Cyberwar Uno warnt vor Computervirus Flame
Hamburg - Das kürzlich entdeckte Computervirus Flame ruft die Vereinten Nationen auf den Plan: Offenbar geht von der Cyberwaffe eine so große Gefahr aus, dass die zuständige Uno-Telekommunikationsbehörde sich in Kürze an die Mitgliedsstaaten wenden will. Das sei die schärfste Warnung, die seine Einrichtung jemals ausgesprochen habe, teilte Sicherheitschef Marco Obiso in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit.
Die Entdecker von Flame, das russische Antivirus-Unternehmen Kaspersky, hatten den Virus als eine der "komplexesten Bedrohungen, die je entdeckt worden sind" bezeichnet. Bislang ist unklar, ob das Programm lediglich Computer ausspäht, oder ob es auch physische Schäden auslösen kann. Laut Kaspersky verfügt es jedoch über eine Vielzahl an Funktionen, um Daten zu sammeln.
Befallen wurden bislang vor allem Computer im Nahen Osten. Dort waren sowohl Einzelpersonen als auch staatliche Organisationen und Bildungseinrichtungen betroffen. Zwischenzeitlich hatten iranische Medien berichtet, Flame sei auch für Attacken auf das iranische Atomprogramm verantwortlich.
Das iranische Kommunikationsministerium spielte die Gefahr jedoch herunter: Es teilte mit, für den Trojaner stehe bereits eine Anti-Virus-Software parat. Das Gegenprogramm identifiziere Flame und entferne den Virus von den Computern. Über mögliche Folgen der Attacke schwieg sich Iran aus.
Mögliche Verbindung zu Wurm Stuxnet
Das israelische Sicherheitsunternehmens Power Communications, das Kaspersky im Nahen Osten vertritt, will unterdessen Spuren gefunden haben, die eine Verbindung zwischen Flame und Stuxnet aufzeigen. Der Wurm hatte 2010 für Aufregung gesorgt, weil er bis in iranische Atomanlagen vorgedrungen war.
"Wir glauben, dass dieselben Programmierer beide Codes entwickelt haben", sagte der Technische Direktor von Power Communications, Ilan Froimovici. So nutzten beide Viren dieselben Schwachstellen aus. Die Hacker, die Stuxnet entworfen haben, sind allerdings nicht bekannt.
In einem Interview hatte zuvor Israels Vizepremier Mosche Jaalon Spekulationen genährt, das Land könnte für den Virus verantwortlich sein. Er sagte der Zeitung "Haaretz" zu Folge im Zusammenhang mit dem Virus, Israel sei "damit gesegnet, reich an Hightech zu sein", und "diese Werkzeuge, auf die wir stolz sind, eröffnen uns vielfältige Möglichkeiten".
Flame bislang nicht in Deutschland gefunden
Auf einem deutschen Computer wurde Flame bislang nicht gefunden: "Uns liegen bislang keine Erkenntnisse vor, die darauf schließen ließen, dass Flame in Deutschland eingesetzt wurde", erklärte der Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Tim Griese, am Dienstag in Bonn. Flame sei jedoch derart komplex, dass klassische Virenscanner ihn bisher nicht erfassen könnten. Griese warnte deshalb zugleich: "Das Programm verschleiert aktiv, dass es da ist."
So dauerte es nach den ersten Erkenntnissen der Sicherheitsfirmen mehrere Jahre, bis Flame entdeckt wurde. Kaspersky geht davon aus, dass Flame seit mindestens zwei Jahren im Netz kursiert. Die Experten des Unternehmens CrySys, die sich auf die Verschlüsselung von geheimen Daten spezialisiert haben, gehen gar von bis zu acht Jahren aus.