»Rechnet mit dem Schlimmsten« Ukraine meldet Hackerangriff auf Regierungsseiten

Die Websites mehrerer ukrainischer Ministerien sind in der Nacht verunstaltet und lahmgelegt worden. Wer die Angreifer sind, ist noch unklar. Sie hinterließen jedoch eine Drohung.
Die Websites des Kabinetts, des Bildungs-, Außen- und Katastrophenschutzministeriums wurden in der Nacht gehackt

Die Websites des Kabinetts, des Bildungs-, Außen- und Katastrophenschutzministeriums wurden in der Nacht gehackt

Foto: Michael Weber / IMAGO

Mehrere Websites der ukrainischen Regierung sind in der Nacht zum Freitag Ziel von Hackerangriffen geworden. Das Bildungs- und Forschungsministerium in Kiew teilte auf seiner Facebook-Seite mit, die Website des Ministeriums sei nach der »umfassenden« Attacke vorübergehend abgeschaltet.

Auch der Internetauftritt des Außenministeriums konnte nicht aufgerufen werden und zeigte auch am Freitagmorgen noch eine Fehlermeldung an. Die Webseiten des Katastrophenschutzministeriums und des Kabinetts waren ebenfalls nicht erreichbar.

Auf einigen angegriffenen Seiten hinterließen die Angreifer eine Drohbotschaft in ukrainischer, russischer und polnischer Sprache. Darin hieß es, alle von den Bürgern auf die Seiten hochgeladenen Daten würden veröffentlicht. »Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten«, schrieben die Hacker laut ukrainischen Medienberichten. Die ukrainische Regierung erklärte allerdings, dass keine persönlichen Daten abgeflossen seien.

Wer hinter den Angriffen steckt, ist bislang unklar. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, es sei zu früh, entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen, »aber es gibt eine lange Geschichte russischer Angriffe auf die Ukraine«. Aus dem Energieministerium hieß es, eine auf Cyberangriffe spezialisierte Einheit bei der Polizei habe Ermittlungen aufgenommen.

Bei den Angriffen scheint es sich um sogenannte Defacements, also Verunstaltungen, oder DDoS-Angriffe zu handeln. Dabei werden Websites oberflächlich übernommen oder lahmgelegt, ein tieferes Eindringen in die dahinterliegenden Systeme und ein Abgreifen von Daten sind damit aber nicht zwingend verbunden. Solche Aktionen können daher auch von einzelnen Hackern ohne spezielle Fähigkeiten durchgeführt werden und setzen keine größere staatliche Hackereinheit im Hintergrund voraus.

Die Angriffe erfolgten vor dem Hintergrund der verschärften Spannungen zwischen Russland und dem Westen im Ukrainekonflikt. Russland hat an der Grenze zur Ukraine nach US-Erkenntnissen in den vergangenen Wochen 100.000 Soldaten zusammengezogen. Am Dienstag hatte Russland Militärübungen mit Panzern und scharfer Munition begonnen. Dies nährt Befürchtungen im Westen, dass eine Invasion der russischen Armee im Nachbarland bevorstehen könnte. Moskau bestreitet dies und wirft der Regierung in Kiew seinerseits Provokationen vor. Mehrere diplomatische Krisengespräche in den vergangenen Tagen sollten die Spannungen verringern, brachten jedoch keinen Durchbruch.

In Brüssel hält man es nicht einmal mehr für ausgeschlossen, dass Putin über die Ukraine hinaus den bewaffneten Konflikt mit dem Westen suchen könnte. Wie Insider dem SPIEGEL berichteten, kursiert bei der Nato inzwischen die Befürchtung, die russischen Streitkräfte könnten ihre zuletzt teils massiv gesteigerte Präsenz im Mittelmeer, im Nordatlantik und in der Arktis nutzen, um auf breiter Front loszuschlagen – selbst gegen Nato-Staaten . In einem solchen Fall sei zudem mit massiven Desinformationskampagnen und Cyberattacken zu rechnen.

In der Vergangenheit hatten Hackergruppen, die von Experten dem russischen Geheimdienst zugeordnet werden, mehrfach größere Angriffe auf die Ukraine ausgeführt. Unter anderem hatten sie 2015 während politischer Spannungen zwischen den beiden Ländern das Stromnetz angegriffen, woraufhin mehr als 200.000 Menschen zeitweise ohne Elektrizität waren.

muk/hpp/AFP/Reuters
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