

Sie gilt als äußerst medienscheu, doch jetzt hat sie öffentlich über ihren verstorbenen Mann gesprochen: Laurene Powell-Jobs, die Witwe von Apple-Guru Steve Jobs. Der Fernsehsender NBC hatte sie eigentlich eingeladen, um mit ihr über ihr neues Projekt zu reden, einen Dokumentarfilm über die Einwanderungsproblematik in den USA.
Und offensichtlich hatte Powell-Jobs im Vorgespräch zu diesem Interview auch klipp und klar gesagt, dass sie sich nicht, mehr noch, dass sie sich nie zum Tode ihres Mannes äußern werde, weil das eine private Angelegenheit sei. Wohl aber könne sie darüber sprechen, was er der Welt hinterlassen hat.
Diese Gelegenheit ließ sich Moderator Brian Williams nicht entgehen. Gleich zu Beginn des Interviews fragte er Powell-Jobs, wie sie zum Vermächtnis ihres Mannes stehe. Und ob sie vielleicht etwas korrigieren möchte am Bild, das die Öffentlichkeit von Steve Jobs hat.
Ein schönes Erbe
"Steve hat uns zwei Vermächtnisse hinterlassen. Ein privates, und eines, das jeder kennt. Das öffentliche Erbe sind seine Produkte, die er geschaffen und die er so sehr geliebt hat. Sie haben unser aller Leben verändert, die Arte und Weise, wie wir miteinander kommunizieren", sagte Powell-Jobs. Er habe, so die Witwe, perfekte Geräte schaffen wollen. "Das ist ihm gelungen. Und es ist schön, mit diesem Erbe zu leben".
Daneben gebe es aber eben auch noch das private Vermächtnis, so Powell-Jobs. Das des Ehemannes, des Vaters ihrer beiden Töchter: "Wir vermissen ihn. Tag für Tag." Hilfreich sei die Arbeit, die sie immer auf eine sehr positive Weise an Jobs erinnere. "Auch ich tue etwas, das mich mit Leidenschaft erfüllt. Dabei muss ich oft an ihn denken, und das tut gut. Ich hoffe, dass meine Töchter das ebenso empfinden."
Anschließend wollte Moderator Williams wissen, wie es sich anfühle, mit einem Auto an der Ampel zu stehen und lauter Menschen mit den iPod-charakteristischen weißen Kopfhörern im Ohr die Straße überqueren zu sehen. "Das ist cool", sagte sie mit einem breiten Lachen. Aber es sei eben auch mehr, wie sie etwas ernster hinterherschob. "Etwas zu tun, das dein Herz erfreut, das dir wichtig ist und damit die Welt zu verändern - das ist ein schöner Lebensinhalt".
Auch Steve Jobs' Witwe hat eine Mission
Wie ihr Mann hat auch Powell-Jobs eine Mission. Sie wirbt für den sogenannten Dream Act, einen Gesetzentwurf, der es Einwanderern unter bestimmten Bedingungen gestatten soll, in den USA zu bleiben. Denn in den Vereinigten Staaten leben viele junge Menschen, die zwar eine Highschool besucht, einen Universitätsabschluss erlangt oder aber beim Militär gedient haben, aber keine offizielle Aufenthaltsgenehmigung und damit keine Arbeitsberechtigung besitzen. Sie stehen nach ihrer Ausbildung vor dem Nichts.
Deren Schicksale zeichnet Powell-Jobs zusammen mit dem Filmemacher Davis Guggenheim in der Dokumentation "The Dream is Now" nach, die Anlass für das Interview bei NBC war. Die Wahl ihres Partners zeigt, dass Powell-Jobs ebenso perfektionistisch ihrer Arbeit nachgeht wie ihr verstorbener Mann. Guggenheim ist ein erfahrener Dokumentarfilmer. Für sein Werk "Eine unbequeme Wahrheit" über die Gefahr der Erderwärmung wurde er 2007 mit einem Oscar ausgezeichnet.
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Das Paar: Steve Jobs mit seiner Frau Laurene Powell-Jobs bei den Oscar-Verleihungen 2010 in Los Angeles. Zwanzig Jahre war Powell-Jobs an der Seite des Apple-Gründers und hatte schon zu Lebzeiten des Unternehmers die Öffentlichkeit gemieden. Nach seinem Tod im Oktober 2011 zog sie sich noch weiter zurück. Jetzt aber sprach sie in einem TV-Interview anlässlich eines ihrer Projekte über ihren verstorbenen Mann.
Steve Jobs im September 2010: Der Apple-Mitgründer hatte Anfang 2009 die Geschäftsführung wegen gesundheitlicher Probleme abgegeben. Er erhielt eine Spenderleber und übernahm danach Mitte 2009 wieder die Führung des Konzerns.
Anfang 2011 gab Jobs die Geschäftsführung wegen gesundheitlicher Probleme ab. Am 5. Oktober ist Steve Jobs im Kreis seiner Familie gestorben.
Apple-Website: Das Unternehmen zeigt ein Schwarzweißfoto des verstorbenen Mitgründers Jobs. Die Firma bittet Besucher, Gedanken, Erinnerungen und Beileidsbekundungen an die Adresse rememberingsteve@apple.com zu senden.
Apple-Traueranzeige: "Die Welt hat einen faszinierenden Menschen verloren", heißt es in einer Würdigung auf der Apple-Website. "Die, die das Glück hatten, ihn zu kennen und mit ihm zu arbeiten, haben einen Freund und Mentor verloren. Steve lässt ein Unternehmen zurück, wie nur er es aufbauen konnte und das immer in seinem Geiste arbeiten wird."
Präsentation des iPad 2: Obwohl Jobs sich am 17. Januar aus gesundheitlichen Gründen bei Apple aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, präsentierte er am 2. März das iPad 2.
"Wir haben ziemlich lange an diesem Produkt gearbeitet, und ich wollte diesen Augenblick einfach nicht verpassen", sagte er damals.
...neue Versionen der Betriebssysteme iOS und OSX vor.
Steve Jobs im Juni 2004: Der Apple-Geschäftsführer kündigte in London den europäischen iTunes-Store an. Einige Wochen später erfuhr Jobs, dass er an einer seltenen Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs litt.
Ein Jahr später berichtete er bei einer Rede an der Stanford-Universität von dieser Erfahrung. Er sei um 7.30 Uhr beim Arzt gewesen; die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs, unheilbar, drei bis sechs Monate habe er noch, "bringen Sie Ihre persönlichen Dinge in Ordnung", hätten die Ärzte gesagt.
"Ich lebte mit der Diagnose. Am selben Abend hatte ich noch eine Biopsie." Die Ärzte führten die Schläuche ein, entnahmen Tumorzellen, untersuchten sie, dann weinten die Ärzte. Eine Operation könne ihn wohl doch heilen, er sei eine seltene Ausnahme, sagten sie.
Erste Auszeit: Wenige Wochen nach diesem öffentlichen Auftritt am 28. Juni 2004 unterzog sich Steve Jobs einer Operation. Ende Juli wurde ein Tumor von seiner Bauchspeicheldrüse entfernt.
Jobs informierte Apple-Mitarbeiter am 1. August in einer E-Mail über die Operation. Er schrieb, der Tumor sei erfolgreich entfernt worden, er brauche keine Chemotherapie.
Jobs kündigte damals an, er werde eine Auszeit von einigen Wochen nehmen, in dieser Zeit vertrete Tim Cook ihn im Tagesgeschäft: "Ich werde sicher einige von euch im August häufiger als nötig anrufen. Ich freue mich, euch im September wiederzusehen. P.S.: Ich schreibe das von meinem Krankenbett aus, auf einem 17-Inch-Powerbook mit Airport Express."
Apple-Expo in Paris: Am 31. August 2004 stellte Apple-Marketingchef Phil Schiller den neuen iMac G5 vor - Steve Jobs erholte sich damals von seiner Operation.
Rückkehr: Im September 2004 nahm Steve Jobs bei Apple wieder das Tagesgeschäft auf, dieses Foto wurde Mitte Oktober bei einer Besprechung in der Apple-Zentrale in Palo Alto aufgenommen.
Steve Jobs' Rede vor Stanford-Studenten: Am 12. Juni 2005 sprach der Apple-Mitgründer vor einem Abschlussjahrgang (hier ein Standbild aus dem Videomitschnitt - daher die schlechte Bildqualität). Jobs thematisierte damals auch seine Krebserkrankung. Als junger Mann habe er ein Zitat gelesen, sagte Jobs: "Wenn du jeden Tag lebst, als sei er dein letzter, wirst du irgendwann recht haben."
Jobs gab den Stanford-Absolventen diesen Ratschlag: "Eure Zeit ist begrenzt. Vergeudet sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Lasst euch nicht von Dogmen einengen - dem Resultat des Denkens anderer. Lasst den Lärm der Stimmen anderer nicht eure innere Stimme ersticken. Das Wichtigste: Folgt eurem Herzen und eurer Intuition, sie wissen bereits, was ihr wirklich werden wollt."
Marke Apple: Unter Jobs wurde Apple zur einer der wertvollsten Konzerne der Welt.
Erinnerungen: Begonnen hatte Jobs' Karriere mit dem Apple I, einem Computerbausatz, den sein Freund Steve Wozniak entwickelt und den Jobs mit großem Erfolg vermarktet hatte.
Bei der Vorstellung des iPad 2 erinnerte Jobs die Zuschauer mit diesem Schwarzweißfoto an die Anfänge der Firma und den Erfolg: "Wir haben Apple 1976 gegründet - 34 Jahre später haben wir im letzten Quartal des Jahres 15,6 Milliarden Dollar Umsatz gemacht."
Das Apple-Gründerteam: Jobs (links) und Wozniak (rechts) mit dem damaligen Geschäftsführer John Scully. Als sie 1984 den Apple IIc, ihren ersten tragbaren Computer, vorstellten, war Apple schon legendär.
Steve Jobs 1981 in Los Angeles: Der Erfolg der ersten Apple-Computer machte Jobs in den achtziger Jahren zum Millionär. 1984 stellte er noch triumphal den Apple Macintosh vor. Im Jahr darauf wurde er nach einem Strategiestreit und geschäftlichen Problemen aus seiner Firma gedrängt.
Next Computer: Am 13. September 1985 verließ Jobs nach langen Auseinandersetzungen mit dem Aufsichtsrat Apple. Er gründete eine neue Firma. Next Computer entwickelte leistungsstarke Arbeitsplatzrechner, sogenannte Workstations.
Am 12. Oktober 1988 zeigte Steve Jobs in der futuristischen Davies Symphony Hall in San Francisco vor 3000 geladenen Gästen den ersten Next-Rechner, in der Grundausstattung kostete der Computer 9995 Dollar. Auf diesem Foto präsentiert Next-Geschäftsführer Steve Jobs im März 1989 den Next Cube mit David Norman, dem Chef des Computerhändlers Businessland.
Next Station: Am 18. September 1990 zeigte Steve Jobs das Nachfolgemodell des Next Cube. Diese Workstation war etwas günstiger (knapp 5000 Dollar). Experten lobten die technische Leistung, an Universitäten waren Next-Rechner im Einsatz, so entwickelte zum Beispiel der Informatiker Tim Berners-Lee 1989 seine ersten Ideen eines World Wide Web an einem Next-Rechner.
Animationsstudio Pixar: Steve Jobs kaufte das Unternehmen im Februar 1986 für fünf Millionen Dollar. Damals hieß die Firma Graphics Group und gehörte zu Lucasfilm. Die Computergrafiker arbeiteten unter anderem an den Spezialeffekten in "Star Trek II: Der Zorn des Khan", die Firma entwickelte aber auch Hardware für computergenerierte Spezialeffekte.
Steve Jobs verkaufte die Hardware-Abteilung 1990. 1991 schloss Pixar mit Disney einen Vertrag über die Produktion eines computeranimierten Kinofilms. "Toy Story" kam 1995 ins Kino - er spielte weltweit mehr als 350 Millionen Dollar ein.
Steve Jobs bei der Premiere von "Toy Story 2" im November 1999: Jobs verkaufte die Firma 2006 an Disney. Disney bezahlte den Pixar-Eigentümer 7,4 Milliarden Dollar in Disney-Aktien. Steve Jobs war mit 50,1 Prozent der größte Pixar-Eigner, nach der Übernahme war er mit einem Aktienanteil von etwa sieben Prozent der größten Einzelaktionär bei Disney.
iPod-Revolution: Am 23. Oktober 2001 stellte Steve Jobs den ersten iPod vor. Er sagte damals: "Wir haben eine neue Kategorie von Digitalen Musikabspielgeräten erfunden. Sie können ihre gesamte Musiksammlung in ihrer Tasche mitnehmen und überall Musik hören."
Im ersten Jahr nach der iPod-Vorstellung verkaufte Apple knapp 400.000 Geräte, im zweiten Jahr fast eine Million, im Geschäftsjahr 2005 setzte Apple gut 22 Millionen iPods ab und beherrschte damit diesen Markt.
iPhone-Präsentation: Am 9. Januar 2007 stellte Steve Jobs bei der MacWorld-Messe in San Francisco das iPhone vor.
Jobs sagte damals: "Das iPhone ist ein revolutionäres und magisches Produkt - es ist allen anderen Mobiltelefonen fünf Jahre voraus. Wir alle kommen mit dem besten Zeigegerät überhaupt zur Welt - unseren Fingern. Das iPhone nutzt sie, um die revolutionärste Benutzerschnittstelle seit der Maus zu schaffen."
iPad-Vorstellung: Am 27. Januar 2010 zeigte Steve Jobs das erste iPad in San Francisco. Zweimal wiederholte er damals seine Kürzestvorstellung des neuen Tablets: "Unsere fortschrittlichste Technik in einem magischen, revolutionären Produkt zu einem unfassbaren Preis."
Stiller Abschied von Steve Jobs: In der Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino legten Mitarbeiter und Fans Blumen zum Gedenken an den Apple-Mitgründer nieder.
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