Surftipp Versteckte Perle

In den Tiefen einer abgeschalteten Werbe-Website wartet ein besinnliches kleines Spiel auf Besucher: "Samorost" hat Humor, eine Menge Atmosphäre und fordert sogar den Kopf.

"Danke für Ihren Besuch bei Fresh-Sensation" heißt es auf dem Laufband, "unglücklicherweise wurde Fresh-Sensation eingestellt".

Irgendwann einmal bis zum Sommer 2003 verbarg sich hinter der Adresse Freshsensation.com eine Werbeseite für die Shampoos von Garnier. Heute steht dort ein Platzhalter: Ein buntes Bild mit einem kleinen Laufband, das den Besucher an andere Garnier-Seiten verweist. Links in die Tiefen der Seite hinein gibt es nicht mehr.

Selten ist so etwas nicht. Ein großer Teil der Abermillionen von Webseiten sind tot, aufgegeben, verfallen. Manche Unternehmen halten zumindest noch die Adresse, andere schalten ganz ab.

Garnier trennte sich vom Fresh-Sensation-Konzept, hält aber die URL - und hat die Server durchaus noch nicht poliert. In den Tiefen der Website wartet ein Kleinod auf Besucher, das im August 2003 unter Flash-Freunden per Mundpropaganda einige Popularität gewann: Samorost .

Das kleine Spiel lädt seine Besucher dazu ein, einem winzigen, weißen, zipfelmützigen Gnom bei einer schwierigen Aufgabe zu helfen: Sein Raumschiff, das aussieht wie eine im All treibende Wurzel, vor der Kollision mit einem anderen "Wurzelschiff" zu retten.

Und das funktioniert so: Per Mausklick erkundet man eine Abfolge von surrealen, liebevoll gestalteten Such- und Wuselbildern, in denen sich "mechanische" Rätsel verstecken.

Wie schafft man es, den Gnom den Sessellift hinauf und dann auf seinen Skiern den Berg hinab und ins nächste Bild zu bringen? Wie kommt der Gnom die Klippe hinab, wie öffnet man die "Taucherglocke", wie öffnet man die Tür, wie bringt man die Maschine zum laufen? All das ist nicht neu, aber so ungemein schön und humorig "erzählt", dass "Samorost" zu einem idealen Pausenfüller oder Arbeitsausklang wird. Das Spiel erinnert an Myst, kommt aber augenzwinkernd daher wie ein Pan-Tau-Film: Das kleine "Abenteuer" kann die Handschrift seiner tschechischen Macher nicht verleugnen.

Einen Kopfhörer oder Boxen sollte man anschließen, sonst verpasst man was - und eventuell sogar den Schlüssel zur Lösung einiger Rätsel. 20 bis 30 Minuten muss man schon einplanen bis zum Happy End. Das ist nicht zu viel und nicht zu wenig: Am Ende gibt es wenige Spieler, die nicht enttäuscht wären, dass es schon vorbei ist. Aber aufhören soll man ja auch dann, wenn es am Schönsten ist - und das findet bestimmt auch Ihr Chef: Fragen Sie ihn doch, wie er Samorost findet, falls er gerade hinter Ihnen steht.

Frank Patalong

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