Spionage für Saudi-Arabien Ehemaliger Twitter-Mitarbeiter muss ins Gefängnis

Ahmad A. arbeitete für Twitter als Manager in den USA – nun ist er Gefängnisinsasse. Für mehrere Jahre. Der Mann hatte Saudi-Arabien interne Daten geliefert. Und dann ging es in dem Prozess auch noch um eine Luxusuhr.
Blick aufs Twitter-Hauptquartier: Der Fall geht auf die Zeit vor Elon Musks Übernahme zurück

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Foto: Carlos Barria / REUTERS

In den USA muss ein ehemaliger Twitter-Manager ins Gefängnis. Der Mann namens Ahmad A. war bereits im August nach einem Prozess vor einem Bundesgericht in San Francisco von einer Jury schuldig gesprochen worden, unter anderem wegen Geldwäsche, Betrugs und der illegalen Agententätigkeit für eine ausländische Regierung. Seine Haftstrafe wurde jetzt auf dreieinhalb Jahre festgesetzt. A. hatte vor einigen Jahren Twitter-Nutzerdaten an Saudi-Arabien weitergegeben und damit möglicherweise Nutzer der Plattform der Verfolgung ausgesetzt, erklärte die US-Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft hatte für A. eine Freiheitsstrafe von etwas mehr als sieben Jahren gefordert, auch mit dem Ziel, so andere in der Technologie- und Social-Media-Branche davon abzuhalten, die Daten gefährdeter Nutzer zu verkaufen.

Die Anwälte des Mannes hatten den US-Bezirksrichter um eine Bewährungsstrafe in seinem Haus in Seattle ohne Gefängnisaufenthalt gebeten. Sie verwiesen darauf, dass A. zum ersten Mal verurteilt werde. Zudem sprachen sie von anhaltenden gesundheitlichen Problemen. A. hatte von 2013 bis 2015 für Twitter gearbeitet. Damals soll er auch familiäre Probleme gehabt haben.

Er betreute Journalisten und Prominente

Der Fall konzentrierte sich auf die Bemühungen von A., Informationen über zwei Twitter-Nutzer zu beschaffen, um eine 42.000-Dollar-Uhr, die er von einem saudi-arabischen Beamten erhalten hatte, und um zwei 100.000-Dollar-Überweisungen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat A., der die Beziehungen von Twitter zu Journalisten und Prominenten im Nahen Osten und in Nordafrika verantwortete, sensible Informationen aus den Systemen des Unternehmens weitergegeben. Saudi-arabischen Beamten soll er so dabei geholfen haben, für sie interessante Twitter-Nutzer zu identifizieren und ausfindig zu machen.

Aktuelle Reaktionen aus dem Umfeld von A. oder Twitter zur Länge der Freiheitsstrafe lagen zunächst nicht vor. A.s Anwälte hatten zuvor hervorgehoben, dass A.s Familie während dessen Zeit bei Twitter damit zu kämpfen hatte, seine Schwester finanziell zu unterstützen und mit »schwerwiegenden Umwälzungen« in ihrem Leben fertig zu werden. So habe etwa die neugeborene Tochter der Schwester eine spezielle medizinische Versorgung benötigt.

Die Anwälte zeigten sich zudem überzeugt, dass A.s Handlungen im Vergleich zu denen eines weiteren Ex-Twitter-Mitarbeiters, dem ebenfalls vorgeworfen wird, für Saudi-Arabien spioniert zu haben, verblasst seien. Jener Mann namens Ali A., der für die saudi-arabische Regierung auf Tausende Konten zugegriffen haben soll, hatte die Vereinigten Staaten verlassen, bevor er angeklagt wurde.

mbö/Reuters
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