Marissa Mayer 2014 in Las Vegas
Foto: ROBERT GALBRAITH/ REUTERSBei dem Internetkonzern Yahoo soll die Sicherheit seiner Nutzer nicht oberste Priorität gehabt haben. Die "New York Times" berichtet unter Berufung auf Insider-Informationen, Yahoo habe vergleichsweise geringe Anstrengungen unternommen, um sich gegen Hackerangriffe zu wappnen.
Schon vor sechs Jahren sollen Yahoos Computersysteme Opfer eines großangelegten chinesischen Hackerangriffs geworden sein. Auch andere Technologiefirmen, unter anderem Google, waren damals betroffen. Doch während Google der Sicherheit seiner Systeme daraufhin die höchste Priorität eingeräumt habe, soll bei Yahoo kaum reagiert worden sein.
Neue Produkte statt Sicherheit
Als Marissa Mayer im Jahr 2012 den Chefposten bei dem kränkelnden Internetunternehmen übernahm, soll sie bereits vor einem Berg an Sicherheitsrisiken gestanden haben - neben vielen anderen Problemen. Statt auf eine verbesserte Sicherheit zu setzen, nahm Mayer das Redesign alter Produkte und die Entwicklung neuer in Angriff. Das sollte Yahoo wieder in die erste Reihe zu bringen.
Die Sicherheitsbedenken des Security Teams soll die Yahoo-Chefin immer wieder abgetan haben. Angeblich habe Mayer keine Abstriche bei der Nutzerfreundlichkeit der Produkte machen wollen. Dies ist jedoch häufig ein notwendiges Übel, um Computersysteme sicherer zu machen. Im Zuge seiner schlechten Sicherheitspolitik soll Yahoo auch viele seiner Sicherheitsexperten an die Konkurrenz verloren haben. Die Folgen waren verheerend: In den vergangenen Jahren geriet der Internetkonzern immer wieder mit Sicherheitslücken in die Negativschlagzeilen.
Höhepunkt war in der vergangenen Woche das Bekenntnis des Unternehmens, 2014 Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. Bei dem Angriff wurden die persönlichen Daten von mindestens 500 Millionen Kunden gestohlen. Es war der bisher größte bekannt gewordene Hack eines Firmennetzwerks überhaupt.
Gegenüber der "New York Times" verteidigte eine Unternehmenssprecherin die Sicherheitsbemühungen des Konzerns. So habe Yahoo zu Beginn des Jahres 2014 zehn Millionen Dollar in Verschlüsselungstechnologie investiert. Zudem seien die Investitionen in Sicherheitsinitiativen von 2015 bis 2016 um 60 Prozent angehoben worden.
Interne Zerwürfnisse mit der Sicherheitsabteilung
Ursprünglich hatte der Konzern 2014 einen Schritt in die richtige Richtung unternommen. Ein neuer Sicherheitschef sollte die Probleme angehen. Die Einstellung von Alex Stamos wurde als positives Zeichen gewertet: Stamos soll sich für eine stärkere Verschlüsselung des Datenverkehrs zwischen den Yahoo-Datencentern und einen besseren Austausch von Angriffsdaten mit anderen Firmen eingesetzt haben.
Doch dann sei es laut dem Bericht zu einem Zerwürfnis zwischen Stamos und Mayer gekommen sein, wie frühere Angestellte berichtet haben sollen. Der Streitpunkt: Mayer habe erneut kein Geld für die Konzepte des Sicherheitschefs locker machen wollen. Mayer soll sogar grundlegendste Sicherheitsmaßnahmen abgelehnt haben. Zum Beispiel das automatische Zurücksetzen aller Benutzerkennwörter nach einem Hackerangriff. Die Yahoo-Chefin habe befürchtet, dass allein durch diesen Schritt noch mehr E-Mail-Nutzer zu anderen Diensten wechseln könnten. Sicherheitschef Stamos wechselte 2015 zu Facebook.
Sowohl Stamos als auch Marissa Mayer wollten sich bisher nicht zu den neuen internen Informationen äußern. Aber der Druck auf die Yahoo-Chefin wächst durch die Enthüllungen.
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Equifax
Bei einem Hackerangriff auf den US-Finanzdienstleister Equifax sind die Daten von möglicherweise 143 Millionen US-Verbrauchern kompromittiert worden. Die Attacke habe von Mitte Mai bis Juli 2017 gedauert, teilte das Unternehmen mit. In Hunderttausenden Fällen hätten die Kriminellen Zugriff auf sensible Daten wie Sozialversicherungs- oder Kreditkartennummern gehabt.
Equifax hatte den Einbruch eigenen Angaben zufolge im Juli bemerkt und gestoppt, aber die Betroffenen erst im September informiert. Die Angreifer hätten sich auch Zugang zu Namen, Geburtsdaten und Adressen verschafft, heißt es weiter. Die Kombination aus diesen Informationen kann es Betrügern etwa ermöglichen, Kredite in fremdem Namen aufzunehmen. Ende September trat der Firmenchef Richard Smith infolge des Skandals zurück.
Yahoo
Unbekannte haben beim Internetkonzern Yahoo Daten von drei Milliarde Konten erbeutet - zunächst war von einer Milliarde Konten die Rede gewesen. Der Vorfall ereignete sich bereits im August 2013. Die Hacker seien dabei an persönliche Daten wie Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter gekommen, heißt es. Yahoo machte den Hackerangriff Mitte Dezember 2016 öffentlich.
Im September 2016 hatte das Unternehmen bereits eingeräumt, dass auch 2014 mindestens 500 Millionen Konten kompromittiert wurden. Auch bei dieser Attacke sollen ähnliche Daten in die Hände der Angreifer gefallen sein. Darunter auch verschlüsselte und unverschlüsselte Sicherheitsfragen samt Antworten. Yahoo vermutet hinter dem Hack einen Angreifer mit staatlichem Hintergrund.
Sony Pictures
Rund 50.000 aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Sony Pictures waren 2014 von einem Datenleck betroffen. Hacker haben zahlreiche Dokumente, die sie von einem Sony-Server erbeutet hatten, im Netz veröffentlicht. Die Dokumente enthielten Lohnabrechnungen, Geburtsdaten und Sozialversicherungsnummern. Auch Auszüge aus dem Strafregister und ärztliche Atteste von Mitarbeitern wurden veröffentlicht.
Die Angreifer hatten zudem E-Mails und Filme des Unternehmens ins Netz gestellt. Es wird vermutet, dass Nordkorea hinter dem Angriff steckt. Die Angreifer drohten Kinos mit Gewalt, wenn sie den Film "The Interview" zeigten, in dem zwei US-Journalisten den nordkoreanischen Machthaber töten sollen. Die Regierung in Pjöngjang hatte den Film zuvor scharf kritisiert.
T-Mobile
Bei einem Angriff auf einen Dienstleister der Telekom-Tochter T-Mobile erbeuteten Hacker die Daten von etwa 15 Millionen Menschen. Die Attacke auf den Dienstleister Experian, der für T-Mobile die Kreditwürdigkeit von Kunden prüft und bei der Betrugsprävention hilft, lief von September 2013 bis September 2015.
Laut T-Mobile seien komplette Datensätze mit Namen, Geburtstagen und Adressen entwendet worden. Auch Angaben zu Sozialversicherungs-, Führerschein- und Reisepassnummern seien von dem Hack betroffen. Diese seien zwar verschlüsselt gewesen, allerdings könne dieser Schutz geknackt worden sein, hieß es damals. Daten von Bankkonten und Kreditkarten seien dagegen nicht erbeutet worden.
Office of Personnel Mangement
Bei dem Angriff auf die Personalverwaltung der US-Regierung wurden Daten von rund 21,5 Millionen Betroffenen erbeutet. Darunter waren aktuelle, ehemalige und potenzielle zukünftige Regierungsangestellte, zivile Auftragnehmer sowie deren Familien, Verwandte und Freunde.
Bei dem Großangriff auf das Office of Personnel Mangement (OPM) sind den Hackern auch die Fingerabdrücke von rund 5,6 Millionen Beschäftigten in die Hände gefallen. Der Hack ereignete sich dem OPM zufolge 2014 und wurde im Frühjahr 2015 bekannt. Die Behörde geht von einem chinesischen Spionageangriff aus.
TJX
Bereits im Juli 2005 wurde die TJX, Muttergesellschaft der US-Einzelhandelsketten T.J. Maxx und Marshall, Opfer eines Cyberangriffs. Dabei erbeuteten die Hacker Nummern von 45,6 Millionen Kredit- und Bankkarten der Kunden. Den Angaben zufolge verlief der Angriff zwischen Juli 2005 und Dezember 2006.
Betroffen waren Karten, mit denen in diesem Zeitraum in Geschäften in den USA, Kanada und Puerto Rico bezahlt worden war. TJX machte den Angriff im März 2007 öffentlich. Experten zufolge handelte es sich dabei um den bis dahin größten bekannt gewordenen Zugriff auf Kartennummern.
Home Depot
Die US-Baumarktkette Home Depot wurde 2014 Opfer eines groß angelegten Hacks. Dabei könnten die Daten von rund 56 Millionen Kunden-Kreditkarten erbeutet worden sein, teilte das Unternehmen damals mit.
Die Angreifer hätten eine eigens entwickelte Schadsoftware eingesetzt, hieß es weiter. Die Kosten bezifferte Home Depot damals auf 48 Millionen Euro für das Geschäftsjahr.
Dropbox
Der Speicherdienst Dropbox hat erst kürzlich eingeräumt, dass 2012 bei einem Datenleck mehr als 68 Millionen verschlüsselte Passwörter kompromittiert wurden. Im Netz war eine Datenbank mit knapp 68,7 Millionen Kombinationen aus E-Mail-Adressen und verschlüsselten Passwörtern gehandelt worden.
Dropbox hatte zunächst bestritten, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. Die Angreifer hatten offenbar Zugang zu dem Konto eines Angestellten.
Anthem
Der US-Krankenversicherer Anthem gab Anfang 2014 bekannt, dass Hacker an Informationen über rund 80 Millionen aktuelle und ehemalige Kunden sowie Mitarbeiter gekommen seien. Die Angreifer hätten dabei unter anderem Zugriff auf Sozialversicherungsnummern, Namen, Adressen, Geburts- und Personaldaten haben können.
Laut Anthem hätte es aber keine Hinweise gegeben, dass sie auch an finanzielle oder Krankheitsdaten herangekommen seien. Nach dem Hack berichteten mehrere Anthem-Kunden über Identitätsdiebstähle.
J.P. Morgan
Bei der US-Großbank J.P. Morgan griffen Hacker im August 2014 83 Millionen Datensätze ab. Dabei seien Informationen von 76 Millionen Haushalten und sieben Millionen kleinen Unternehmen betroffen gewesen, teilte die Bank mit.
Die Angreifer hätte allerdings keinen Zugriff auf Passwörter und Kontonummern bekommen, hieß es weiter. Auch Benutzernamen, Geburtsdaten und Sozialversicherungsnummern seien nicht betroffen gewesen. Dafür wurden Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen sowie interne Informationen von J.P. Morgan abgegriffen, etwa bei welcher Abteilung der Bank die Kunden seien.
Vk.com
Bei dem russischen Netzwerk Vk.com sind offenbar mehr als 100 Millionen Nutzerprofile abgegriffen worden. Im Internet wird eine Datenbank zum Kauf angeboten, die Millionen Datensätze enthält. Neben dem Nutzernamen sollen darin auch noch die E-Mail-Adresse, das Passwort und die Telefonnummer stehen.
Offenbar handelt es sich um Informationen, die in den Jahren 2012 und 2013 erbeutet worden waren. Die Plattform war früher unter dem Namen VKontakte bekannt und hat eigenen Angaben zufolge mehr als 350 Millionen Nutzer.
LinkedIn
2012 gab es ein Datenleck bei dem sozialen Netzwerk LinkedIn. Dabei wurden die Passwörter von mehr als 100 Millionen Kunden kompromittiert. Auch diese Liste wurde später im Internet zum Kauf angeboten.
Die Daten sollen früheren Angaben zufolge mit einem Algorithmus unkenntlich gemacht worden sein. Derart verschlüsselte Daten können mit einigem Aufwand aber wiederhergestellt werden.
Target
Auch die Supermarktkette Target wurde angegriffen. Dabei haben die Täter nach Angaben des Unternehmens knapp 40 Millionen Kredit- und Bank-Kartendaten erbeutet. Die Attacke geschah zwischen November und Dezember 2013. Betroffen waren vor allem die Daten der Kunden, die in diesem Zeitraum ihre Einkäufe in einer Target-Filiale mit Karte bezahlt haben.
Wochen später gab Target bekannt, dass die Hacker auch persönliche Daten von 70 Millionen Kunden abgreifen konnten, darunter Namen, E-Mail-Adressen, Wohnadressen und Telefonnummern.
Ebay
Bei dem Hackerangriff zwischen Ende Februar und Anfang März 2014 wurde eine Datenbank mit verschlüsselten Passwörtern und anderen persönlichen Daten wie E-Mail-Adressen, Geburtstagen und Telefonnummern angezapft.
Offenbar konnten die Angreifer Log-in-Daten von Mitarbeitern abgreifen und sich so Zugang zu den Kundendaten verschaffen. Wie viele Nutzer genau betroffen waren, teilte Ebay damals nicht mit, riet aber allen 145 Millionen Nutzern dazu, ihr Passwort zu ändern.
WannaCry
Im Mai 2017 machte eine Angriffswelle mit der Erpressersoftware "WannaCry", sogenannter Ransomware, Schlagzeilen. Die Software infizierte weltweit zahlreiche Windows-Computer. In Deutschland traf der Angriff unter anderem Rechner der Deutschen Bahn, so dass selbst auf Anzeigetafeln an Bahnhöfen Lösegeld-Forderungen auftauchten.
Pikant machte den Angriff unter anderem, dass "WannaCry" eine Windows-Schwachstelle ausgenutzte, die dem US-Geheimdienst NSA wohl schon lange bekannt war. Die NSA behielt dieses Wissen aber zunächst für sich, statt Microsoft zu informieren. Dann jedoch wurde der NSA Daten gestohlen, eine Gruppe namens "Shadow Brokers" stellte Informationen zur Lücke ins Netz.
Equifax
Bei einem Hackerangriff auf den US-Finanzdienstleister Equifax sind die Daten von möglicherweise 143 Millionen US-Verbrauchern kompromittiert worden. Die Attacke habe von Mitte Mai bis Juli 2017 gedauert, teilte das Unternehmen mit. In Hunderttausenden Fällen hätten die Kriminellen Zugriff auf sensible Daten wie Sozialversicherungs- oder Kreditkartennummern gehabt.
Equifax hatte den Einbruch eigenen Angaben zufolge im Juli bemerkt und gestoppt, aber die Betroffenen erst im September informiert. Die Angreifer hätten sich auch Zugang zu Namen, Geburtsdaten und Adressen verschafft, heißt es weiter. Die Kombination aus diesen Informationen kann es Betrügern etwa ermöglichen, Kredite in fremdem Namen aufzunehmen. Ende September trat der Firmenchef Richard Smith infolge des Skandals zurück.
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