Zuschlag "Sixpack" für 25.050 Euro versteigert

Die Auktion ist beendet und sechs junge Frauen aus Gütersloh sind versteigert: Für stolze 25.050 Euro lassen sie sich nun zu einer Party einladen. Weiter geht es mit einer neuen Website, viel Konkurrenz, Geldgier und Fragen, wie man mit dem seltsamen Ruhm mit Anstand umgeht.

Wie immer bei Online-Auktionen ging es in den letzten Minuten noch einmal so richtig ab: Am Ende stiegen die lange Zeit bei circa 12.000 Euro stabilen Gebote auf astronomische Höhen. Zuletzt prangte die satte Zahl von 25.050 Euro  auf dem Bildschirm. Was man dafür bekam: sechs junge Frauen aus Gütersloh, die sich als "Partyzubehör" anboten.

Das "Sixpack" hat seinen Weg gefunden, mit der überraschenden Prominenz umzugehen. Nach anfänglichem Zögern lassen sich die Frauen auf Gespräche mit der Presse ein - allerdings nicht mit jedem. Was als harmloser Spaß begann, soll auch harmlos bleiben.

Und doch gehen sie in die Offensive: Eine eigene Website  informiert den vermuteten Kreis der Fans über anstehende Medientermine und bietet eine Presseschau. Bei RTL sind die Damen heute gleich mehrere Male zu sehen: Um 6.00, 9.00 und 12.00 Uhr - und abends bei "Explosiv" ab 19.10 Uhr. Das geht ja heiter weiter.

Aber ihr Thema ist ja auch nicht sachlich: Versteigert haben sie sich als Dienstleisterinnen zur Förderung des Partyspaßes. Noch verraten sie nicht, wer den Zuschlag bekommen hat.

Die Konkurrenz beißt

Weit weniger diskret und vorsichtig geht da die Konkurrenz mit dem Sixpack um: Längst tummeln sich Trittbrettfahrer und Nachahmer in den Auktionen. Die aggressivste Variante ersetzte in der Berichterstattung von "Bild-Online" am Wochenende bald das "Sixpack", nachdem dieses die Kommunikation mit dem Bolulevardblatt verweigerte: Die "Partygranaten" sind nach eigener Auskunft "die jüngere Alternative der coolen Partyidee" - und bereit, das der (Medien-) Öffentlichkeit auch laut und deutlich mitzuteilen.

Die vier "Granaten" im Alter von 24 bis 26 Jahren garantieren so stutenbissig wie offenherzig  cellulitefreien Partyspaß und setzen der Bierkiste der westfälischen Frauen die unter "U-30"-Trinkern beliebte Partyplörre Becks Gold entgegen: Ein Schwein, wer Böses dabei denkt. Der Auktions-Gag droht zur Markenschlacht um Sponsorpartner zu werden. Das Ende ist offen, Fortsetzung folgt - derweil darf die Geschichte als mahnendes oder schnellstens nachahmungswertes Beispiel dienen, je nach Perspektive.

Ein Brüller wäre es, wenn sich alles am Ende als Werbegag entpuppte. Egal, ob die Auktion so gedacht war oder nicht, sie ist es ja längst: Auch die Leitung von eBay bemühte sich um die Wahrung eines sauberen, förderlichen Images der Aktion und nahm durch die Streichung einzelner Bieter Einfluss auf den Ablauf.

Auf der Gewinnerseite stehen also neben den Gütersloher Frauen die Brauerei Krombacher, die sich über (bisher) kostenlose Werbung freuen darf, das Unternehmen eBay und nicht zuletzt die Medien, denn mit solchen Geschichten lockt man Leser, Hörer und Zuschauer. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Akademiker zwecks Erforschung des Themas "Inszenierung von Öffentlichkeit in der Spaßgesellschaft" auf das Thema stürzt. Das Resultat der Untersuchung nehmen wir schon einmal vorweg: "Karriere" machen immer höchstens ein oder zwei Kandidaten. Einen Party-Versteigerungs-Kult brauchen wir also kaum zu befürchten und gönnen uns die schnell verderbliche Mode als flockige Kurzweil: Sind wir nicht alle ein bisschen Bohlen?

Frank Patalong

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