunden vom Standesamt: Das sind die Folgen der Potsdamer Präventivmaßnahmen wegen der Warnung vor einem Hackerangriff.
Potsdamer Innenstadt: Erst in der kommenden Woche will die Stadtverwaltung ihre IT wieder hochfahren

Potsdamer Innenstadt: Erst in der kommenden Woche will die Stadtverwaltung ihre IT wieder hochfahren

Foto: Soeren Stache / dpa

Nach Hinweisen von Sicherheitsbehörden auf einen angeblich unmittelbar bevorstehenden Hackerangriff hat die Potsdamer Stadtverwaltung ihre Verbindungen zum Internet am vergangenen Donnerstag getrennt – und seither nicht wiederhergestellt. Die Mitarbeitenden der Potsdamer Stadtverwaltung seien weiterhin nicht per Mail erreichbar, teilte die Stadtverwaltung am Montagabend mit.

Vereinbarte Termine seien zwar gesichert. Aber Bürgerinnen und Bürger müssten Einschränkungen hinnehmen, weil Dienstleistungen nicht funktionierten. Nicht möglich ist demnach das Ausstellen von Express-Reisepässen, die An- und Abmeldung von Fahrzeugen und die Ausstellung von Führungszeugnissen. Auch die Urkundenstelle des Standesamts stehe derzeit nicht zur Verfügung, heißt es. E-Mails zur Meldung von Kindeswohlgefährdungen könnten nicht bearbeitet werden – die Verwaltung bittet stattdessen um telefonische Meldung an das Jugendamt, da Telefone und Fax weiter funktionierten. Auch die städtischen Unternehmen haben Ende vergangener Woche aus Sicherheitsgründen die Internetverbindung offline gestellt.

Erst in der kommenden Woche beabsichtigt die Stadtverwaltung die IT-Systeme schrittweise wieder hochzufahren. Zuvor seien umfangreiche Sicherheitstests erforderlich, teilte die Stadt mit. Ein Krisenstab der Verwaltung hatte zuvor über weitere Schritte beraten. Wenn die Tests erfolgreich und in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden weitere Vorkehrungen getroffen worden seien, sollen die Systeme dann nach und nach wieder in Betrieb gehen.

Oberbürgermeister fordert in der »Cybersicherheit eine Zeitenwende«

Neben der Warnung der Sicherheitsbehörden hatte die Landeshauptstadt am 29. Dezember auch eine sogenannte Brute-Force-Attacke auf ihre Systeme erkannt. Bei solchen Angriffen versucht üblicherweise jemand, durch massenhaftes Ausprobieren von Zugangsdaten in ein System einzudringen. Details gab die Verwaltung aber nicht bekannt.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) erklärte: »Durch die gute Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden und die Vorbereitung der IT-Abteilungen der Stadt und der kommunalen Unternehmen konnten wahrscheinlich ein Zugriff auf unsere Systeme sowie Schäden verhindert werden.« Zugleich betonte der SPD-Politiker, der Aufwand, sich gegen skrupellose Kriminelle im Netz zu schützen, werde immer größer. Lokal sei das von den Städten und Kommunen kaum zu bewältigen. Die Fälle von Cyberattacken auf Krankenhäuser , Kommunen und Stadtwerke allein in den letzten zwei Jahren seien besorgniserregend. »Wir brauchen deshalb auch bei der Investition von Bund und Ländern in die Cybersicherheit eine Zeitenwende«, so Schubert.

Die Potsdamer Stadtverwaltung war bereits Anfang 2020 Opfer eines Hackerangriffs geworden und hatte ihre Server daraufhin für rund eine Woche abgeschaltet.

pbe/dpa
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