Das Timing war so nicht geplant, hätte aber kaum besser sein können. Einen Tag, nachdem Facebook und die zu ihm gehörenden Dienste WhatsApp und Instagram stundenlang ausgefallen waren, hat die ehemalige Facebook-Managerin Frances Haugen am Dienstag in einer Anhörung vor dem US-Senat ihren früheren Arbeitgeber scharf angegriffen.
Frances Haugen, Ex-Facebook-Managerin:
»Facebook will, dass ihr glaubt, man könne die Probleme, über die wir sprechen, nicht lösen. Sie wollen, dass ihr an falsche Entscheidungen glaubt. Sie wollen euch glauben machen, dass ihr zwischen einem Facebook voller spalterischer und extremer Inhalte oder dem Verlust eines der wichtigsten Werte wählen müsst, auf dem unser Land gegründet wurde: der Meinungsfreiheit.«
Die Plattform würde stets den eigenen Profit über die Sicherheit seiner Nutzer stellen, kritisierte Haugen. Facebook ist das weltgrößte soziale Netzwerk und verdient sein Geld mit dem Verkauf der Daten seiner etwa 3,5 Milliarden Nutzer an Werbekunden. Der Tech-Konzern steht massiv in der Kritik, weil er Fake News und rassistische Propaganda nicht konsequent von seinen Seiten verbanne. Zudem würden junge Mädchen auf Instagram mit einem falschen Körperbild konfrontiert, so die Whistleblowerin Haugen.
Frances Haugen, Ex-Facebook-Managerin:
»Facebook muss neue Nutzer finden, wenn es weiterwachsen will. Sie müssen sichergehen, dass die nächste Generation genauso auf Instagram involviert ist wie die jetzige. Das tun sie, indem sie für Kinder Gewohnheiten erschaffen, bevor diese eine gute Selbstkontrolle besitzen. Indem sie sie süchtig machen.«
Besonders einflussreich sei das soziale Netzwerk auch in politischen Konflikten wie der Rohingya-Vertreibung in Myanmar oder dem Angriff auf das US-Kapitol im Januar sowie im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen gewesen.
Frances Haugen, Ex-Facebook-Managerin:
»Facebook hat seine Sicherheitseinstellungen im Vorfeld der Wahlen geändert, weil sie wussten, dass sie gefährlich sind. Und weil es weiterwachsen wollte. Nach den Wahlen wollten sie dies beschleunigen und sind zurück zu den ursprünglichen Einstellungen. Am 6. Januar mussten sie diese wieder erhöhen, das ist sehr problematisch.«
Firmenchef Mark Zuckerberg verteidigte sein Geschäftsmodell am Mittwoch in einer Mail an die Mitarbeiter: Die Werbekunden von Facebook hätten kein Interesse daran, ihre Anzeigen neben wuterregenden Inhalten zu platzieren. Bisher stellte Zuckerberg keine Änderungen in Aussicht.