Abhörskandal "News of the World"-Belastungszeuge tot aufgefunden
Der britische Journalist, der als erster zum Abhörskandal um die Boulevardzeitung "News of the World" ausgepackt hat, ist tot. Die Polizei geht nicht von einer Straftat aus.
London - Ein ehemaliger Reporter der eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" ist am Montag tot in seiner Wohnung gefunden worden. Die Polizei bestätigte laut "Guardian", dass es sich um Sean Hoare handele, den Journalisten, der 2010 als erster den damaligen britischen Regierungssprecher Andy Coulson belastet hatte. Hoares Tod sei bisher zwar ungeklärt, ein Verdacht auf eine Gewalttat bestehe jedoch nicht.
Hoare hatte als erster ehemaliger "News of the World"-Angestellter über die Praktiken der Zeitungen ausgepackt. In der "New York Times" hatte er seinen früheren Chefredakteur Coulson beschuldigt, nicht nur von illegalen Recherchepraktiken bei dem Blatt gewusst, sondern diese aktiv unterstützt zu haben.
Als in den vergangenen Wochen immer mehr Details des Abhörskandals ans Licht kamen, hatte sich Hoare erneut geäußert. Er stehe zu dem, was er seit dem ersten Interview mit der "New York Times" gesagt habe. "Da kommt noch mehr, das geht nicht mehr weg", hatte er den Verantwortlichen prophezeit und die Hoffnung geäußert, dass durch den Skandal im Journalismus aufgeräumt werden würde.
Der "Guardian" zeichnet in einem Nachruf Hoares Weg vom Reporter auf Kokain zum Whistleblower mit Gewissensbissen nach und lobt seinen Mut. Hoare hatte aus seiner Drogen- und Alkoholvergangenheit nie ein Geheimnis gemacht. Im Zusammenhang mit seinen Aussagen jedoch sei das irrelevant, hatte er erst vergangene Woche betont. Gesundheitlich habe er sich trotz Entzugs nie wieder ganz erholt, schreibt der "Guardian".
Sean Hoare und Andy Coulson, der Mann, den er anschwärzte, hatten bereits bei der Boulevardzeitung "The Sun" zusammengearbeitet und waren Freunde. Gegen Coulson wird aktuell im Zusammenhang mit dem Abhörskandal ermittelt.
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