Internet-Suchen als Indizien in einem Mordfall Google, wie schnell fängt eine Leiche an zu stinken?

Ein US-Bürger ist wegen Mordes an seiner verschwundenen Frau angeklagt. Er hatte online ausführlich dazu recherchiert, wie man eine Leiche beseitigt. Eine Bürgerrechtlerin kritisiert die Anklage.
W. bei der Verlesung der Anklage in Quincy, Massachusetts: »Metallsäge bestes Werkzeug zum Zerlegen«

W. bei der Verlesung der Anklage in Quincy, Massachusetts: »Metallsäge bestes Werkzeug zum Zerlegen«

Foto: Craig F. Walker / Pool via REUTERS

Auf TikTok ging das Video der Anklageverlesung bereits viral: Die Staatsanwaltschaft in Massachusetts wirft Brian W. vor, seine Frau ermordet zu haben. Eine Leiche wurde bisher nicht gefunden. Die Anklage aber stützt sich unter anderem auf Google-Suchen von W. rund um die mutmaßliche Tatzeit, die er auf dem iPad eines seiner drei Kinder durchgeführt haben soll.

»Wie schnell fängt eine Leiche an zu stinken«, lautete demnach eine davon. Eine andere: »Metallsäge bestes Werkzeug zum Zerlegen«. Und auch nach »zehn Wegen, eine Leiche loszuwerden, wenn es wirklich nötig ist«, soll W. gegoogelt haben. Von 20 solcher Suchanfragen an drei aufeinander folgenden Tagen berichtet NBC Boston, eine schauriger als die nächste.

So eindeutig das klingt – für eine Verurteilung wird das allein kaum ausreichen, behauptet Jennifer Lynch von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF). »Es wäre sehr schwierig, eine strafrechtliche Ermittlung allein darauf aufzubauen, was jemand im Internet gesucht hat«, sagte Lynch der Nachrichtenagentur AP. Nur weil jemand nach etwas potenziell Illegalem sucht, bedeute das nicht, dass er beabsichtigt, eine Straftat zu begehen. Auch Neugier und Langeweile könnten dazu führen, dass jemand entsprechende Suchanfragen stelle. »Wir alle müssen uns um den Zugang der Polizei zu unseren Suchverläufen Sorgen machen, denn sie verraten so viel Privates über uns«.

»Ich beabsichtige, den Fall zu gewinnen«

Doch im Fall von W. gibt es noch jede Menge weiterer Indizien – und zwei Anklageverlesungen. In der zweiten hieß es, Ermittler hätten auf einer Mülldeponie mehrere Säcke mit Kleidung und persönlichen Gegenständen der Frau gefunden, und viele davon wiesen DNA- und Blutspuren auf, die sowohl W. als auch seiner Frau zugeordnet werden konnten.

W. ist außerdem auf Überwachungsvideos eines Baumarkts zu sehen, wo er unter anderem Reinigungsmittel, Eimer, eine Schutzbrille und ein Beil kaufte. Dabei trug er eine Maske und Gummihandschuhe.

Ebenfalls in einem Überwachungsvideo sind der Anklage zufolge das Auto von W. und ein Mann, der aussieht wie er, in der Nähe der Mülltonnen einer Wohnanlage zu sehen. Der Mann in dem Video trägt offenbar schwere Müllsäcke und wirft sie in den Container. Der wiederum war zum Zeitpunkt der Untersuchung allerdings schon geleert worden. Im Keller von W. wurden zudem Messer und Blut gefunden.

Seine Anwältin sagte NBC Boston zufolge trotzdem: »Ich beabsichtige, den Fall zu gewinnen«.

pbe/AP

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