Urheberrecht Witzbild kostet Blogger mindestens 250 Euro

Euro-Scheine (Symbolbild): 250 Euro für ein geklautes Bild
Foto: DPAEin Fahrradfahrer ist auf dem Foto zu sehen, er fährt mit einem breiten Grinsen auf den Fotografen zu. Denn ihm entgegen kommt eine Frau, die offenbar oben herum nackt ist. Im Sommer 2009 veröffentlichte der Fotograf Heinrich von Schimmer - ein Künstlername - dieses Bild auf der Website Fotocommunity , wo es seitdem mehr als eine halbe Millionen Mal abgerufen wurde.
Als der Fotograf mehr als ein Jahr später eine neuen Funktion der Google-Bildersuche ausprobierte, um sich anzeigen zu lassen, auf welchen Websites sein Bild überall zu sehen war, staunte er nicht schlecht: Hundertfach war das Foto veröffentlicht worden, ohne seine Zustimmung. Es war zu einem viralen Hit geworden, der sich über populäre Blogs in Russland und den USA verbreitete.
Ein viraler Hit, an dem einige der Blogbetreiber verdienen - aber nicht der Urheber des Fotos. Schimmer holte sich Rat bei seinem Anwalt und fing an, einige der Urheberrechtsverletzter anzuschreiben. 20 sind es nach eigenen Angaben bisher. 600 Euro will er von ihnen dafür haben, dass sie sein Bild einfach auf ihre Website kopiert haben. Andernfalls droht er, seinen Anwalt einzuschalten. Das werde zu Abmahnkosten in Höhe von 1564 Euro plus Mehrwertsteuer führen, heißt es weiter.
"Hydra die Köpfe abschlagen"
So ein Schreiben erhielt auch Carsten Herkenhoff, der das Bild vor einem Jahr in sein Blog "Too Much Information" übernahm - und der sich nun bitterlich beklagt . Für ein Bild bezahlen? Herkenhoff vermutet einen "Rachefeldzug" des Fotografen, unterstellt ihm eine "Masche". Für Herkenhoff ist es fraglich, dass überhaupt ein Schaden entstanden sei. Dass er juristisch einen Fehler gemacht hat, räumt er auf Anfrage allerdings ein.
Mit der Argumentation, er habe ja gar nicht wissen können, wer der Urheber des im Internet herumfliegenden Bildes sei, versucht er seinen Fehler abzuschwächen. Außerdem habe er das Bild gar nicht auf seinen Server hochgeladen, sondern nur auf seiner Website eingebunden. Die Datei liegt, nach wie vor, auf den Servern des Blog-Anbieters Tumblr.
Zwar könnte Schimmer von Tumblr die Löschung seines Bildes veranlassen. Das Grundproblem der massenhaften Vervielfältigung löst das aber nicht. "Natürlich würde Tumblr das Bild dann sofort entfernen, das ist dasselbe Prinzip wie bei Rapidshare und anderen Diensten, die sich sehr genau im Klaren darüber sind, woraus die mit Abstand größte Motivation ihrer Benutzerbasis besteht", so Schimmer. Er meint das Verletzen von Urheberrechten. "Das gliche aber wirklich dem Versuch, einer Hydra die Köpfe abzuschlagen."
Bei Tumblr heißt es dazu: "Unser Grundsatz ist es, allen Fällen mutmaßlicher Rechtsverletzungen des US-amerikanischen Digital Millennium Copyright Act nachzugehen, die uns angezeigt werden." Die Nutzer machen praktisch, was sie wollen, erst wenn sich jemand beschwert, wird zügig eingegriffen und beispielsweise ein beanstandetes Bild gelöscht.
Herkenhoff löscht und zahlt
Nach Beratung eines Anwalts hat Herkenhoff dem Fotografen nun 250 Euro überwiesen - und damit weniger, als dieser gefordert hat. Er pokert. Das Kalkül: Der Fotograf werde es schon nicht auf einen Prozess ankommen lassen und sich mit dem Löschen des Blogbeitrags und der Zahlung begnügen.
Das könnte funktionieren - auf einen Prozess hat Schimmer eigentlich keine Lust, wie er weiter vorgeht, will er sich jetzt überlegen. Den Vorwurf der "Masche" weist er zurück. Er habe durch die Google-Bildersuche eher zufällig sein Bild auf so vielen Websites entdeckt, einige davon offenbar auch professionell betrieben. Auch auf "Too Much Information" sind Anzeigen geschaltet. Einigen Bloggern mit Adresse in Deutschland, Österreich oder der Schweiz hat er deswegen Rechnungen geschrieben. E-Mails nach Russland würden sich eher selten lohnen.
"Ich habe allerdings auch zukünftig nicht vor, jede Woche meine drei Dutzend meistgeklauten Bilder erneut im Internet zu suchen", so Schimmer. Und obwohl Herkenhoff eine "Masche" vermutet, hält er dem Urheber zu Gute: "Ich gehe auch davon aus, dass der Fotograf mehr Kohle bekommen hätte können, wenn er direkt seine Anwälte eingeschaltet hätte."