Schule im Coronamodus TeamViewer will »erste datenschutzkonforme« Unterrichtssoftware anbieten

TeamViewer-Sitz in Göppingen: »Fokus auf die Barrierefreiheit«
Foto: Sebastian Gollnow/ dpaDer deutsche Softwareanbieter TeamViewer wird künftig ein System für den Onlineunterricht anbieten. Das kündigte das MDax-Unternehmen am Dienstag in Göppingen an. »TeamViewer Classroom« sei die erste vollständig datenschutzkonforme Lösung eines großen Softwareanbieters, die auf die Nutzung von Drittanbietern verzichte. »Damit können alle datenschutzrechtlichen Anforderungen der Kultusministerien in Deutschland, wie auch der europäischen Partnerländer, erfüllt werden«, sagte ein Firmensprecher. Der kleinere Anbieter Edudip bietet nach eigenen Angaben allerdings schon seit 2018 eine DSGVO-konforme Lösung an.
In der Coronakrise hatten viele Schulen in Deutschland ihren Online-Unterricht mit Lösungen von US-Anbietern wie Microsoft, Zoom oder Google bestritten, obwohl mehrere Landesdatenschutzbeauftragte massive Bedenken dagegen hatten. »Mit dem neuen Schuljahr werden wir allen Beschwerden nachgehen – und wir haben sehr viele Beschwerden von Eltern und Schülern über die Nutzung bestimmter Produkte«, sagte etwa Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter Stefan Brink in einem Interview mit dem »Schwäbischen Tagblatt« vor den Sommerferien. »Falls wir rechtswidrigen Einsatz von Tools feststellen, untersagen wir ihn.«
TeamViewer will sich mit mehreren Maßnahmen von den US-Anbietern absetzen. Die Classroom-Lösung sei in Europa von TeamViewer selbst entwickelt worden und werde auf eigenen Servern in deutschen Rechenzentren betrieben. »Es erfüllt sämtliche Regularien der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und legt einen besonderen Fokus auf die Barrierefreiheit.« Die webbasierte Lösung setze nur einen gängigen Browser auf PC, Laptop, Tablet oder Smartphone voraus und funktioniere damit auch auf älteren Geräten und unabhängig von Betriebssystemen.
Der Vorstoß auf den Bildungsmarkt ist ein Versuch von TeamViewer, das Produktportfolio zu erweitern. Bislang ist das MDax-Unternehmen auf Fernwartungssoftware und Videokonferenzlösungen fokussiert. Zu Beginn der Coronakrise hatte TeamViewer von einer starken Sondernachfrage nach Homeoffice-Lösungen in der Coronakrise profitiert. Seitdem hat TeamViewer viel Geld ins Wachstum gesteckt, was sich zuletzt unter anderem in höheren Kosten für Vertrieb, Marketing und Entwicklung niederschlug.
»TeamViewer Classroom« werde über reine Onlinemeetings hinausgehen. So könnten Dokumente im Netz gemeinsam bearbeitet werden. Außerdem biete man digitale Tafeln, separate Räume für Gruppenarbeiten sowie die Möglichkeit von Echtzeitumfragen innerhalb der Lerngruppen. Die Anbindung von offenen Lernplattformen wie Moodle sei möglich.
Hinweis: Der Verweis auf Edudip wurde ergänzt.