Top Ten der Promi-Werbepost Angelina Jolie schlägt alle Spam-Stars
Der Name eines Stars in der Betreffzeile, dann eine merkwürdige Geschichte im Text der E-Mail und zuletzt ein Link zum Weiterklicken - mit diesem alten Trick haschen Spammer immer noch nach der Aufmerksamkeit argloser E-Mail-Empfänger.
Sind die Geschichten abgedreht genug, scheint der Trick noch immer gut genug zu funktionieren, dass ein Bruchteil der Empfänger die riskanten Links in solchen Nachrichten anklickt und dabei seinen Computer mit Schadsoftware infiziert.
Spam-Schleudern jagten im Juli täglich hochgerechnet gut 800 Millionen E-Mails mit angeblichen Neuigkeiten zu Stars wie Angelina Jolie und Britney Spears ins Netz. Das ergab eine Auswertung ( PDF-Dokument ) der IT-Sicherheitsfirma Secure Computing, deren Software weltweit auf Unternehmensservern die eingehenden Nachrichten filtert.
Mit der Promi-Masche versuchen Spammer es bei etwa fünf Prozent der verschickten Lock-Mails. Die Promi-Wahl ist manchmal seltsam, die erfundenen Nachrichten sind oft bizarr.
Angelina Jolie, Aliens und das Sauerkraut - SPIEGEL ONLINE präsentiert die Top Ten der Spam-Stars.
Michael Jackson - abgeschlagen, aber immerhin in den Top Ten
Lange nichts mehr vom "King of Pop" gehört? Seit Jahren ist wenig und kaum konkretes über Michael Jackson zu lesen. In Bahrain soll er gelebt haben, seit Anfang vergangenen Jahres in Las Vegas wohnen, in einem Hotel oder in einem Einfamilienhaus und ein neues Album, sogar eine Tournee planen. Angeblich.
Vielleicht gerade weil die Nachrichten so vage und selten sind, gibt es Neues über Michael Jackson immer wieder im Spam-Postfach zu lesen. Der scheint so lange abgetaucht zu sein, dass sein Name allein Klick-Reflexe bei manchem Spam-Empfänger auslöst.
Die Botschaften der Jackson-Spam sind so bizarr wie simpel:
- "Michael Jackson von seinem eigenen Hund verklagt"
- "Aliens von Michael Jackson entführt"
- "Michael Jackson versteigert sich selbst bei Ebay"
- "Mike Tyson wird gegen Michael Jackson kämpfen"
Böse Zeilen. Wer sensationslüstern die Links in den Nachrichten anklickt, wird abgestraft: Auf der Web-Seite, auf der es vermeintlich mehr über Jacksons Leid zu lesen gibt, fängt man sich mit einem ungeschützten Computer Schadsoftware ein.
Brad Pitt ist sehr einsam auf Platz 9
Bitter: In der Beliebtheitsskala bei Spam-Versendern rangiert Brad Pitt (1995 und 2000 laut "People" immerhin "Sexiest Man Alive") nur ganz knapp vor Michael Jackson. Und dann auch noch mit (erfundenen) Loser-Nachrichten im E-Mail-Betreff wie:
- Angelina Jolie verlässt Brad Pitt
Kurios: Die Texte seiner Brad-Pitt-Nachrichten hat sich der Spammer planlos anderswo im Netz abgegriffen. Bei einer Pitt-Spam-Mail ist das dann auf einmal: "Naturlich kommt das Auto aus Hessen und ist damit etwa so englisch wie Sauerkraut."
Das Auto?
Das Auto ist der neue Opel Insignia, den Satz hat der Promi-Spammer bei SPIEGEL ONLINE abgegriffen - ohne Umlaute allerdings.
Osama Bin Laden - von Spammern auf Platz 8 verhöhnt
Mit dem Namen Bin Ladens fixen Cyber-Gauner schon seit Jahren die Opfer ihrer Schadsoftware an. Die Tricks wechseln: 2004 sollte man mit einem Klick auf den Link in der Lockmail angeblich das Foto des toten Bin Laden sehen, später kamen dann viele Schadsoftware-Spamwellen, die zu vermeintlichen Videobotschaften Bin Ladens verlinkten.
Inzwischen ist Bin Laden in der Top Ten des Bekanntheits-Spams auf Platz 8 gefallen - und die Betreffzeilen klingen derzeit so:
- "Osama trainiert Ziegen für taktische Bombenangriffe"
Wer das glaubt, hat den Schaden: Ein Klick auf den Link in dieser Nachrichten führt auf infizierte Web-Seiten, die Browser mit entsprechender Sicherheitslücken den Pandex-Trojaner unterschieben.
George Bush hat keine Freunde, aber Spam-Platz 7
Der US-Präsident ist für Spam-Autoren eine Witz-Figur. Aber als solche ist George W. Bush immerhin beliebter als Osama Bin Laden. Die Spammer dichten auf Bush Zeilen wie diese:
- "Bush hat nur noch 8 Freunde by Myspace"
- "Bush besorgt über Homo-Ehe, sieht San Francisco als Teil der Achse des Bösen"
Quelle dieser Nachrichten ist laut der IT-Sicherheitsfirma Marshall das Botnetz "Rustock", das seit knapp zwei Jahren existiert und zu seinen besten Zeiten Ausgangspunkt für ein Fünftel des Spam-Aufkommens weltweit gewesen sein soll.
Mit den Bush-Mails versuchen die Spammer neue Rechner zu infizieren und so ihr Netzwerk ferngesteuerter Zombie-Rechner zu erweitern. "Die Rustock-Spammer experimentieren gerade, mit welchen Betreffzeilen sie die meisten Opfer zum Klick auf die Links in den E-Mails verleiten", erklärte Phil Hay, Analyst bei Marshal dem IT-Fachblatt " SC Magazine ".
Clinton, Simspon, Spears gleichauf und langweilig
Durchschaubar, langweilig und anzüglich - die Spam-Botschaften mit Hilary Clinton, der Sängerin Jessica Simpson und Britney Spears als Lockname im Betreff sind fast alle nach dem vertraut-dämlichen Muster "sex tape" und "hilary clinton naked: watch the video" aufgebaut. Etwas 50 Millionen solcher Nachrichten haben Spammer laut den Statistiken von "Secure Computing" an jedem Juli-Tag verschickt - mit Clintons Namen etwas weniger als 50, mit Simpsons und Spears jeweils etwas mehr als 50-Millionen-mal.
Bitter für Britney Spears: Im Jahr 2005 schlug sie in der Spam-Star-Statistik des IT-Unternehmens Panda noch alle anderen Wettbewerber - heute reicht das Spam-Aufkommen mit ihrem Namen nicht einmal mehr für die Bronzemedaille.
Bronze für Paris Hilton
Satire-Seiten lieben Paris Hilton. Und Spammer lesen und plündern offenbar sehr fleißig Satire-Seiten. So entstehen Werbemails mit Gaga-Betreffzeilen wie:
- "Hulk zermatscht (Video) - Paris Hilton referiert über Dickens und Dostojewski." (Hier hat eine Spam-Software zwei Überschriften des Online- Satiremagazins "The Specious Report" kombiniert: eine kommt in die Betreffzeile, die andere in den E-Mail-Textkörper vor den Link zum Trojaner-Video
- "Paris Hilton: Ich gebe mich dem Gewinner der French Open hin" (Diese Betreffzeile haben die Spam-Verfasser von der Satire-Seite "The Spoof" geklaut)
- "Britney Spars und Paris Hilton sind ein Paar. Videobeweis!" (Das scheint eine nicht geklaute Spammer-Phantasie zu sein)
Silber für Barack Obama
Der demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama ist der Spam-Superstar: Sein republikanischer Rivale McCain taucht in den Top Ten der Spam-Botschaften mit Prominamen im Betreff nicht mal auf, Obama schafft es mit hochgerechnet fast 70 Millionen Spam-Botschaften am Tag auf den zweiten Platz.
Schwacher Trost für McCain: In einigen der Obama-Mails taucht sein Name auch auf. Das klingt dann zum Beispiel so:
- "Obama und McCain versprechen, dass sie Elton John deportieren werden"
- "McCain nennt Obama einen Rassisten"
- "McCain unsicher, ob Obama vielleicht ein getarntes Flusspferd ist"
Spam-Spitzenplatz für Angelina Jolie
Der beliebteste Promi-Köder bei Spammern ist derzeit Angelina Jolie. Im Juli jagten Spam-Schleudern täglich schätzungsweise 400 Millionen E-Mails mit angeblichen Neuigkeiten zu Angelina Jolie ins Netz - das entspricht laut Secure Computing etwa zwei Prozent des gesamten Mail-Aufkommens und fast der Hälfte aller Promi-Spam-Nachrichten überhaupt.
Und so klingen die Gaga-Nachrichten der Spam-Roboter:
- "Angelina Jolie gebiert Drillinge - Was jeder über Obamas fiese Methoden wissen sollte"
- "Angelina Jolie bringt fünf Kinder zur Welt - gleichzeitig"
- "Mick Jagger enthüllt Beziehung mit Angeline Jolie - Wir haben Ihre Informationen aus der IT-Abteilung"
Informationen über Angelina Jolie aus der IT-Abteilung? Fast aus erster Hand also. So klingen die auch.