"Spy Files Russia" WikiLeaks veröffentlicht Dokumente aus Russland

WikiLeaks-Veröffentlichung
WikiLeaks will die Überwachung in Russland zum Thema machen. Am Dienstagnachmittag hat die Enthüllungsplattform von Julian Assange Dokumente über eine russische Abrechnungsfirma namens Peter-Service ins Netz gestellt.
Zur Veröffentlichung gehören demnach 34 Dokumente in verschiedenen Versionen, die laut WikiLeaks jeweils auf den Zeitraum von 2007 bis 2015 datieren. Peter-Service wurde 1992 in St. Petersburg gegründet, das Unternehmen engagiert sich einer Eigenbeschreibung zufolge vom Bereich Abrechnungen abgesehen auch als Software-Lieferant für die Mobilfunkbranche.
"Die Technologien, die Peter-Service entwickelt und einsetzt, gehen heute weit über den klassischen Abrechnungsprozess hinaus und reichen in die Bereiche Überwachung und Kontrolle hinein", kommentiert WikiLeaks seine Veröffentlichung und stellt das Unternehmen als Teil eines russischen Überwachungssystems dar.
Peter-Service nennt auf seiner Website Firmen wie Vodafone und Rostelecom als Kunden, als "Partner" werden etwa Oracle, Intel und HP erwähnt. Laut Eigenangaben hat das Unternehmen mehr als 1200 Mitarbeiter. Die Produkte der Firma sollen in 14 Ländern im Einsatz sein.
Nicht die ersten "Spy Files" oder Dokumente über Russland
WikiLeaks verwendet den Begriff "Spy Files" nicht zum ersten Mal. Unter demselben Schlagwort hatte WikiLeaks schon von 2011 an zahlreiche andere Dokumente zum Thema Überwachung veröffentlicht, darunter die Kataloge diverser internationaler Sicherheitsdienstleister sowie Newsletter und Produktbroschüren.
Dass WikiLeaks nun Dokumente über Russland veröffentlicht, kommt für viele überraschend. Julian Assanges Portal war in den vergangenen Monaten und besonders im US-Wahlkampf, als WikiLeaks Dokumente der Demokratischen Partei veröffentlichte, immer wieder vorgeworfen worden, russischen Propagandazwecken zu dienen.
Julian Assange sagte dazu im Mai in einem SPIEGEL-Interview: "Nachdem Hillary Clinton die Wahlen verloren hatte, hat sie beim damaligen FBI-Direktor James Comey, bei Russland und uns die Schuld gesucht." In einem Interview aus dem Oktober 2016 hatte Assange außerdem betont, dass WikiLeaks zahlreiche Dokumente über Russland und Präsident Putin publiziert habe, "von denen die meisten kritisch waren".
Als Beleg dafür, dass selbst Netzbekanntheiten nicht unbedingt mit WikiLeaks' Vorstoß gerechnet hatten, mag ein Tweet von Edward Snowden dienen: Der NSA-Whistleblower verlinkte am Dienstagnachmittag auf die WikiLeaks-Veröffentlichung, dabei sprach er von einem "Plot-Twist", einer überraschenden Handlungswendung.