Fußball-WM Streaming oder TV-Signal - wer jubelt als Erster?

WM-Übertragung per TV und Livestream
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/ dpaWie lange noch, bis das erlösende Tor fällt? Im Spiel gegen Schweden stellte die deutsche Nationalmannschaft die Geduld der Fans auf eine extreme Probe. Bis sich Toni Kroos den Ball endlich zurechtlegte, Anlauf nahm, schoss und der Ball sich ins Netz drehte.
Doch in den deutschen Wohnzimmern fiel das Tor keineswegs zur gleichen Zeit. Manche mussten bis zu einer Minute länger zittern als andere. Während Kroos bei den einen noch Maß nahm, lagen sich die Nachbarn vor Glück schon in den Armen.
Wer am Mittwoch beim Spiel gegen Südkorea nicht länger als andere auf das möglicherweise erlösende Tor warten, sondern als Erster jubeln will, muss sich Gedanken über die Übertragungstechnik machen. Denn live ist nicht gleich live. Wirklich unmittelbar dabei sind natürlich nur die Glücklichen, die im russischen Kasan im Stadion sitzen. Alle anderen müssen mit einer Verzögerung leben. Die Kollegen vom Computermagazin "c't" haben vor der WM getestet, wie groß die bei den einzelnen Übertragungswegen sind.
Verzögerung durch HD, Signalumwandlung, Werbeeinblendungen
Am kostengünstigsten sind, sofern man schon einen Internetanschluss und einen Computer oder ein Tablet hat, die Live-Streams von ARD und ZDF im Internet. Hier ist die Wartezeit allerdings enorm. Die Verzögerung liegt bei bis zu einer Minute.
Einige Streaming-Anbieter, die den Fernsehempfang über das Internet ermöglichen, sind etwas schneller als die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen TV-Sender. Die Verzögerung liegt hier bei rund 30 Sekunden, ist also nur halb so lang wie bei ARD und ZDF. Dafür verlangen diese Anbieter aber auch eine monatliche Gebühr, die meist rund zehn Euro beträgt. Oder sie blenden - wie zum Beispiel die kostenlose Variante von Zattoo - bei jedem Umschalten einen Werbespot ein.
Deutlich schneller ist das Kabelfernsehen, dafür aber deutlich teurer. Etwa 20 Euro im Monat kostet der Fernsehempfang über TV-Kabel. Aber auch hier muss man gegenüber dem realen Geschehen mit zehn bis 20 Sekunden Wartezeit kalkulieren. Verschärfend kommt hinzu: Je besser das Bild, desto länger dauert es, bis die Bilder auf dem Fernseher zu sehen sind. Auch der technisch bedingt höhere Aufwand bei der Übertragung von hochauflösenden HD-Signalen sorgt gegenüber der schlechteren Bildqualität von SD-Sendern für einen Zeitversatz.
Satellit schlägt Antenne
Das digitale Antennenfernsehen ist verglichen mit dem Kabel schneller, hängt dem Geschehen im Stadion nicht mal zehn Sekunden hinterher. Wer DVB-T2 HD nutzt, kann also verhältnismäßig früh jubeln - oder fluchen. Und das zu einem relativ moderaten Preis. Schon für gut 40 Euro bekommt man einen passenden Empfänger.
Mit dem kann man dann allerdings nur die öffentlich-rechtlichen Sender ohne Zusatzkosten empfangen. Für die Privatsender werden Gebühren in Höhe von 5,75 Euro pro Monat, also 69 Euro pro Jahr, verlangt. Trotzdem sollte man, wenn man über Antenne fernsehen will, unbedingt einen DVB-T2-HD-Receiver anschaffen. Das alte DVB-T-Fernsehen wird in Deutschland bis Mitte 2019 abgeschaltet und durch DVB-T2 HD ersetzt. In vielen Ballungsräumen ist das schon geschehen. Was man beim Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 HD beachten muss, erklären wir in folgenden Artikel:
Noch schneller als die Antenne ist die Satellitentechnik. Knapp viereinhalb Sekunden, nachdem ein Tor gefallen ist, erscheint es beim TV-Empfang per DVB-S auf dem Bildschirm. Wie diese vier Sekunden zustande kommen? Zunächst muss das Bild vom Stadion in die Sendeanstalt übertragen werden, dann wird es auf eine 72.000 Kilometer lange Übertragungsstrecke zu einem Satelliten im Erdorbit und von dort wieder zurück zum Empfänger auf der Erde geschickt und muss dabei mehrfach bearbeitet werden.
Alternative: Hören statt sehen
Am schnellsten aber wird man - zumindest was die Technik angeht - per Radio über das Geschehen im Stadion informiert. Wer sein Radio einschaltet, sitzt zwar immer noch nicht im Stadion, kann aber mit nur sehr geringer Verzögerung jemandem zuhören, der tatsächlich vor Ort ist. Näher dran geht es nicht.
Wer also als erster Jubeln will, muss zuhören und nicht zuschauen. Und das Beste: Ein brauchbares UKW-Radio gibt es heute für weniger als zehn Euro. Auch manche Smartphones und Handys taugen als Radioempfänger. Oder man fragt einfach mal in der Nachbarschaft herum: Irgendwer hat bestimmt noch ein altes Radio rumstehen, das er nicht mehr braucht.