Wahlkampfhilfe für Obama Michael Moore verschenkt Doku-Film zur US-Wahl
"Noodlegate" war so eine Michael-Moore-Aktion, die hierzulande kaum wahrgenommen wurde, in den USA hier und dort aber durchaus für Empörung sorgte: Ein Schein-Skandal, auf den sich das Fernsehen gern einließ, während es die seriöse Presse geflissentlich ignorierte. Da hatte Moore, der derzeit wieder mit einer Art "Geht wählen!"-Tournee durch amerikanische Städte zieht, offensichtlich scherzhaft das Publikum angeheizt, sich zur Wahl zur registrieren - und versprach ihnen dafür Dinge wie die Reinigung ihrer Studentenbude oder die Versorgung mit Nudeln für ein Jahr.
Dass sich Vertreter der Republikaner daraufhin nicht entblödeten, in vier Wahlbezirken Klagen gegen Moore wegen Bestechung der Wählerschaft auf den Weg zu bringen, ist eine dieser Steilvorlagen, die Moore braucht, seine politischen Gegner und Feindbilder filmisch vorzuführen. Und die sind bei Moore stets auf der konservativen Seite verortet, die er gern als dumpf, dumm, humorlos und latent gefährlich vorführt.
Das alles ist vier Jahre her, taugt aber noch immer, um die Stimmung anzuheizen: Für viele junge Amerikaner mag der Aufstand gegen Bush 2004 eine mittlerweile nostalgische Erinnerung sein. Moore appelliert an diese bittersüße Scheiternserfahrung, um Stimmung zu machen: Es gilt, den Sieg, den "Change", um den sich viele 2004 betrogen fühlten, nachzuholen.
Auch bei der vorangegangenen US-Präsidentschaftswahl gehörte Moore schon zu den lautesten prominenten Unterstützern der Demokraten - ein Engagement, das in der zeitweilig kostenlosen Veröffentlichung seines Filmes "Fahrenheit 9/11" gipfelte. Die Kino- und DVD-Auswertung machte den Streifen trotzdem zu einem der kommerziell erfolgreichsten Doku-Filme aller Zeiten.
In diesem Jahr heißt Moores filmische Schützenhilfe für den demokratischen Kandidaten Barack Obama "Slacker Uprising", übersetzt etwa "Aufstand der Hänger".
Der Film soll das machtvolle politische Erwachen einer bisher unpolitischen Generation beschreiben, Moores 60-Städte-Tour und den letztlich gescheiterten Aufstand der jungen und Anständigen gegen Bush. Dass der nun zum dokumentarischen Wahlkampfargument gegen McCain wird, ist wohl Ziel der Sache: Moore greift damit auf einer rein emotionalen Ebene in den Wahlkampf ein, unterstützt damit den Trend zum Lagerwahlkampf. Bei ihm und in seinem Film geht es nicht um aktuelle Wahlprogramme, sondern um eine grundsätzliche Wahrnehmung: hier die Guten, dort die Bösen.
Und wieder wird es den Film kostenlos zum Download geben, als Veröffentlichungsdatum ist der 23. September angesetzt. Erst nach der Wahl soll es eine DVD-Version geben, die in den Handel gehen soll.
Michael Moore verkauft die Aktion als "Geschenk an meine Fans" und behauptet, damit nur eine einzige Hoffnung zu verbinden: Die höchste Wahlbeteiligung von Jungwählern aller Zeiten. Moore: "Ich glaube, 'Slacker Uprising' wird Millionen dazu inspirieren, sich vom Sofa zu erheben und das mit dem Wählen einmal auszuprobieren."
pat