Von der Polizei gestoppt AfD-Großspender spritzt nicht zugelassenen Impfstoff

Winfried Stöcker am Lübecker Flughafen: Die Polizei stoppte die illegale Impfaktion
Foto:Markus Scholz/ dpa
Winfried Stöcker ist eine schillernde Persönlichkeit – um es zurückhaltend zu formulieren. Der Arzt und Medizinprofessor verkaufte sein auf Labordiagnostik spezialisiertes Unternehmen Euroimmun für eine hohe Summe, hat viele Patente angemeldet und ist weltweit gut im Geschäft. Als Investor schlägt er vor allem in Ostdeutschland hohe Wellen.
In Görlitz kaufte Stöcker das historische Jugendstil-Kaufhaus, optisch eine Art KaDeWe des Ostens; dort drehte Regisseur Wes Anderson den Film »Grand Budapest Hotel« mit den Stars Tilda Swinton, Ralph Fiennes und Willem Dafoe. Und an seinem Firmenstandort in Lübeck kaufte Stöcker den Flughafen und gründete eine eigene Fluglinie.
Deutschlandweit machte Stöcker zunächst mit fremdenfeindlichen Äußerungen Schlagzeilen , später spendete er hohe Summen an die AfD. Zuletzt gab er bekannt, einen eigenen Impfstoff zu entwickeln und an sich selbst zu testen. Diese Vakzine wollte er am Wochenende am Lübecker Flughafen an Freiwillige verimpfen. Zugelassen ist sie aber bislang nicht.
Die Polizei stoppte die Impfaktion am Samstag, wie die »Bild« berichtet. Am Nachmittag hätten 150 Menschen im Airport gewartet, und 50 hätten eine Impfdosis verabreicht bekommen, so die Zeitung. Als die Polizei einschritt, seien Spritzen und Impflisten sichergestellt und Personalien aufgenommen worden.
Nicht zum ersten Mal sorgt Stöcker für Aufregung. Ein Benefizkonzert für Flüchtlinge, das in seinem Kaufhaus in Görlitz geplant war, sagte er ab. »Mir sind so viele ausländische Flüchtlinge nicht willkommen«, sagte der Unternehmer der »Sächsischen Zeitung«. »Ich habe die Veranstaltung untersagt, weil ich den Missbrauch unseres Asylrechtes nicht unterstützen will.« Das sind die harmloseren Sätze aus dem Interview, danach wird es offen rassistisch.
Erst FDP-Mitglied, dann AfD-Anhänger
Sein selbst entwickelter Impfstoff brachte Stöcker ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ein . Fast zeitgleich tauchte sein Name auf Spenderlisten der AfD auf, wie der SPIEGEL berichtete. 2019 spendete der Unternehmer 20.000 Euro an die rechtsradikale Partei.
Stöcker war einst in der FDP, sein Anwalt im juristischen Streit über die Selbstimmunisierungen war der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki. Aus der Partei trat Stöcker nach eigener Darstellung nach der Kurzzeitwahl des Thüringer FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten aus. Kemmerich war im Februar 2020 mithilfe von AfD-Stimmen ins Amt gewählt worden und danach in weiten Teilen der Bundes-FDP in Ungnade gefallen.
Aus seiner Sympathie für die AfD macht Stöcker keinen Hehl: »Die AfD hat viele gute Ansichten und verbreitet auch einige schlechte«, sagte er dem SPIEGEL. Ob er der Partei weitere Gelder zukommen lassen wolle? »Spenden werde ich wie immer nach aktueller Gemütslage«, sagte er. Er werde aber, betonte er, »nicht in die Partei eintreten«.