Bericht der "New York Times" Facebook plant angeblich Verzahnung von WhatsApp, Instagram und Facebook Messenger

Nach Recherchen der "New York Times" will Facebook seine drei großen Chat-Apps miteinander vernetzen. Das Unternehmen bestätigt das nicht - wie ein Dementi klingt eine Stellungnahme aber auch nicht.
Logos unter anderem von WhatsApp, Facebook Messenger und Instagram

Logos unter anderem von WhatsApp, Facebook Messenger und Instagram

Foto: TONGO/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Facebooks Marktmacht im Bereich der Messenger ist enorm: Zum Konzern gehören mit WhatsApp und dem Facebook Messenger zwei der in Deutschland und weltweit beliebtesten Chat-Apps. Mit Instagram hat Facebook außerdem die wichtigste Foto-Plattform im Portfolio, über die ebenfalls gechattet werden kann.

Bislang jedoch sind die drei Apps weitgehend autark, haben in Teilen sehr unterschiedlich funktionierende Ökosysteme. Für eine WhatsApp-Registrierung beispielsweise reicht eine Telefonnummer, bei den anderen beiden Diensten wird beim Anmelden der echte Name des Nutzers abgefragt. Zudem kann von WhatsApp aus nicht direkt mit Instagram-Nutzern kommuniziert werden. Einer der Gründe ist, dass WhatsApp-Chats standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt werden, der Foto-Dienst aber keine solche Möglichkeit bietet.

Eines haben die Dienste jedoch gemeinsam: Sie alle kommen auf jeweils mindestens eine Milliarde Nutzer, von denen sich vermutlich einige irgendwann für eine Plattform entschieden haben. Anders als Datenschützer  dürften es viele dieser Nutzer schade finden, dass es so wenige direkte Verbindungen zwischen den Services gibt.

In den nächsten Monaten oder Jahren soll sich diese Situation nun offenbar ändern: Die "New York Times" berichtet am Freitag  unter Berufung auf vier nicht namentlich genannte Informanten, dass Facebook plant, einen Nachrichtenaustausch zwischen den Apps zu ermöglichen.

Ein Dementi klingt anders

Alle drei Dienste würden dabei als eigene Apps weiterbestehen, legen die Quellen der Zeitung nahe: Dem Unternehmen gehe es darum, die "ihnen zugrunde liegende Messaging-Infrastruktur" zu vereinheitlichen. Dieses Vorhaben befindet sich den Insider-Informationen zufolge noch in einer frühen Phase und könnte demnach bis Ende dieses Jahres oder Anfang 2020 umgesetzt werden.

Facebook selbst hat bislang nicht offiziell angekündigt, dass eine solche Verzahnung der Apps bevorsteht. Eine Stellungnahme für die "New York Times" klingt allerdings nicht wie ein Dementi: Facebook wolle die "besten Messaging-Erfahrungen" bieten, heißt es darin, "und die Menschen wollen, dass Messaging schnell, simpel, verlässlich und privat ist."

Weiter erwähnt das Unternehmen, dass es daran arbeite, mehr seiner Messaging-Produkte mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszustatten. Zudem denke man darüber nach, wie man es leichter machen könnte, Freunde und Familien über Netzwerkgrenzen hinweg (im englischen Original: "to reach friends and family across networks") zu erreichen.

Diese Äußerungen passen grundsätzlich zu dem, was die "New York Times" von ihren Quellen erfahren hat. Ihren Informationen zufolge hat Mark Zuckerberg die Anweisung gegeben haben, dass alle Apps, also auch Instagram, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bekommen sollen. Wenn die Änderung umgesetzt würde, könnte ein Facebook-Nutzer eine verschlüsselte Nachricht an jemanden schicken, der nur einen WhatsApp-Account benutzt, so die "New York Times".

Skepsis bei WhatsApp-Mitarbeitern

Mark Zuckerberg soll sich schon länger mit der Idee beschäftigt haben, die Apps, die jeweils in eigenen, dann von Facebook übernommenen Firmen entstanden sind, stärker zu verzahnen, heißt es in dem Artikel. Gegen Ende vergangenen Jahres soll der Konzern-Chef dann angefangen haben, vor Mitarbeitern stärker für die Idee zu werben. Dieser Vorstoß soll zu internen Unstimmigkeiten geführt haben: Unter anderem sollen Mitarbeiter von WhatsApp dem Thema skeptisch gegenüberstehen.

Was sich durch eine Annäherung der Dienste aneinander für die Nutzer ändern würde, ist im Detail noch nicht abzusehen. Zwei Quellen der "New York Times" zufolge hat angeblich sogar Zuckerberg selbst noch keine konkreten Pläne dafür, wie seine Firma von der Verzahnung der Angebote profitieren würde. Ein aktiveres Publikum könnte aber zu neuen Formen von Werbung führen, heißt es. Oder zu anderen Services, für die Facebook eine Gebühr erheben könnte.

Fotostrecke

Messenger-Ideen: Welche Funktionen Messenger, WhatsApp und Co. fehlen

Foto: Lino Mirgeler / picture alliance / Lino Mirgeler/dpa
mbö/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren