Steve Irwin Fans, Spötter, Trittbrettfahrer
Was haben die deutsch-englische Fanseite "Croco Hunter", Steve Irwins eigene Webseite und die des Australia Zoo gemeinsam? Sie sind offline. Kollabiert unter dem Ansturm Zehntausender Fans, die derzeit noch einmal alles wissen wollen über Steve Irwin, gestorben am 4. September 2006, erstochen von einem Stachelrochen.
Der hemdsärmelige Irwin spielte in seiner TV-Serie "Crocodile Hunter" ab 1996 eine Art Sielmann der Spaßgesellschaft: Stets gut gelaunt führte er seine Zuschauer mit allem möglichen Getier zusammen, und das nicht flüsternd und zaghaft, sondern gern auch handgreiflich. Die Berührung gerader gefährlicher Tiere gehörte zum Konzept, gerade darum liebten ihn seine Fans.
Und die sind offenbar weit zahlreicher, als die Einschaltquoten bei RTL2 oder Kabel1 vermuten ließen. Seit die Nachricht von Irwins Tod um die Welt ging, geht ein Vibrieren durch das Web: Die Betreiber von Newsseiten stellten mit Verblüffung fest, dass die Nachricht vom Tod des Tierschützers und -filmers die Menschen mehr interessierte und erschütterte, als die täglichen Katastrophenmeldungen, an die Mensch sich gewöhnt hat.
Das Resultat ist auf Seiten wie YouTube, Google Video, aber auch bei eBay zu besichtigen.
Während sich auf den Videoseiten vor allem die Filmchen von und über Irwin vermehren, die selbstverfassten Tribute dazu, die mit trauriger Musik unterlegten Diashows, die Irwin gewidmeten Musikstücke, versuchen bei eBay viele schnelles Geld mit dem Ableben eines Stars zu machen. Irwins Autogramm ist über Nacht im Wert gestiegen: 90 Euro muss man schon hinlegen für eine angeblich echte Unterschrift.
Die wahren Dramen aber spielen sich auf den Videoseiten ab. Bei Youtube nahm das Nachrichtenvideo zu Irwins Tod am Mittwoch alle Top-Positionen ein: Meistgesehenes Video, Top Rated, meistdiskutierter Film, Top Favorit und meistverlinktes Video.
Der Videosammeldienst heggle führt die Fanwerke zusammen und zählt stündlich mehr davon. 722 Irwin-Videos waren das bis 15 Uhr MEZ, nicht mitgerechnet die Machwerke der Spötter.
Denn natürlich gibt es auch die - oder sollte man sagen: Es gab sie?
Denn was da bei Google und YouTube zu finden ist, sind in der Regel alte Kamellen. Da veräppeln Teenies Irwins Stil, parodieren sein Busch-Geschleiche - und bekommen das von den Fans rechts und links um die Ohren geschlagen. Die Irwin-Spötter sehen sich mit wüstesten Beschimpfungen konfrontiert, und da hilft das auch beste Alibi nichts mehr: "Das Ding ist von 2005, Blödmann!"
Zählt nicht mehr, Spott ist out, Steve Irwin posthum nicht nur zum Held, sondern zum quasi sankrosankten Heiligen geadelt. Er selbst hätte wohl auch darüber lachen können, wie über die Trittbrettfahrer, die nun Plastikpuppen von ihm für 170 Dollar verkaufen oder fix eine Memorial-Web-Adresse verhökern. Nur deren Profite hätten den Mann vielleicht gestört, denn so heiter bis albern er vor der Kamera agierte, war ihm eines doch bitter ernst: Das Gros seiner Verdienste spendete Irwin Naturschutzprojekten.
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