E-Mail-Check Was das BSI beim nächsten Hack besser machen kann

Computer-Bildschirm mit Tastatur: Experten kritisieren das BSI-Vorgehen
Foto: KACPER PEMPEL/ REUTERSRund 16 Millionen Benutzerkonten geknackt - das meldete das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Anfang der Woche. Die Aufregung war so groß, dass die BSI-Server unter dem Mail-Ansturm besorgter Bürger zusammenbrachen.
Nun gibt es erste Zweifel daran, ob die Angaben des BSI stimmen. Das Magazin für professionelle Informationstechnik "iX" meldet , dass diverse von der Redaktion zum Spam-Sammeln eingerichtete Freemailer-Adressen in der BSI-Datensammlung zu finden sind. Laut "iX" wurden die Konten bei Anbietern wie Web.de und Freenet für nichts anderes genutzt, die Daten können also nicht aus Datenbanken oder per Phishing kopiert worden sein. Einen Hack der Mail-Provider hält das BSI für unwahrscheinlich. Aber woher kommen dann die Adressen? Warum meldet der vom BSI eingerichtete Warndienst die ausschließlich beim Provider genutzten Adressen bei Tests als gehackt?
Das Bundesamt macht keine näheren Angaben dazu, wie die Sammlung von Adressen und Kennwörtern zustande gekommen ist. Das BSI begründet das Schweigen mit laufenden Ermittlungen. Der Bericht der "iX" legt nahe, dass die Größenordnung von "rund 16 Millionen kompromittierten Benutzerkonten" eine sehr grobe Schätzung des BSI ist.
Abgesehen davon gibt es noch einige offene Fragen zum Vorgehen des BSI.
Kam die Warnung zu spät?
Das BSI wusste seit Dezember von der Datensammlung. Die Warnung veröffentlichte das Institut erst einige Wochen später, weil es so lange gedauert hat, ein "datenschutzgerechtes" Verfahren aufzusetzen, dass "einer derart großen Zahl von Anfragen gewachsen ist" (so der BSI-Präsident im Radio ). Kritikern ist das zu spät .
Der Programmier-Einwand des BSI ist völlig berechtigt, auch wenn die BSI-Seite dann doch bald unter dem Ansturm der Nutzer zusammenbrach. Wer diese Information wochenlang geheim hält, nimmt aber andererseits in Kauf, dass in der Zeit Täter die Login-Dateien für Betrügereien nutzen und noch einige Menschen mehr schädigen. Hätte das BSI im Dezember nicht eine allgemeine Warnung herausgeben können? Ändert eure Kennwörter jetzt, wir haben Hinweise auf einem massiven Datendiebstahl?
Auf die Frage nach einer generellen Warnung fragt BSI-Pressesprecher Matthias Gärtner zurück: "Welche Erfolgsaussichten hätte man denn, wenn man so einen generellen Aufruf macht?" Nun, sicherlich nicht so groß wie mit einem Selbsttest. Aber den Test kann man auch nach einer generellen Warnung noch anbieten. Und: Bei einer frühen allgemeinen Warnung ändern immer noch mehr Menschen ihre Kennwörter als bei überhaupt keiner Warnung.
Warum gibt es keine englischsprachige Warnung?
Etwa die Hälfte E-Mail-Adressen in der BSI-Datenbank stammen laut dem Amt nicht aus Deutschland. Doch auf der Webseite gibt es Informationen nur in deutscher Sprache. Was ist mit den Nutzern im Ausland? Das ist sicher nicht die Aufgabe das BSI, und bestimmt hat das Amt die Information an Partnerorganisationen weitergegeben. Aber was ist mit Menschen im Inland, die die komplexe Anleitung nicht in deutscher Sprache verstehen?
Warum kommt keine Entwarnung per Mail?
Das BSI-Konzept sieht so aus: Wer eine betroffene E-Mail-Adresse eingegeben hat, wird später per E-Mail gewarnt. Wer nicht betroffen ist, bekommt keinen Hinweis. Das klingt logisch, allerdings kann eine E-Mail auch wegen Fehleingaben, Serverproblemen oder anderen Gründen nicht ankommen. Wie Heise Security kommentiert: "Allein das Ausbleiben einer Mail ist nicht geeignet, Entwarnung zu geben, weil es sehr viele Gründe geben kann, warum eine Mail nicht ankommt."
Ist die die Drei-Schritt-Abfrage nicht unnötig umständlich?
Für den BSI-Test müssen die Nutzer ihre E-Mail-Adresse auf der Testseite eingeben, einen Code notieren, dann auf die E-Mail warten, den Code mit dem im Betreff vergleichen, das GPG-Zertifikat von der Website laden, um die Echtheit der signierten E-Mail zu überprüfen. Es ginge auch einfacher. E-Mail-Adresse in BSI-Formular tippen, dann kommt ein Code per Mail, den tippt man beim BSI ein und sieht dann im Browser das positive oder negative Testergebnis. Das ist kein absolut sicherer Weg, um sicherzustellen, dass nur die Besitzer einer Adresse die Datenbank abfragen. Aber es wäre ein hinreichend sicheres und benutzerfreundliches Verfahren.