Neue Datenflats von Vodafone Unbegrenzt aufs Handy streamen - beinahe

Nach der Telekom bietet nun auch Vodafone gegen Aufpreis unbegrenztes Streaming von Diensten wie Netflix und Deezer an. Doch das Kleingedruckte der neuen Datenpässe ist bemerkenswert.
Vodafone-Gebäude

Vodafone-Gebäude

Foto: INA FASSBENDER/ REUTERS

Vodafone bietet einem Teil seiner Mobilfunkkunden künftig mehr oder weniger attraktive Datenflatrates für bestimmte Chat-Apps und Streamingdienste an. Die Nutzung datenintensiver Angebote wie Netflix, Napster oder Deezer wird dem Nutzer künftig nicht mehr aufs Volumenkonto angerechnet, wenn dieser rechtzeitig den zum jeweiligen Angebot passenden Vodafone Pass erworben hat.

Die Telekom hatte bereits im April eine von der Idee her ähnliche Tarif-Zusatzoption namens StreamOn vorgestellt, für die sie erst kürzlich  mit Spotify einen neuen prominenten Partner präsentieren konnte.

Vodafone-Kunden bekommen nun die Option, in den neu aufgelegten Tarifen Red und Young bis zu vier verschiedene Pässe zu abonnieren, namentlich "Video", "Music", "Chat" und "Social". Bei einem Vertragsabschluss oder einer Vertragsverlängerung ab dem 26. Oktober soll einer der letztgenannten Pässe kostenlos im jeweiligen Tarif enthalten sein, bei Red M-XXL- und Young M-XL-Tarifen ist auch der Video-Pass verfügbar.

Zusätzliche Pässe sollen jeweils fünf Euro pro Monat kosten, das Videoangebot schlägt mit zehn Euro zu Buche. Als Grundpreise der neuen Tarife inklusive einem Daten-Pass nennt Vodafone 34,99 Euro aufwärts (Red) beziehungsweise 22,99 Euro aufwärts (Young, für Kunden bis maximal 27 Jahre).

Zu Vodafones ersten Partnern für die Pass-Angebote gehören:

  • im Chat-Pass: der Facebook Messenger, Telegram, Threema, Viber, Vodafone Message+, WhatsApp
  • im Social-Pass: Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter
  • im Music-Pass: Amazon Music Unlimited/Prime Music, Deezer, I Love Radio, Napster, Soundcloud, Tidal
  • im Video-Pass: Amazon Prime Video, Netflix, Sky Go, Sky Ticket, Vevo, Vodafone GigaTV

Das sollten Sie vor der Buchung wissen

So interessant diese Pakete für Streaming-Nutzer klingen mögen, hat das neue Angebot einige Einschränkungen und Bedingungen , die man unbedingt vor dem Buchen des Tarifs beziehungsweise eines Passes kennen sollte:

  • Ist das eigene Highspeed-Datenvolumen verbraucht, werden auch die Pass-Inhalte gedrosselt übertragen, mit lahmen "bis zu 32 kbit/s im Download und im Upload". Sprich: Auch wer den Video-Pass bucht, kann praktisch kein Netflix oder Sky Ticket mehr schauen, wenn er zuvor - auf Kosten seines regulären Datenvolumens - anderswo zu viel im Web unterwegs war.
    Vodafone-Pressesprecher Thorsten Höpken sagt dazu, die Drosselung sei "eine regulatorisch vorgegebene Einschränkung": "Nur so verhalten wir uns konform mit der Netzneutralität. Mit dieser Reglung ist gewährleistet, dass zu keinem Zeitpunkt die in den Pässen eingebundenen Apps anderen nicht inkludierten Apps leistungsbedingt bevorzugt werden."
  • Beim Social- und beim Chat-Pass lassen sich nicht alle Funktionen der jeweiligen Apps und Dienste folgenlos nutzen. So geht etwa Sprach- und Videotelefonie über Facebook-Dienste weiter vom Datenvolumen ab, anders als Sprachnachrichten und das Versenden von Videos. Außerdem warnt Vodafone: "Werbungen und das Öffnen von externen Links werden auf das Tarif-Datenvolumen angerechnet."
  • Vodafone hat Facebook und den Facebook Messenger auf zwei Pakete aufgeteilt, auch Twitter wurde nicht als "Chat"-, sondern als "Social"-App klassifiziert. Wer also den Chat-Pass bucht, muss daran denken, dass etwa ein Direktnachrichten-Chat über Twitter weiter am Datenvolumen zerrt. Und wer das "Social"-Paket bucht, kann zwar im Facebook-Stream munter Posts liken, muss aber aufpassen, dass er zwischendurch nicht unbewusst in den Messenger wechselt und dort zum Beispiel mit einer Fotonachricht Volumen verbraucht.
  • Der Video-Pass ist der teuerste, doch langfristig könnte hier eine ärgerliche Einschränkung drohen: In einer Vodafone-FAQ  steht zwar, dass "aktuell" keine Videoinhalte komprimiert würden. Weiter heißt es jedoch: "Wir behalten uns aber vor, in Zukunft zur Optimierung des Verkehrsflusses und des Nutzungserlebnisses eine Komprimierung von Video-Streaming-Inhalten auf eine Übertragungsqualität von 480p einzuführen." 480p, das wäre gerade einmal DVD-Qualität, mehr nicht.
  • Wissen sollte man auch - gerade, falls man sich kürzlich über den Wegfall von Roaming-Gebühren gefreut hat -, dass der Vodafone-Pass nur in Deutschland gilt und das auch nur, solange man keine VPN-Verbindung nutzt.
  • Und dann wäre da noch die Laufzeit: Wer einen Pass bucht, hat ihn 24 Monate, die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Immerhin: Laut Vodafone kann man die Pässe ab Januar 2018  monatlich wechseln.

Verbraucherschützer kritisieren solche Angebote

Der StreamOn-Service der Telekom hat teils ähnliche, aber teils andere Bedingungen. So lässt sich die Option etwa jederzeit kündigen und hat mit YouTube auch einen Videopartner, der viele Nutzer interessieren dürfte. Nachteile hat aber auch das Telekom-Angebot.

Die Telekom steht seit ihrem Vorstoß in Richtung der Datenflatrates für bestimmte Dienste in der Kritik. Verbraucherschützer kritisieren seit dem Start von StreamOn, dass das Angebot gegen die Netzneutralität verstoße, nach der alle Daten unterschiedslos durchs Netz geleitet werden müssen.

Sie hegen die Befürchtung, dass das Angebot auf lange Sicht die Wahlfreiheit der Verbraucher beschränke und dass kleineren Anbieter zu hohe Hürden in den Weg gelegt würden. Die Bundesnetzagentur prüft derzeit noch, ob das Angebot gegen EU-Recht verstößt.

mbö/dpa
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