Twittern, Netzwerken, Daddeln Wir lassen es wie Arbeit aussehen
Es ist ein altbekanntes Problem, das durch den hierzulande noch kaum bekannten, aber weltweit boomenden Mikroblogging-Dienst Twitter (siehe Kasten unten) zu neuem Leben erweckt wurde. Viele Mitarbeiter würden so gerne, dürfen aber nicht: am Arbeitsplatz zu privaten Zwecken durchs Internet surfen.
Um die Angestellten aus dem Netz zu halten, sperren einige Unternehmen beispielsweise Seiten wie Ebay oder Amazon. Manche Firmen lassen ihre Mitarbeiter eine Klausel unterschreiben, dass sie am Arbeitsplatz nicht privat durchs Web surfen dürfen. Und pornografische Videos während der Arbeitszeit zu gucken, ist ohnehin längst ein Kündigungsgrund.
Doch ein Besuch bei Facebook ist nicht dasselbe wie eine Arbeitsunterbrechung mit Webpornos. Und kurz bei Twitter vorbeizuschauen, muss auch nicht gleich bedeuten, dass man seine Arbeitsaufträge nicht erledigt. Dank zahlreicher Tools muss keiner im Job aufs Twittern, Facebooken oder Spielen verzichten, denn die Ablenkung lässt sich vertuschen.
SPIEGEL ONLINE stellt weitere Tools und Gadgets vor, mit denen Sie sich am Arbeitsplatz vor dem neugierigen Blick ihres Chefs schützen können. Doch vergessen Sie nicht: Privates Surfen während der Arbeitszeit hat schon Menschen ihren Job gekostet.
Die Twitter-Tabelle
Mit Spreadtweets lässt sich recht effektiv die private Schnatterei vor dem Vorgesetzten verbergen. Das Programm stellt Twitter-Kurzbotschaften in einer Tabelle dar, die einem gängigen Arbeitsdokument ähnelt. Für verschiedene Office-Programme lassen sich unterschiedliche Varianten von Spreadtweets herunterladen. Außerdem gibt es die Anwendung in web-basierter Form .

Den Strom der Twitter-Nachrichten wie ein Dokument aussehen lassen: mit Spreadtweets
Und wenn man "New York Times"-Blogger Paul Boutin glaubt, sind die Funktionen von Spreadtweets sogar besser als die von Desktop-Klienten wie Twhirl oder TweetDeck.
Spieglein, Spieglein am Computerbildschirm
Mangelnde Privatsphäre und ein ständiges Gefühl, beobachtet zu werden: In Großraumbüros kennt man das. Wer mit dem Rücken zu den Kollegen sitzt und trotzdem zwischen zwei Telefonaten mal eben schauen möchte, was denn die Follower-Bande bei Twitter so macht, braucht ein Frühwarnsystem. Das kann man entweder kaufen, zum Beispiel auf imate.com oder C.H.I.M.P. (kurz für Chimp has invincible monkey powers) - oder ganz einfach selbst machen: Handspiegel auf der richtigen Höhe an den Computerbildschirm pappen und fertig. Während Frauen mit einem solchen Spiegel sich allerhöchstens übertriebene Eitelkeit vorwerfen lassen dürfen, sollten Männer vielleicht besser auf andere Tools zurückgreifen.

Ihr PC sieht was, das Sie nicht sehen: zum Beispiel mit dem C.H.I.M.P. Monitor Mirror
Push the Panic Button
Große, rote Knöpfe unter einem Glas- oder Kunststoffdeckel kennt man sonst nur aus Filmen, in denen die Bösen damit mal so eben eine halbe Stadt in die Luft sprengen. Dieser gänzlich ungefährliche Panic Button mit USB-Anschluss hingegen hilft Ihnen, Ihre geheimen PC-Aktivitäten zu verstecken. Auf Knopfdruck lässt er Ihren Twitter-Client oder das Computerspiel verschwinden und zeigt stattdessen ein Dokument Ihrer Wahl.

Versteckspiel auf Knopfdruck: Der Panic Button zeigt das, was Ihr Chef von Ihnen sehen will.
In Deutschland ist das Gadget schon für unter 20 Euro zu haben. Doch seien wir mal ehrlich: Wenn auf Ihrem Tisch ein 15 mal 15 Zentimeter großer Kasten steht, der schwarz-gelb gestreift ist und einen dicken roten Knopf im Inneren hat - glauben Sie nicht, dass ihr Chef ein wenig misstrauisch werden könnte?
In die Pedale treten
Wen der Panic Button zu stark an Requisiten aus James-Bond-Filmen erinnert und wem der Knopf zu auffällig ist, für den gibt es eine brauchbarere Variante: Stealth Switch . Das schwarze Pedal lässt sich sicherlich leicht hinter dem Mülleimer verstecken und bleibt dennoch leicht zu bedienen. Wohl wegen der größeren Wahrscheinlichkeit, nicht vom Vorgesetzten entlarvt zu werden, kostet der Stealth Switch auch gleich das Doppelte des einfachen Panik-Knopfes.

Ein leichter Fußdruck und schwupps: Ihr Vorgesetzter hält Sie für einen vorbildlichen Angestellten.
Simpler und unauffälliger als die beiden Varianten eines Panik-Knopfes - das verspricht das Programm Don't Panic zu sein. Damit kann man seine laufenden Applikationen nach Belieben verstecken.
Ein Kaffee, ein Spielchen
Wie ein Windows-Ordner sieht das Browserfenster aus, wenn man die Seite 1Cup1Coffee.com besucht. Doch die fein säuberlich beschrifteten und nummerierten Icons mutmaßlicher Word- und PowerPoint-Dateien im Arbeitsordner sind in Wirklichkeit schlau getarnte Spiele. Auf der Website kann man zum Beispiel für die Dauer einer kleinen Kaffeepause auf Meteoriten schießen oder solange einen Monstertruck über eisiges Gelände steuern, bis eine Thermoskanne Kaffee ausgetrunken ist. Und das Beste: mit einem schnellen Klick auf den Zurück-Button ist man gleich wieder im Ordner-Fenster.

Fürs kurze Päuschen: Auf 1Cup1Coffee.com darf man auch spielen, ohne nebenbei Kaffee zu trinken.
Shortcuts ist das Zauberwort
Wer so gar keine Lust aufs Installieren irgendwelcher Tools hat und erst recht kein Geld ausgeben will, der kann auf die klassischen Shortcuts seiner Tastatur ausweichen. So lässt sich etwa bei Windows mit Alt und der Tabulator-Taste ganz fix zwischen einzelnen Fenstern hin- und herschalten. Und wem das zu heikel ist, weil der Vorgesetzte das minimierte Fenster noch sehen könnte, der drückt Alt und F4, um ein Programm zu schließen - oder schafft sich doch noch einen Stealth Switch an.
Eine komplette Liste mit Kürzeln für PC-Tastaturen gibt es hier , das Apple-Pendant hier . Bei der schnellen Navigation im Firefox-Browser - zum Beispiel das Schließen eines Tabs mit einem raschen Zwei-Finger-Griff auf die Tasten Strg und W - hilft diese Auflistung. Der Internet Explorer hat ähnliche Funktionen, die sie hier finden.