Todesursache ungeklärt: Jassir Arafat auf einem Gemälde am Qalandia Checkpoint bei Ramallah
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Diese Nachrichtenwoche hat einige Fragen aufgeworfen: Wurde Jassir Arafat tatsächlich mit radioaktivem Polonium vergiftet? Oder: Wem gehören die in München aufgetauchten Kunstwerke? Antworten suchten viele Leser auch in der Wikipedia - das zeigt die Analyse der Abrufzahlen.
Woran der Palästinenserführer Jassir Arafat vor fast neun Jahren gestorben ist, sollen gleich drei wissenschaftliche Auswertungen klären. Vergangene Woche wurden die Ergebnisse des ersten Berichts aus Lausanne bekannt - und sorgten weltweit für Furore. Die Forscher hatten ungewöhnlich hohe Werte des radioaktiven Stoffs Polonium-210 in den Überresten Arafats gefunden. Auch Gegenstände, die er kurz vor seinem Tod benutzt hatte, waren stark belastet.
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Rätselhafter Tod: Arafat und das Gift Polonium
Doch belegt dieses Ergebnis die Theorie einer Polonium-Vergiftung? Darüber streitet die Fachwelt, der Fall bleibt vorerst rätselhaft. Da verwundert es wenig, dass auch die Wikipedia-Artikel zu Jassir Arafat und Polonium in der vergangenen Woche plötzlich sehr viel häufiger aufgerufen wurden als zuvor. Auch Arafats Witwe Suha at-Tawil sorgte für gesteigertes Interesse an ihrer Person. Sie hatte 2012 den Anstoß für die Untersuchung gegeben.
Ungeklärt sind auch die Hintergründe zum zweiten Wikipedia-Aufsteiger dieser Woche. In einer Münchner Wohnung waren rund 1400 verschollen geglaubte oder weitgehend unbekannte Kunstwerke aufgetaucht, zusammengetragen unter anderem als "entartete Kunst" oder "Raubkunst" in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein wahrer Schatz, mit Arbeiten von Franz Marc, Marc Chagall, Otto Dix und Henri Matisse.
Bislang wurden der Öffentlichkeit allerdings nur einzelne Werke vorgestellt. Dafür ernteten die bayerischen Behörden nachdrückliche Kritik aus dem Ausland. Weitere Veröffentlichungen soll es geben, wenn es "belastbare Indizien für eine unklare Herkunft des jeweiligen Werks gibt", sagte der Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Dieses Vakuum an Informationen versuchten die Leser der deutschen Wikipedia offenbar mit Artikeln zum Thema zu füllen - sowohl zum Kunstfund als auch zu Sammler Hildebrand Gurlitt, den Malern Franz Marc, Marc Chagall und dem Begriff der Raubkunst.
Nicht zur Aufklärung, sondern vielmehr zur Vorbereitung dient die Lektüre der Wikipedia-Artikel zum dritten Thema dieser Woche, der Schachweltmeisterschaft in Indien. Die Weltmeisterschaft dreht sich um ein hochspannendes Duell: Wird der Norweger Magnus Carlsen den Inder Viswanathan Anand schlagen? Dann wäre Carlsen Weltmeister - mit 22 Jahren.
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Magnus Carlsen: Der Mozart des Schach
Das Duell wirft seine Schatten voraus, wie die Auswertung der Wikipedia-Statistik belegt. Seit mehreren Monaten wächst dort das Interesse an den Kontrahenten immer wieder spürbar an. In den vergangenen Tagen schnellten die Kurven geradezu nach oben - allen voran die Abrufzahlen des Artikels zu Carlsen. Ein gutes Omen? Das Schachgenie gilt jedenfalls als Favorit. Und hält sich auch selbst dafür.
6 BilderRätselhafter Tod: Arafat und das Gift Polonium
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Jassir Arafat im Juli 2004, wenige Monate vor seinem Tod. Der Palästinenserführer starb unter rätselhaften Umständen in einem Krankenhaus in Paris.
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Sein Leichnam wurde in einem Mausoleum in Ramallah beerdigt. Im Herbst 2012 wurde das Grab geöffnet, um Proben für Untersuchungen zu entnehmen.
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Arafat und seine Frau Suha im Oktober 2004. Die Witwe hatte über Jahre hinweg immer wieder behauptet, der Palästinenserführer sei keines natürlichen Todes gestorben.
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Arafat-Mausoleum in Ramallah: Die Todesursache konnte 2004 nicht zweifelsfrei geklärt werden. Die Palästinenser sind überzeugt, dass die Israelis Arafat vergifteten.
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Palästinenserführer Arafat: Ab 1969 leitete er die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO
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Friedensnobelpreis 1994: Arafat erhält die hohe Auszeichnung gemeinsam mit dem israelischen Regierungschef Rabin und Außenminister Peres.
Der "Mozart des Schachs" gegen den "Tiger von Madras", das Wunderkind gegen den Weltmeister: Wenn am Donnerstag die Schach-WM zwischen dem Norweger Magnus Carlsen und Titelverteidiger Viswanathan Anand aus Indien eröffnet wird, startet nicht nur das womöglich größte Duell um den Schach-Thron seit den mittlerweile legendären Partien zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky 1972 - sondern auch ein Kampf der Generationen.
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Carlsen ist auf dem besten Wege, zum neuen Superstar der Szene zu werden. Mit 13 Jahren wurde er zum bislang zweitjüngsten Großmeister, auf diesem Bild bestreitet er ein Blitzschach-Turnier - gegen 25 Gegner. In die nun anstehenden WM-Duelle, von denen das erste am Samstag stattfindet, geht der Weltranglistenerste als Favorit.
Im Interview mit dem "Zeit"-Magazin erzählte er kürzlich, dass er als Kind beim Essen abseits der Familie an einem Extratisch saß - um weiter in Ruhe Schach spielen zu können. "Ich wäre nicht dort, wo ich heute bin, wenn ich nicht all diese Stunden investiert hätte", sagt er. Hier ist er im Duell mit Anand zu sehen, seinem WM-Gegner.
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Der 43-jährige Inder ist amtierender Weltmeister, er hat seinen Titel seit 2007 dreimal verteidigt.
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Das "Time Magazine" wählte Carlsen in diesem Jahr unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, für das Magazin "Cosmopolitan" gehört er zu den 100 attraktivsten Männern der Welt.
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Carlsen macht den Schachsport nicht nur in seinem Heimatland Norwegen populär. Die Jeansmarke G-Star verpflichtete ihn als Werbeträger - als ersten Schachspieler überhaupt. Hier posiert er zwischen Model und Schauspielerin Liv Tyler und Schach-Legende Garry Kasparow.
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Der 43-jährige Inder ist amtierender Weltmeister, er hat seinen Titel seit 2007 dreimal verteidigt.