Pseudo-Flatrates Telekom erwägt DSL-Drosselung

Was im Mobilfunk die Regel ist, könnte jetzt auf Festnetzanschlüsse übertragen werden: Die Telekom plant angeblich eine Drosselung von DSL-Anschlüssen nach dem Erreichen eines bestimmten Datenvolumens. Dem Konzern scheint das nicht abwegig.
DSL-Kabel: Nach Verbrauch des Inklusivvolumens auf der Kriechspur ins Web?

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Foto: dapd

Hamburg - Für die Telekom ist eine Drosselung von DSL-Anschlüssen kein Tabu mehr. Das bestätigt das Unternehmen am Freitagmorgen mit einem Eintrag im Telekom-Blog . Der Konzern versucht, sich in dem Text nicht festzulegen. Unterm Strich aber erklärt das Unternehmen darin: Ja, es gibt solche Überlegungen. Und die sind offenbar schon sehr konkret.

Die Telekom reagiert damit auf Gerüchte, die sich in der Nacht zum Freitag im Web verbreitet hatten. Losgetreten wurden sie vom Fanboys-Blog , das berichtete, ihm seien von einem anonymen Tippgeber interne Dokumente zugespielt worden, in denen in bestem Telekom-Deutsch von einer Bandbreitensteuerung die Rede sei.

Gemeint ist damit eine Drosselung der Übertragungsgeschwindigkeit von DSL- und VDSL-Anschlüssen nach Erreichen eines Inklusivvolumens, so wie man es von den Pseudo-Flatrates bei Mobilfunkanschlüssen kennt. So wie ein Smartphone beispielsweise auf 64 Kbit/s gedrosselt wird, wenn man sein Inklusivvolumen verbraucht hat, sollen demnach DSL-Anschlüsse auf 384 kbit/s gedrosselt werden.

Ab wann die Drosselung einsetzt, soll je nach gebuchtem DSL-Tarif unterschiedlich sein. Den Bloggern zufolge ist eine Staffelung geplant:

Angebliche DSL-Inklusivvolumina der Telekom

Tarif Datenvolumen
Call Surf mit DSL 75 GB
Entertain mit 16 MBit/s 75 GB
Call Surf mit VDSL 200 GB
Entertain mit VDSL 200 GB
Call Surf mit Fiber 100 300 GB
Entertain mit Fiber 100 300 GB
Call Surf mit Fiber 200 400 GB
Entertain mit Fiber 200 400 GB

Fraglich ist, wie bei einer solchen Staffelung mit Streaming-Diensten umgegangen werden soll. Anwender des IPTV-Angebots Entertain etwa dürften ihr Inklusivvolumen sehr schnell erreichen. Also müsste die Telekom derartige Dienste von der Zählung - und einer möglichen Drosselung - ausnehmen. Wie so etwas aussehen kann, hat der Konzern selbst mit seinem Spotify-Tarif für Smartphones vorgemacht. Dessen Datenverbrauch wird nicht vom Inklusivvolumen des jeweiligen Mobilfunkvertrags abgezogen.

Während die Telekom solche konkreten Pläne nicht bestätigt, versucht sie, in ihrem Blog-Eintrag doch zu erklären, weshalb die Einführung solcher Tarife plausibel wäre. Das verbrauchte Datenvolumen nehme exponentiell zu, weshalb die Netze mit Milliardeninvestitionen ausgebaut werden müssen, heißt es da. Gleichzeitig würden aber die Preise dramatisch fallen. "Eine Lösung wäre tatsächlich, das in den Tarifen enthaltene Datenvolumen zu begrenzen", schreibt die Telekom.

Vorbild für die Branche?

Den Schwarzen Peter schiebt der Konzern Intensivnutzern zu: "Bisher ist es so, dass sämtliche Nutzer die intensivere Nutzung einiger quersubventionieren." Mit der Einführung eines Inklusivvolumens hingegen würde jeder nur das bezahlen, was er auch tatsächlich verbraucht. Und wenn das mal nicht reicht, könne man - genau wie beim Mobilfunk - "weitere Kapazitäten hinzubuchen".

Noch aber ist es nicht so weit. Bisher gebe es keinen neuen Tarife, und man werde darüber informieren, wenn sich das ändert, sagt die Telekom. Sollte es tatsächlich so weit kommen, bleibt die Frage, ob die neuen Regeln nur für Neukunden oder auch für Bestandskunden gelten sollen. Die nämlich hätten bei einer solchen Vertragsänderung ein Sonderkündigungsrecht, könnten also zu einem anderen Provider wechseln.

Ob das dann sinnvoll ist, ist eine andere Frage, die man erst beantworten kann, wenn man weiß, wie die Telekom-Konkurrenz reagiert. Die könnte dem Marktführer folgen und ihre Tarife entsprechend anpassen. Zum Teil drosseln Wettbewerber schon jetzt die Geschwindigkeit bei hohem Filesharing-Datenverbrauch.

mak
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