Umstieg auf IP-Telefonie Telekom droht Kunden mit Vertragskündigung

Telekom-Logo (bei einer Werbeaktion in Bukarest): Umstieg auf IP-Telefonie soll beschleunigt werden
Foto: Robert Ghement/ dpaHamburg - Die Deutsche Telekom forciert den Umstieg hin zur Telefonie via Internet. Dabei setzt das Unternehmen in einigen Regionen auch Kündigungen bestehender Verträge durch. Es gehe vor allem um die ersten Netze mit dem besonders schnellen VDSL-Internet, die in 53 Städten eingerichtet worden seien, sagt der zuständige Telekom-Manager Ingo Hofacker. Betroffen seien rund 300.000 Kunden.
Dass es jetzt unter Umständen zu Kündigungen kommt, soll am Zeitdruck liegen, der der Telekom durch Regulierungsvorgaben entstanden ist. Zur Genehmigung der neuen Vectoring-Technik für schnelleres Internet gehöre auch, sie bis Ende 2016 anzubieten, erklärt das Unternehmen. Mit den alten VDSL-Netzen sei die Technik aber nicht kompatibel.
Bei der Voice-over-IP-Telefonie (VoIP) werden Gespräche in Form von Datenpaketen über das Internet verschickt. Das Telefon wird dabei direkt in den Internet-Router eingestöpselt. Den Kunden entstünden unter Umständen höchstens Kosten für einen neuen Router, sagt Hofacker. Dafür seien die neuen Tarife aber in der Regel günstiger als bei den vor einigen Jahren abgeschlossenen Verträgen.
Die Telekom will ihre Netze in ganz Deutschland bis 2018 auf IP-Telefonie umstellen. Derzeit gebe es rund 3,5 Millionen Kunden, die über das Internet telefonieren, meldet das Unternehmen, pro Woche kämen bis zu 60.000 dazu.
Ende August kam es bundesweit zu Störungen
In den vergangenen Wochen hatten Voice-over-IP-Kunden der Telekom allerdings immer wieder über Störungen geklagt: Ende August beispielsweise konnten viele Nutzer zeitweise im Internet surfen, aber nicht mehr telefonieren. Die Telekom bestätigte damals, dass es bundesweit zu Störungen gekommen ist. Es seien zahlreiche, aber nicht alle Anschlüsse betroffen gewesen.
Der "Kölner Stadt-Anzeiger " hatte schon Anfang September über Kündigungsdrohungen der Telekom berichtet. Der Zeitung zufolge verschickt das Unternehmen Briefe mit der Überschrift "Bitte jetzt handeln - sonst müssen wir Ihren Anschluss leider bald kündigen" an viele Kunden. Dem Bericht zufolge gibt die Telekom ihren Kunden vier Wochen Zeit, um auf den Brief zu reagieren - andernfalls bekommen sie tatsächlich eine Kündigung zugeschickt.
"Wollen Kunden zum Handeln bewegen"
"Wir wollen dem Kunden mit den Schreiben keine Angst machen, sondern sie zum Handeln bewegen", zitiert der "Stadt-Anzeiger" Telekom-Manager Ingo Hofacker. Laut dem Zeitungsartikel sollen Kunden vor der endgültigen Abschaltung des Anschlusses noch ein weiteres Schreiben und einen Anruf von einem Call-Center-Mitarbeiter erhalten.
Vergangenen Dienstag hatte auch die Verbraucherzentrale Sachsen auf aktuelle Telekom-Schreiben hingewiesen . Durch die Umstellung auf IP-Telefonie dürften auf die Verbraucher "neuartige Probleme zukommen", schrieb Katja Henschler von der Verbraucherzentrale. "Das Telefonieren ist nämlich nunmehr von einer funktionierenden DSL-Leitung, das heißt: etwa von einer funktionierenden Software des Providers wie auch einer ausreichenden Übertragungsqualität der DSL-Leitung abhängig. So wie jedem Nutzer kurzfristige Ausfälle des Internets vertraut sein dürften, muss man mit derartigen Störungen dann auch bei einem IP-basierten Telefonanschluss rechnen."
Update, 30. September 2014: Während die Telekom mitteilt, durch Regulierungsvorgaben sei Zeitdruck entstanden, widerspricht die Bundesnetzagentur dieser Darstellung. Die Umstellung der Telefonanschlüsse auf die internetbasierte IP-Technik erfolge aufgrund einer eigenen unternehmerischen Entscheidung der Telekom, sagt Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur: "Es gibt keine regulatorischen Vorgaben dafür, dass die Telekom eine solche Umstellung vornehmen oder binnen eines bestimmten Zeitraums vornehmen muss".